Politik

Lagebericht Ukraine: Russland und Belarus starten Manöver

Ohne vorherige Ankündigung hat Russland im Pazifik mit einem großen Flottenmanöver begonnen. Auch Belarus lässt das eigene Militär überraschend trainieren.
14.04.2023 17:31
Aktualisiert: 14.04.2023 17:31
Lesezeit: 3 min
Lagebericht Ukraine: Russland und Belarus starten Manöver
Wladimir Putin, Präsident von Russland, und Alexander Lukaschenko, Präsident von Belarus, am 7. April in Moskau. (Foto: dpa) Foto: Mikhail Klimentyev

Vor dem Hintergrund massiver Spannungen mit dem Westen hat Russland bei einer unangekündigten Überprüfung seine gesamte Pazifikflotte in Alarm- und Gefechtsbereitschaft versetzt. Auch das verbündete Nachbarland Belarus begann am Freitag mit einer Militärübung - die der autoritären Staatsführung zugleich als Kulisse für nukleare Drohungen diente.

Während in der Ukraine insbesondere um die Stadt Bachmut im Osten weiter erbittert gekämpft wird, erwartet man in Russland an diesem Wochenende den chinesischen Verteidigungsminister. Auf chinesische Waffenhilfe für den vor mehr als einem Jahr begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine kann Moskau dabei aber offenbar kaum hoffen.

Russland startet überraschend Flottenmanöver im Pazifik

Bei einer Truppenübung werde die Abwehr einer versuchten Feindlandung auf die südlichen Kurileninseln und die Insel Sachalin trainiert, erklärte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Nach Angaben von Generalstabschef Waleri Gerassimow verläuft das Manöver in drei Etappen - von der Mobilisierung der Truppen über das Auslaufen der Schiffe bis hin zu simulierten Kampfhandlungen.

Flaggschiff der russischen Pazifikflotte ist der Raketenkreuzer Warjag. Daneben sind 3 Fregatten und rund 60 kleinere Kriegs- und Landungsschiffe sowie etwa 20 U-Boote, darunter auch Atom-U-Boote, im Dienst. An der Übung sollen auch Teile der Luft- und Raketenstreitkräfte sowie Versorgungseinheiten teilnehmen. Brisant ist das Manöver auch deshalb, weil es um die vier südlichsten Inseln der Kurilen seit Jahrzehnten Streit mit Japan gibt.

Insbesondere seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine vor mehr als einem Jahr werfen internationale Beobachter Russland immer wieder vor, militärische Drohkulissen aufzubauen. Zuletzt sorgte Moskau etwa auch mit der Ankündigung für Aufsehen, taktische Atomwaffen im Nachbarland Belarus zu stationieren - wo am Freitag ebenfalls ein unangekündigtes Militärmanöver begann.

Belarus: Verteidigungsminister droht Westen bei Militärmanöver

Der Verteidigungsminister der autoritär geführten Ex-Sowjetrepublik, Viktor Chrenin, nutzte diese Gelegenheit auch für eine Drohgebärde in Richtung Westen: «Wenn nötig, werden wir auch strategische Atomwaffen haben. Wir befassen uns schon mit der Vorbereitung bestehender Startrampen», sagte Chrenin auf einem Truppenübungsplatz. Sollte die feindselige Rhetorik des Westens anhalten, werde das «der nächste Schritt» sein, erklärte der General.

Zuvor hatte auch der als «letzter Diktator Europas» kritisierte Machthaber Alexander Lukaschenko solche Drohungen ausgesprochen. Das nun gestartete Manöver im westlichen Gebiet Brest stellte die belarussische Führung derweil als Truppenüberprüfung in besonders großem Rahmen dar. So sei eine ganze Brigade mit 6000 Soldaten mobilisiert und in Marsch gesetzt worden, hieß es.

Belarus ist politisch, wirtschaftlich und militärisch stark abhängig von Moskau. Russland hat seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch von belarussischem Gebiet aus gestartet.

London: Ukrainische Verteidigung in Bachmut stark unter Beschuss

In der angegriffenen Ukraine hält die nationale Verteidigung unterdessen nach Einschätzung britischer Geheimdienste noch immer die westlichen Bezirke der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut. Sie sei aber in den vergangenen 48 Stunden «besonders starkem russischen Artilleriebeschuss» ausgesetzt gewesen, wie das Verteidigungsministerium in London mitteilte. Grund dafür sei, dass die Streitkräfte des russischen Verteidigungsministeriums und der russischen Söldnertruppe Wagner besser kooperierten.

Die ukrainischen Streitkräfte stehen den britischen Geheimdiensten zufolge vor erheblichen Nachschubproblemen. Sie hätten sich aber geordnet aus Positionen zurückgezogen, die sie aufgeben mussten.

Die Lage im schwer umkämpften Bachmut, wo vor dem Krieg rund 70 000 Menschen lebten, hat sich nach Angaben beider Kriegsparteien in den vergangenen Tagen weiter zugespitzt. Nach monatelangen und verlustreichen Kämpfen hatten die russischen Angreifer zuletzt eigenen Angaben zufolge Geländegewinne erzielt und rund 80 Prozent der Stadt erobert. Kiew wiederum will die inzwischen fast völlig zerstörte Stadt trotz der Probleme nicht aufgeben.

Chinas Verteidigungsminister reist nach Russland

In Russland wird an diesem Sonntag der chinesische Verteidigungsminister Li Shangfu erwartet. Sowohl Russland als auch China bestätigten den Besuch vom 16. bis zum 18. April. Es seien Gespräche mit seinem russischen Amtskollegen Schoigu geplant.

Peking ist ein wichtiger Verbündeter Moskaus - hat aber bekräftigt, Russland im Krieg gegen die Ukraine aktuell und auch künftig nicht mit Waffen zu unterstützen. «Wir liefern und werden ja auch später keine Waffen an Konfliktparteien liefern», sagte Außenminister Qin Gang nach einem fast zweistündigen Gespräch mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Peking.

Zudem kontrolliere man den Export sogenannter Dual Use-Güter, die zivil und militärisch verwendet werden können, entsprechend der Gesetzeslage. Baerbock hatte die chinesische Regierung zuvor eindringlich aufgefordert, sich stärker als bisher in Moskau für ein Ende des Krieges einzusetzen. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...