Unternehmen

Deutsche Wirtschaft in Sorge: China beschränkt Graphit-Export

Graphit ist für den Bau von Elektroautobatterien unerlässlich. China als weltgrößter Produzent erschwert die Ausfuhr ab Dezember massiv. Damit spielt China seine Rohstoffmacht ein weiteres Mal aus.
21.10.2023 22:07
Aktualisiert: 21.10.2023 22:07
Lesezeit: 2 min

Der weltgrößte Graphit-Produzent China führt Exportkontrollen für den unter anderem für Elektroautobatterien unerlässlichen Rohstoff ein. Ab dem 1. Dezember müssen heimische Exporteure eine Ausfuhrgenehmigung für mehrere Graphitprodukte einholen, wie das Handelsministerium in Peking am Freitag ankündigte. Begründet wird der Schritt mit der „Gewährleistung von Sicherheit und Stabilität der globalen Liefer- und Industriekette“. Auch von einem „besseren Schutz der nationalen Sicherheit und Interessen“ war die Rede. Die Maßnahme richte sich nicht gegen ein bestimmtes Land.

China ist der weltweit größte Graphitproduzent und -exporteur. Das Land verarbeitet außerdem mehr als 90 Prozent der weltweiten Graphitmenge zu Material, das in praktisch allen Elektroautobatterien verwendet wird. Zu den wichtigsten Abnehmern des Rohstoffs aus der Volksrepublik gehören Japan, die USA, Indien und Südkorea, wie aus chinesischen Zolldaten hervorgeht. Die neuen Beschränkungen ähneln denen, die seit dem 1. August die Metalle Gallium und Germanium gelten, die wichtig für die Herstellung von Halbleitern sind. Diese führten dazu, dass die Exporte dieser Metalle stark eingeschränkt wurden und die Preise außerhalb des Landes in die Höhe trieben. Experten sehen in den Exportkontrollen eine Reaktion auf die US-Sanktionen im Technologiesektor. Zudem kritisiert China, dass die EU-Kommission die europäische Autobranche durch billige E-Autos aus China in Gefahr sieht und deshalb eine Erhebung von Anti-Dumping-Zöllen prüft.

Die deutsche Wirtschaft blickt besorgt auf die Entwicklung. „Für die international eng vernetzte deutsche Wirtschaft ist es unerlässlich, dass der freie Warenaustausch gerade von kritischen Rohstoffen weltweit gesichert ist“, sagte der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier, der Nachrichtenagentur Reuters. „Die deutschen Unternehmen sehen daher zunehmenden Protektionismus wie neue Exportbeschränkungen mit großer Sorge.“ Bundesregierung und EU sollten die Unternehmen mit Hochdruck dabei unterstützen, ihre Lieferketten gerade bei strategischen Abhängigkeiten stärker zu diversifizieren. „Hierfür sind neben neuen Handels- und Rohstoffabkommen mit wichtigen Handelspartnern, wie im Indopazifik und in Lateinamerika, auch neue Instrumente wie ein Rohstofffonds denkbar“, sagte Treier.

Preise niedriger als zu Jahresbeginn

Analysten zufolge ist nicht klar, wie stark sich die neuen Maßnahmen für Graphit kurzfristig auswirken werden. „Diese Kontrollen sind kein vollständiges Verbot“, sagte Analyst Ivan Lam von Counterpoint Research. Die Preise für natürlichen Flockengraphit lagen in dieser Woche bei 3950 Yuan (509 Euro) pro Tonne und damit ein Viertel niedriger als zu Beginn dieses Jahres. Dies führen Experten auf die sinkende Nachfrage aus der Branche der E-Autobauer zurück.

Chinesische Exporteure müssen künftig eine Genehmigung für den Versand von zwei Arten von Graphit beantragen – darunter synthetisches Grafitmaterial mit hohem Reinheitsgrad und Härtegrad. Drei Arten von „hochsensiblen“ Graphitartikeln unterliegen bereits vorübergehenden Kontrollen und sind auch in der neuen Liste aufgeführt. Zugleich wurden die Kontrollen für fünf weniger empfindliche Graphitprodukte, die etwa in der Stahl-, Metall- und Chemieindustrie verwendet werden, aufgehoben.

Die Aktienkurse chinesischer E-Autobauer und Batteriehersteller stiegen nach der Ankündigung. Im Ausland sorgte der Schritt für Kritik. Japan will nach den Worten von Regierungssprecher Hirokazu Matsuno, „geeignete Schritte“ unternehmen, falls die Maßnahmen gegen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) verstoßen sollten.

China hat in den vergangenen Jahren den Abbau von natürlichem Graphit reduziert, da dieser die Umwelt stark belastet. Stattdessen wird seit 2021 die Produktion von synthetischem Graphit hochgefahren. Nach Angaben des Beratungsunternehmens Mysteel macht die synthetische Form mittlerweile 70 Prozent der chinesischen Produktion aus. (reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Altersrente berechnen: So hoch ist die Maximalrente in Deutschland - unerreichbar für die meisten
01.11.2025

Im Alter gilt, je mehr Rente, desto besser. Doch selbst mit extra Schichten oder einem hohen Einkommen ist der maximale Betrag an...

DWN
Finanzen
Finanzen Zehn S&P 500‑Aktien mit Aufholpotenzial: So bewerten Analysten Chancen und Risiken
01.11.2025

Zehn S&P 500‑Aktien, die Analysten trotz schwächerer Jahresperformance als chancenreich einstufen, werden auf Wachstum, Bewertung und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lithium und die Energiewende: Wie der Rohstoff Elektronik und E-Mobilität vorantreibt
01.11.2025

Lithium gilt als das Metall unserer Zeit. Smartphones, Laptops und Elektroautos kommen ohne es nicht aus. Die Nachfrage steigt rapide,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Winzer unter Druck: Wie sich eine Branche neu erfinden muss
01.11.2025

Der deutsche Weinbau steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Sinkender Konsum, steigende Kosten und eine zunehmende...

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpen als Zeichen moderner Energieeffizienz: Wie KI ihre Leistung steigern wird
01.11.2025

Das Heizen wird künftig noch effizienter, kostengünstiger und komfortabler. Dank künstlicher Intelligenz werden Wärmepumpen in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fahrradverleih in Europa: Wie nachhaltige Mobilität jährlich 305 Millionen Euro bringt
01.11.2025

Fahrräder sind in vielen europäischen Städten längst Teil der urbanen Mobilität. Bikesharing bietet Vorteile über den reinen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chip-Markt: Neues Öl oder neue Bombe?
01.11.2025

Chips sind das Rückgrat der KI-Revolution. Doch hinter Rekorden und Milliardendeals wächst das Risiko. Ein Blick in die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Bäder für Kreuzfahrtschiffe: Wie Stengel mit Serienfertigung Maßstäbe setzt
31.10.2025

Ob für Disney Cruise Line oder Carnival Cruises: Mit Nasszellen für Kreuzfahrtschiffe zeigt die Stengel GmbH aus Ellwangen, wie ein...