Wirtschaft

Ifo-Chef Fuest: Nahost-Konflikt kann deutsche Wirtschaft belasten

Laut Ifo-Chef Clemens Fuest könnte sich der Nahost-Konflikt auch auf die deutsche Wirtschaft auswirken. Ein Eingreifen der USA oder Irans in die Situation könnte die Lage wirtschaftlich global verschärfen.
12.10.2023 15:06
Aktualisiert: 12.10.2023 15:06
Lesezeit: 1 min
Ifo-Chef Fuest: Nahost-Konflikt kann deutsche Wirtschaft belasten
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steht zu Beginn der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag. (Foto: dpa) Foto: Bernd von Jutrczenka

Der Nahost-Konflikt könnte dem Ifo-Institut zufolge auch die Konjunktur in Deutschland spürbar bremsen. „Die deutsche Industrie ist sowieso durch die eher schwächelnde globale Industriekonjunktur schon beeinträchtigt“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters in Berlin. „Und eine plötzliche Krise trifft die deutsche Wirtschaft ganz besonders.“ Dies habe die Finanzkrise 2008/09 gezeigt. „Da hatten wir einen massiven Rückgang nach Exportnachfrage.“ Das Muster sei klar: Eine schwächere Weltwirtschaft „bedeutet für uns, der Industriesektor wird getroffen“. Dieser sei gerade durch die Energiekrise ohnehin nicht so gut aufgestellt, sagte der Chef des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts am Rande einer Tourismus-Konferenz.

Eingriff mit Konsequenzen

Der Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel und dessen Vergeltungsschläge haben weltweit Sorgen ausgelöst, dass sich der Konflikt im Nahen Osten ausweiten könnte. Derzeit blieben die Auswirkungen womöglich noch begrenzt, sagte Fuest. Dies dürfte sich allerdings ändern, sollten die USA oder der Iran in den Konflikt eingreifen. Der Ökonom betonte, derzeit gebe es konjunkturell bereits Abwärtsrisiken durch das Straffen der Geldpolitik durch Notenbanken weltweit. „Wenn wir in die Wirtschaftsgeschichte schauen, hat es eigentlich nach einem solchen globalen Zinsanstieg in der Regel eine Rezession gegeben.“ Es gebe Hoffnung, dass eine derartige Talfahrt nicht komme. "Aber ein solcher Konflikt kann auch Auslöser sein für Erwartungsveränderungen an den Finanzmärkten", warnte der Ifo-Präsident. „Deshalb ist es im Moment eine fragile Situation und die wirtschaftlichen Risiken steigen vor diesem Hintergrund.“

Die meisten Fachleute sagen Deutschland 2023 ein Schrumpfen der Wirtschaftskraft von rund einem halben Prozent voraus. Wachstum dürfte es nach Einschätzung auch der Bundesregierung erst 2024 wieder geben. Dann soll es mit 1,3 Prozent nach oben gehen und 2025 erwartet Wirtschaftsminister Robert Habeck ein Plus von 1,5 Prozent. In diesem Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Shein, Temu & Co. betroffen: EU erhöht Kosten für Billigpakete aus Drittstaaten
12.12.2025

Um die Flut günstiger Online-Pakete aus Ländern wie China einzudämmen, beschließt die EU eine neue Importabgabe. Ab Juli 2026 sollen...