Finanzen

China wickelt Außenhandel erstmals mehrheitlich in Yuan ab

Lesezeit: 3 min
02.05.2023 13:00
China forciert die Abkehr vom US-Dollar - entsteht ein multipolares Währungssystem?
China wickelt Außenhandel erstmals mehrheitlich in Yuan ab
Frachtschiffe in der südchinesischen Provinz Guangxi: China wickelte erstmals den Großteil seines Außenhandels in Yuan ab. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

China hat seinen Außenhandel im März zum ersten Mal mehrheitlich in der eigenen Landeswährung abgewickelt. Die Verwendung des US-Dollars wurde hingegen signifikant zurückgefahren.

Der für Währungsreserven und internationale Handelsbeziehungen zuständigen State Administration of Foreign Exchange (SAFE) zufolge stieg das in Renminbi („Yuan“) abgerechnete Handelsvolumen Chinas zwischen Februar und März von umgerechnet 434.5 Milliarden Dollar auf 549.9 Milliarden Dollar.

Wie Silk Road Briefing berichtet, wurden im März demnach 48,8 Prozent aller grenzüberschreitenden Überweisungen und Einnahmen in Yuan abgerechnet. Der Anteil des Dollars sank hingegen von 48,6 Prozent auf 46,7 Prozent.

Wie SAFE mitteilte, bezieht sich das Volumen des grenzüberschreitenden Handels sowohl auf laufende Verrechnungskonten als auch auf die Kapitalbilanz.

Multipolare Währungsordnung

China greift in seinen Handelsbeziehungen zunehmend auf die eigene Währung oder die Währungen der jeweiligen Handelspartner zurück, um seine Abhängigkeit von der amerikanischen Weltleitwährung zu verringern. Parallel dazu baut das Land seinen immensen Bestand an amerikanischen Staatsanleihen ab.

Die Instrumentalisierung des Dollars ermöglicht es der Regierung in Washington, gezielt Sanktionen gegen ausländische Banken und Unternehmen zu erlassen – etwa, indem diese vom internationalen Finanzkommunikationsnetzwerk SWIFT ausgeschlossen werden oder indem amerikanischen Großbanken untersagt wird, in Dollar lautende Transaktionen für ausländische Kunden abzuwickeln.

Die USA und auch die EU-Staaten hatten in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Sanktionen verhängt, unter anderem gegen den Iran, Russland, Nordkorea und Venezuela. Der Angriff Russlands auf die Ukraine allerdings wurde von beiden Machtblöcken mit bis dato beispiellosen Strafmaßnahmen geahndet, darunter auch der Einfrierung der russischen Währungsreserven im Umfang von rund 300 Milliarden Dollar.

Seitdem versuchen neben Russland und China auch weitere Länder, ihre Handelsbeziehungen unabhängiger vom US-Dollar aufzubauen und somit mögliche Sanktionen aus dem Westen abzublocken – darunter etwa Indien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien und Brasilien, dessen Staatspräsident Luiz Ignacio Lula da Silva jüngst im Rahmen eines Staatsbesuchs bei Chinas Präident Xi Jinping eine Umstellung des bilateralen Handels auf Yuan und Real vereinbart hatte.

Da China die größte Handelsnation der Welt und gemessen an Kaufkraftparitäten auch heute schon die größte Wirtschaftsmacht der Welt ist, schlägt sich der Bedeutungszuwachs des Renminbi im Außenhandel auch unweigerlich in einer Aufwertung des Renminbi im Welthandel nieder, die auf Kosten den Dollars vollzogen wird.

Die chinesische Regierung verfolgt seit einigen Jahren das Ziel, den Renminbi zu einer international akzeptierten Handelswährung aufzuwerten. Hierfür würden erste strukturelle Vorarbeiten geschaffen - etwa an der Schanghaier Börse und im Zuge von Finanzkooperationen und Währungsswap-Vereinbarungen mit rund 30 Ländern.

Noch ist der Dollar sowohl die wichtigste Handels- als auch die bedeutsamste Reservewährung, allerdings mit abnehmender Tendenz. So betrug der Anteil des Dollars an den weltweiten Devisenreserven im Jahr 2001 etwa 73 Prozent. 2021 waren es noch 59 Prozent. Im Handelsverkehr hält sich die US-Währung um Werte von 70 bis 80 Prozent und ist damit noch immer um ein Vielfaches bedeutsamer als Euro, Renminbi oder Yen.

Der relative Bedeutungsverlust des Dollar spiegelt sich auf ökonomischer Ebene in einem relativen Bedeutungsverlust der USA in der Weltwirtschaft wider. So schrumpfte der Anteil der US-Volkswirtschaft an der Weltwirtschaft zwischen 1980 und 2020 von 32 Prozent auf 24 Prozent und ist seitdem weiter zurückgegangen. Der Anteil am Welthandel sank im gleichen Zeitraum von 14 Prozent auf 11 Prozent.

Die meisten Beobachter rechnen derzeit allerdings damit, dass der Dollar insbesondere seinen dominanten Reservestatus auf absehbare Zeit verteidigen kann und verweisen zur Begründung auf die in China geltenden Kapitalverkehrskontrollen und den im Vergleich zu den USA weniger ausgeprägten und offenen Kapitalmarkt. Dennoch macht der Renminbi in beiden Bereichen Boden gut, nicht zuletzt, weil China inzwischen für die meisten Länder der Welt zum wichtigsten Handelspartner aufgestiegen ist.

Möglich ist, dass das gegenwärtig vom Dollar geprägt Weltwährungssystem mittelfristig einem multipolaren Weltwirtschaftssystem weichen wird, in dem neben den Dollar andere Währungen gleichberechtigt als international akzeptiertes Zahlungsmittel existieren. Es zeichnet sich ab, dass in Nordamerika, Europa und Ländern wie Australien und Japan Dollar und Euro weiterhin stark vertreten sein könnten, während der Renminbi zu einer der wichtigsten Währungen in Asien, Afrika und Südamerika aufsteigen könnte.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...