Politik

Vonovia-Chef fordert deutliche Senkung der Baukosten

Die Zahl der Neubauten in Deutschland ist drastisch gesunken. Vonovia-Chef Rolf Buch fordert die deutsche Politik auf, entschieden gegenzusteuern und konkrete Maßnahmen zu ergreifen.
19.10.2023 15:18
Aktualisiert: 19.10.2023 15:18
Lesezeit: 2 min

Vonovia-Chef Rolf Buch fordert angesichts der Wohnungsnot in Deutschland ein entschiedenes Gegensteuern der Politik, um den Neubau von Immobilien wieder anzukurbeln. „Die Baukosten müssen von 5.000 Euro pro Quadratmeter wieder auf 3.000 Euro pro Quadratmeter gesenkt werden“, sagte Buch der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei pocht er auf eine Senkung der Staatsquote an den Baukosten. Aber auch Vorschriften für das Bauen und das Mietrecht müssten angetastet werden. Sonst drohe für allem für junge Bürger ein zentrales Versprechen der Gesellschaft verloren zu gehen: „Früher hieß es: Wer fleißig ist, wird sich mit seinem Gehalt ein selbstbestimmtes Leben aufbauen können“, sagte Buch. „Ohne Wohnraum ist das aber nicht möglich.“

Die Zahl der Neubauten in Deutschland ist dramatisch eingebrochen, allein im August wurde nur der Bau von 19.300 Wohnungen genehmigt. Dem statistischen Bundesamt zufolge waren dies 31,6 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Vonovia und andere große Immobiliengesellschaften wie die LEG haben angesichts explodierender Zinsen und hoher Baukosten Neubauprojekte auf Eis gelegt. Vonovia arbeite noch die Projekte ab, die der Konzern in der Pipeline habe, sagte Buch. In zwei Jahren werde es dann aber einen Einbruch bei der Fertigstellung neuer Wohnungen geben.

Konkrete Maßnahmen gefordert

„Eine Senkung der Staatsquote an den 5.000 Euro Baukosten pro Quadratmeter wäre ein zentraler Hebel“, sagte der Chef des mit Abstand größten deutschen Immobilienkonzerns. Diese beläuft sich nach seinen Angaben auf rund 37 Prozent. Darin enthalten seien etwa die Mehrwertsteuer, die Grunderwerbsteuer und die Auflagen für soziale Infrastruktur und Parkplätze. Aber auch die Baustandards müssten abgesenkt werden. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) arbeite daran. „Aber das wird Jahre dauern“, beklagte Buch: „Wir müssen aber jetzt was tun.“

„Die Standards und die Staatsquote müssten gesenkt werden, wir brauchen eine stabile Förderung und eine Änderung des Mietrechts“, bilanzierte er. „Ist es sinnvoll, dass die Mietpreisbremse vermögende Menschen schützt?“, sagte Buch. „Die Mietpreisbremse sollte meines Erachtens diejenigen schützen, die bezahlbaren Wohnraum brauchen; aber nicht diejenigen, die sich auch teuren Wohnraum leisten können“, forderte er.

Förderprogramm möglich?

Angesichts der hohen Zinsen sprach sich Buch auch für ein Förderprogramm der KfW aus. Frankreich biete etwa „ein auf den Bau angepasstes Zinsprogramm an“. Sein Vorschlag laute: „Die KfW sollte ein Programm auflegen, bei dem man die ersten zwei Jahre zwei Prozent zahlt und diese dann zum Ende der Laufzeit anwachsen“, sagte Buch. „Das wäre eine große Hilfe für viele.“ Wegen des Mangels an Wohnraum gehe er davon aus, „dass die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der gegenwärtigen Politik massiv steigen wird“. In Berlin hätten etwa viele junge Menschen „kaum eine Chance, eine ihren Bedürfnissen entsprechende Wohnung zu finden“.

Bundeskanzler Olaf Scholz und Geywitz hatten Ende September angekündigt, den lahmenden Wohnungsbau mit einem 14-Punkte-Maßnahmenpaket ankurbeln zu wollen. Der rasante Zinsanstieg und gestiegene Materialpreise machen der Immobilienwirtschaft und der Baubranche schwer zu schaffen. Einige Projektentwickler sind bereits in die Insolvenz gegangen. Das Ziel der Regierung, dass 400.000 neue Wohnungen im Jahr gebaut werden, ist in weiter Ferne gerückt. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Kanada-Wahl: Liberale siegen knapp – Trump mischt sich ein
29.04.2025

Auf dem Wahlzettel stand Trump in Kanada nicht – trotzdem wirbelte der US-Präsident die Parlamentswahl im Nachbarland durcheinander. Den...

DWN
Politik
Politik Trumps nächster Coup: Tiefseebergbau in internationalen Gewässern
29.04.2025

US-Präsident Donald Trump verfolgt eine neue wirtschaftspolitische Linie, die das umstrittene Thema Tiefseebergbau in den Fokus rückt....

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Jetzt in Gold investieren – warum Edelmetalle unbedingt ins Portfolio gehören
29.04.2025

Goldpreis aktuell? Weiterhin auf Rekordkurs! Während der US-Dollar und die Weltwirtschaft unter Druck geraten, ist das gelbe Edelmetall...

DWN
Politik
Politik Ehemaliger NATO-Generalsekretär Rasmussen warnt: Der Westen steht vor dem Kollaps – Europa muss sich von den USA emanzipieren
29.04.2025

Der frühere NATO-Generalsekretär und dänische Premierminister Anders Fogh Rasmussen warnt vor dem endgültigen Bruch der...

DWN
Technologie
Technologie AI Continent Action Plan: Wie Europa die USA und China vom KI-Thron stoßen will
28.04.2025

Die Europäische Kommission hat einen ehrgeizigen Plan vorgestellt, um Europa zur führenden Kraft im Bereich der Künstlichen Intelligenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Auto-Förderung: Wie geht es weiter und was plant die neue Bundesregierung?
28.04.2025

Das Ziel bleibt eindeutig – der genaue Weg aber offen. "Wir werden die E-Mobilität mit Kaufanreizen fördern", steht im...

DWN
Politik
Politik Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister: Steuerzahlerbund kritisiert Selbstbedienung
28.04.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boeing unter Druck: Zölle verschärfen die Krise beim größten US-Exporteur
28.04.2025

Boeing, der größte US-Exporteur, steckt seit Jahren in einer Krise. Neue Zölle und Handelskonflikte verschärfen sie weiter. Die...