Wirtschaft

Die teuersten Städte Europas: Deutschland ist nicht dabei

Der starke US-Dollar hat den Index in einer Economist-Studie verzerrt. Verschiedene russische Städte kletterten nach oben, insbesondere zwei schossen in die Höhe. Und es gab eine winzige Ausnahme.
06.06.2023 10:20
Aktualisiert: 06.06.2023 10:20
Lesezeit: 2 min
Die teuersten Städte Europas: Deutschland ist nicht dabei
Überraschende Ergebnisse in einer Studie über die teuersten Städte in Europa. (Foto: dpa)

Überraschenderweise ist das Leben in Westeuropa im letzten Jahr im Vergleich zu anderen Ländern im Allgemeinen günstiger geworden, obwohl der Kontinent unter einem starken Anstieg der Lebenshaltungskosten litt. Doch volatile Devisenmärkte haben den diesjährigen Economist „Worldwide Cost of Living Survey Index“ stark beeinflusst.

Das geht aus einer jüngsten Economist-Studie hervor, eine halbjährliche Übersicht über die teuersten Städte der Welt, die einen Preisvergleich von mehr als 200 Produkten und Dienstleistungen in 172 Städten im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr durchgeführt hat. Um die Lebenshaltungskosten in verschiedenen Währungen zu vergleichen, wurden alle Preise in der Studie in US-Dollar umgerechnet.

Die US-Währung hat in dem Zeitraum der Studie jedoch stark an Wert gewonnen aufgrund der aggressiven Zinserhöhungen der US-Federal Reserve sowie Marktturbulenzen. Die relativen Kosten der Euroraum-Länder sanken dadurch um 5,5 Prozent und fielen in Großbritannien um 10,5 Prozent. „Hätte es im Jahr 2022 keine Währungsschwankungen gegeben, wären die in die Rangliste aufgenommenen deutschen Städte im Durchschnitt um vier Plätze aufgestiegen. Stattdessen fielen sie um 16 Plätze“, so die Autoren der Studie.

Teuersten Städte Europas alle in Russland, eine Ausnahme

Die Economist-Studie soll Unternehmen helfen, den Lebenshaltungskostenausgleich für Ausländische Staatsbürger zu berechnen. Obwohl die teuersten europäischen Städte wie Zürich, Genf und Paris weiterhin an der Spitze der Rangliste stehen (mit Kopenhagen und Oslo an vierter und fünfter Stelle), belegte der Kontinent im Jahr 2022 nur fünf der 20 Spitzen-Plätze. Im Vorjahr waren es noch zehn Spitzenplätze.

Osteuropäische Städte, mit Ausnahme von russischen Städten, fielen um durchschnittlich um sieben Plätze, während die in Großbritannien im Durchschnitt um 21 Plätze fielen. Unter den zehn Städten mit den stärksten Rückgängen waren fünf in Europa. „Die einzigen europäischen Städte, die nach oben kletterten, waren – abgesehen vom winzigen Reykjavík – alle in Russland“, so die Autoren.

„Obwohl Analysten nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine die Prognosen für den Rubel negativ beurteilten, hat die Währung bis Ende April alle ihre Verluste wieder aufgeholt – dank Zinserhöhungen, Kapitalverkehrskontrollen und hohen Öl- und Gaspreisen“.

Verbraucherpreise in Russland sind mittlerweile in die Höhe geschossen. Dem Economist zufolge stiegen Preise in Moskau letztes Jahr in um 17 Prozent und in St. Petersburg um 19 Prozent. Die beiden Städte schossen in der Studien-Rangliste um jeweils 88 und 70 Plätze nach oben.

Lebenshaltungskosten-Krise in Europa

Der Kontinent litt letztes Jahr unter einer Lebenshaltungskostenkrise. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen Verbraucherpreise um rund acht Prozent, während Energiepreise um 29 Prozent in die Höhe stiegen, so der Economist. In Deutschland ist die Inflation im März auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten gefallen. Energie kostete 3,5 Prozent mehr als vor einem Jahr, nach 19,1 Prozent im Februar – zum Teil wegen einem günstiger Basiseffekt.

Doch Ökonomen und Finanz-Experten zufolge ist dies nur die Ruhe vor dem Sturm. "Der unterliegende Preisanstieg ist noch immer sehr hoch. Dabei dürfte es noch lange bleiben“, so Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Schließlich rollt mit dem absehbaren starken Anstieg der Löhne eine neue Kostenwelle auf die Wirtschaft zu.“

Die Economist-Studie kam zu dem Schluss: Während europäischen Städte zu den teuersten der Welt gehören, wurden sie im vergangenen Jahr, vor allem dank der volatilen Devisenmärkte, etwas preisgünstiger.

In einer separater Economist-Studie, die vor Kurzem erschienen ist und die Lebensqualität in europäischen Großstädten untersucht hat, gab es große Unterschiede zwischen Ost- und West-Europa. Unter den Top 10 Städten waren drei deutsche Großstädte - Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...

DWN
Technologie
Technologie Bitkom-Umfrage: Deutsche kritisieren Abhängigkeit von KI-Anbietern aus dem Ausland
08.05.2025

Die Bevölkerung in Deutschland verwendet zunehmend Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig nimmt die Sorge über eine...

DWN
Politik
Politik Migrationspolitik: Wie die Neuausrichtung an den deutschen Außengrenzen aussehen könnte
08.05.2025

Das Thema illegale Migration und wer bei irregulärer Einreise an deutschen Landesgrenzen zurückgewiesen wird, beschäftigt die Union seit...