Finanzen

Erstmals seit 2 Jahren: Bank of England lässt Zinsen unverändert

Die Bank of England hat ihre Serie von Zinserhöhungen gestoppt, nachdem die Inflation überraschend gesunken war. Die Entscheidung fiel jedoch denkbar knapp aus.
21.09.2023 14:00
Aktualisiert: 21.09.2023 14:00
Lesezeit: 2 min
Erstmals seit 2 Jahren: Bank of England lässt Zinsen unverändert
Die Bank of England (BoE) stoppt die Serie von Zinserhöhungen. (Foto: dpa) Foto: Jordan Pettitt

Nach Anzeichen für ein Zurückweichen der Inflation stoppt die Bank of England (BoE) überraschend ihre Serie von Zinserhöhungen. Sie beschloss am Donnerstag, das geldpolitische Niveau von 5,25 Prozent beizubehalten. Die Entscheidung im geldpolitischen Komitee fiel denkbar knapp aus: Fünf Währungshüter stimmten für die Pause und vier für eine Anhebung. Die Londoner Notenbank hatte zuvor ein wahres Zinsfeuerwerk abgebrannt und auf 14 Sitzungen in Folge eine Erhöhung beschlossen. Nun hielten die Währungshüter ihr Pulver trocken, auch weil sich der Preisauftrieb zuletzt überraschend abschwächte. Die BoE folgt mit der Zinspause dem Beispiel der US-Notenbank Federal Reserve. Diese hatte zuletzt die Füße stillgehalten, allerdings auch einen weiterhin straffen Kurs signalisiert.

Die BoE erwartet, dass die Teuerung in Großbritannien in naher Zukunft weiter deutlich nachlassen wird - trotz des erneuten Aufwärtsdrucks durch die Ölpreise. Die Notenbank rechnet jedoch damit, dass die Inflation im Dienstleistungssektor erhöht bleiben wird. Mit 6,7 Prozent ist die Inflationsrate in Großbritannien noch immer eine der höchsten in Westeuropa. Das Ziel der Notenbank von 2,0 Prozent ist damit noch weit entfernt.

"Wegen der hohen Inflation war die Notenbank eigentlich in der Pflicht. Das knappe Abstimmungsverhältnis zeigt einen Riss im Komitee", meint Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. LBBW-Experte Elmar Völker geht allerdings davon aus, dass die Tür für eine weitere Leitzinsanhebung offen bleibt, zumal der Aufwärtsdruck auf die Löhne weiterhin kräftig sei: "Die Entscheidung, ob die BoE ihren Leitzins auf der folgenden Sitzung Anfang November ein dann mutmaßlich letztes Mal nach oben schraubt, dürfte aus heutiger Sicht erneut auf Messers Schneide stehen."

"KEIN GRUND ZUR SELBSTZUFRIEDENHEIT"

BoE-Chef Andrew Bailey betonte jüngst, die Zentralbank sei nach der Serie von geldpolitischen Straffungen "viel dichter" am Zinsgipfel dran. Mit Blick auf die Inflation sei an vielen Indikatoren abzulesen, dass sie voraussichtlich weiter den Rückzug antreten werde. In einem separaten Statement erklärte er nun, es gebe aber keinen Grund zur Selbstzufriedenheit: "Wir müssen sicherstellen, dass sich die Inflation wieder normalisiert, und wir werden weiterhin die notwendigen Entscheidungen treffen, um genau das zu erreichen."

Die Währungshüter beschlossen zudem, ihren Bestand an Staatsanleihen schneller abzuschmelzen als bislang üblich. Die Papiere waren in der Corona-Pandemie und in der globalen Wirtschaftskrise zur Stützung der Konjunktur erworben worden. Der Bestand soll binnen zwölf Monaten um 100 Milliarden Pfund (rund 115,7 Milliarden Euro) auf dann 658 Milliarden Pfund verringert werden. Dabei sollen Bonds abgestoßen oder aber auslaufende nicht mehr ersetzt werden. Zuletzt lag das Abbautempo nur bei 80 Milliarden Pfund binnen eines Jahres. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Panorama
Panorama Globale Anti-Tabak-Strategien unter Druck: WHO-Konferenz warnt vor Rückschritten
17.11.2025

Eine weltweite Initiative zur Eindämmung von Tabak- und Nikotinprodukten steht vor Herausforderungen: Trotz internationaler Abkommen setzt...

DWN
Finanzen
Finanzen Wachstum unter EU-Durchschnitt: Deutsche Wirtschaft 2026 mit vorsichtiger Erholung
17.11.2025

Die deutsche Wirtschaft startet 2026 voraussichtlich wieder durch, bleibt aber hinter dem europäischen Durchschnitt zurück. Laut der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche besucht Golfstaaten: Investitionen, Erdgas und Partnerschaften im Fokus
17.11.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche reist mit einer Wirtschaftsdelegation in die Golfregion, um die bilaterale Zusammenarbeit zu...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Vize warnt: KI-Hype könnte Börsenkorrektur auslösen
17.11.2025

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos schlägt Alarm: Der aktuelle Boom rund um Künstliche Intelligenz und hoch bewertete US-Tech-Aktien...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kinderarmut in Deutschland steigt – jedes siebte Kind ist armutsgefährdet
17.11.2025

Im vergangenen Jahr waren in Deutschland 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet – das entspricht rund 15...

DWN
Politik
Politik Ein diplomatischer Sturm zwischen Japan und China. Grund: Taiwan
17.11.2025

Japans neue Premierministerin Sanae Takaichi stellt klar: Ein chinesischer Angriff auf Taiwan wäre ein direkter Angriff auf Japans...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Gewinnmitnahmen auf hohem Kursniveau – kurzzeitige Konsolidierung erwartet
17.11.2025

Der Goldpreis bewegt sich weiterhin auf einem historischen Hoch über der psychologisch wichtigen Marke von 4.000 ÚS-Dollar – doch erste...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Pensionsberatung: Wie Mitarbeiter an der Wut der Kunden zerbrechen
17.11.2025

Immer mehr Pensionsberater werden von wütenden Kunden angeschrien, beleidigt oder bedroht. Der Ton im Umgang mit Versicherern verroht,...