Lesezeit: 2 min
07.10.2023 11:25  Aktualisiert: 07.10.2023 11:25
In Deutschland explodieren die Schulden. Besonders auf kommunaler Ebene laufen die Kosten aus dem Ruder.
Schulden der Kommunen explodieren
Die Verbindlichkeiten deutscher Kommunen steigen rasant. (Grafik: istockphoto.com/nevarpp)
Foto: nevarpp

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Deutschland hat sich die Verschuldung im öffentlichen Gesamthaushalt während der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Insgesamt schlossen Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung das erste Halbjahr mit einem Finanzierungsdefizit von 76,1 Milliarden Euro ab, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 32,9 Milliarden Euro.

Während die Ausgaben mit rund elf Prozent stark stiegen, konnten die Einnahmen dies mit einem Plus von rund sechs Prozent nicht wettmachen. Dennoch gab es mit Blick auf die verschiedenen Ebenen starke Unterschiede.

Die Haushalte der Länder waren mit einem Defizit in Höhe von 0,1 Milliarden Euro nahezu ausgeglichen. Auf Ebene der Gemeinden lag die Verschuldung bei 7,3 Milliarden Euro, während der Bund mit einem Minus von 64,2 Milliarden Euro den mit Abstand größten Teil der Verschuldung trug.

So schlugen sich die zuletzt stark gestiegenen Zinsen für Kredite und Darlehen vor allem auf Bundesebene nieder. Der Zinsaufwand des Bundes steigerte sich um 411,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 29,3 Milliarden Euro - und betrug damit mehr als fünfmal so viel wie ein Jahr zuvor. Bei den Ländern stieg der Zinsaufwand um lediglich 15,8 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro.

Sozialsystem und Zinsen: Kommunen steht das Wasser bis zum Hals

Die Schulden der Kommunen haben während der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als vervierfacht. Die Gemeinden und Gemeindeverbände ohne Stadtstaaten wiesen ein Finanzierungsdefizit von 7,3 Milliarden Euro auf, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im ersten Halbjahr 2022 hatte das Defizit lediglich bei 1,6 Milliarden Euro gelegen.

Hauptgründe für die erhöhten Aufwendungen waren angestiegene Regelsätze beim Bürgergeld (früher „Hartz4“) sowie die Aufnahme von Menschen aus der Ukraine im System der Sozialleistungen, berichtet Reuters. Ukrainer erhalten vom ersten Tag an Bürgergeld und alle dazugehörigen Leistungen in Deutschland.

Insgesamt stiegen die Ausgaben in diesem Bereich im ersten Halbjahr um 11,8 Prozent oder 3,9 Milliarden auf 37,1 Milliarden Euro an. Zudem erhöhte sich der Posten der Personalausgaben in den Kernhaushalten um 7,0 Prozent auf 37,1 Milliarden Euro.

Hauptgrund dafür war der Tarifabschluss 2023 im öffentlichen Dienst und insbesondere die Sonderzahlung zum Inflationsausgleich im Juni.

Während die Ausgaben mit insgesamt elf Prozent oder 16,6 Milliarden Euro stark stiegen, konnten die Einnahmen dies mit einem Plus von 7,3 Prozent oder 10,9 Milliarden Euro nicht wettmachen. Auf der Einnahmenseite stiegen die Steuereinkünfte um 4,0 Prozent, die Erlöse aus der Gewerbesteuer legten dabei um 3,1 Prozent zu.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...