Der schwedische Immobilienvermieter Samhallsbyggnadsbolaget i Norden AB (SBB) könnte ein Opfer Schwedens schuldengeplagten Immobiliensektors werden. SBB teilte zum Start der Woche mit, dass es Optionen, wie den Verkauf der gesamten Gruppe oder Teilen davon, aber nicht eine Aktienausgabe erwäge, um den Konzern aufrechtzuerhalten.
Prognosen zufolge wird Schweden in diesem Jahr eine der am schlechtesten abschneidenden Volkswirtschaften in Europa sein. Nach Angaben der Financial Times ist dies auf sinkende Immobilienpreise und hohe Verschuldung (von privaten Haushalten sowie Unternehmen) zurückzuführen.
Immobilienkonzerne weltweit nutzten schon jahrelang niedrige Zinsen und steigende Preise, um sich zu verschulden, doch schwedischen Firmen fallen durch die Aufnahme kurzfristiger Kredite auf. Viele dieser Immobilien-Vermieter müssen diese Schulden jetzt - wo Zinssätze in die Höhe schießen - refinanzieren. Die schwedische Zentralbank hat ihren Leitzins seit Mai letzten Jahres von null auf 3,5 Prozent angehoben. Wirtschaftsexperten erwarten, dass es noch weitere Erhöhungen geben könnte.
Auch sind Hauspreise in Schweden aktuell im Sinkflug nachdem sie in den letzten zehn Jahren stetig gestiegen sind, gestützt durch extrem niedrige Zinssätze - wie auch in vielen anderen Teilen der Welt.
SBB: Fokus auf mietkontrollierte Sozialwohnungen
SBB sagte es erwäge eine Auflösung nach dem Einbruch der Aktien der Firma und zunehmender Besorgnis über die Höhe der derzeitigen Verschuldung. „Der Verwaltungsrat ist der Ansicht, dass der innere Wert des Unternehmens deutlich höher ist als der aktuelle Marktwert der SBB“, so die Firma. Der Rat hätte sich entschieden, dass es im besten Interesse der Aktionäre sei, die Prüfung strategischer Optionen auszuweiten. JPMorgan und der schwedischen Kreditgeber SEB seien als Berater engagiert worden.
Die Firma wurde im Jahr 2016 von Ilija Batljan, einem in Montenegro geborenen ehemaligen sozialdemokratischen Politiker, gegründet und expandierte sich schnell durch den Kauf mietkontrollierten Sozialwohnungen in Schweden und in anderen nordischen Ländern. Der Financial Times zufolge umfasst das Portfolio 2.000 Immobilien und wurde am Ende des ersten Quartals 2023 mit 12 Milliarden US-Dollar bewertet. SBB ist jedoch mit acht Milliarden US-Dollar verschuldet. Davon muss 15 Prozent im nächsten Jahr refinanziert werden und eine weitere 22 Prozent wird im darauffolgenden Jahr fällig.
Der Immobilien-Vermieter hat über die Monate verschiedene Schritte unternommen um aktuelle Probleme einzudämmen, einschließlich die Einstellung der Dividendenausschüttung und der Verkauf einer Beteiligung an einem Bauunternehmen.
Weltweite Immobilienmisere
Bloomberg berichtete vor Kurzem, dass die Konkurse schwedischer Unternehmen auf den höchsten Stand seit Beginn der Pandemie gestiegen sind, zum Teil weil die schwedische Zentralbank Kreditkosten erhöht hat, um die Inflation einzudämmen.
Nach Angaben des schwedischen Kreditauskunftsbüro UC gingen im September letzten Jahres in der größten nordischen Nation 635 Unternehmen in Konkurs - der höchste Stand seit Mai 2020 - und damit 38 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Weltweit stehen Immobilienmärkte unter starkem Druck. Die Situation in dem US-Immobiliensektor spitzt sich aktuell massiv zu. US-Investmentmanager warnen vor wachsenden Problemen in dem 5,6 Milliarden US-Dollar Gewerbeimmobilien-Sektor nach den jüngsten Zusammenbrüchen regionaler Banken dort. Steigende Zinsen, sinkende Preise und eine schwache Nachfrage nach Büroflächen im Anschluss an die Pandemie machen der Branche dort zu schaffen.
In Deutschland ist das Neugeschäft mit Immobilienkrediten im ersten Quartal gegenüber einem sehr starken Vorjahres-Zeitraum eingebrochen und Nachfragen bleiben auf niedrigem Niveau - das jüngste Zeichen der größeren Krise auf dem Wohnmarkt. Dies, nachdem sich die ernste Situation im Wohnungsbau verschärft und die Zahl der Baugenehmigungen im März so stark einbrach wie seit 16 Jahren nicht mehr. Nur noch 24.500 Wohnungen wurden genehmigt und damit 29,6 Prozent oder 10.300 weniger als ein Jahr zuvor, laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts.