Vonovia-Chef Rolf Buch will den Immobilien-Riesen inmitten der Branchenkrise mit milliardenschweren Verkäufen wetterfest machen. Denn die Folgen der hohen Zinsen, die die Refinanzierungskosten steigen lassen, werden die Bochumer auch im kommenden Jahr belasten. Vonovia rechne 2024 deshalb mit einem moderaten Rückgang des Gewinns aus dem operativen Geschäft (FFO), sagte Buch am Freitag. Um eine von Investoren meist wenig geliebte Kapitalerhöhung werde der Konzern aber wohl herumkommen. Vonovia könne „der stabile Fels in einem unruhigen Markt sein.“ Vonovia-Aktien legten deutlich zu und notierten am Vormittag mit einem Plus von rund fünf Prozent bei 23,87 Euro.
Die Immobilien-Wirtschaft kämpft mit den Folgen der hohen Zinsen, explodierenden Baukosten und die hohe Inflation machen den Unternehmen zu schaffen. Es werden kaum noch neue Wohnungen gebaut. Hinzu kommt, dass es über lange Zeit kaum noch größere Transaktionen gab - viele Marktteilnehmer können so nur schwer bewerten, was die Immobilienbestände der Konzerne wirklich wert sind. Das schürt weitere Unsicherheit. Die Bochumer hatten wegen sinkender Immobilien-Preise im zweiten Quartal den Wert ihres Portfolios herunterschreiben müssen, im Halbjahr summierte sich das Minus in der Bewertung auf rund 6,4 Milliarden Euro. Das schlug auch auf die Zahlen nach neun Monaten durch: Vonovia schrieb einen Periodenverlust von 3,8 Milliarden Euro. Vor Jahresfrist stand hier noch ein Gewinn von rund 2,2 Milliarden Euro. Auf Vonovia lasten Schulden von rund 64 Milliarden Euro.
Milliardenschwere Verkaufserlöse
Buch will die Schulden indes deutlich drücken und das Geld zusammenhalten. Am Freitag sagte er, dass Vonovia in diesem Jahr durch Verkäufe und Beteiligungen von Partnern an einzelnen Wohnungspaketen bereits rund 3,7 Milliarden Euro Verkaufserlöse erzielen konnte, davon seit August 1,7 Milliarden Euro. Abschläge habe es kaum gegeben. Weitere Verkäufe sind geplant.
Insgesamt hat Vonovia Immobilien-Pakete mit einem Volumen von rund 13 Milliarden Euro zur Disposition gestellt. Durch die Verkäufe liegt der Verschuldungsgrad (LTV) bei 45 Prozent und damit innerhalb des Zielkorridors des Unternehmens von 40 bis 45 Prozent, betonte Buch. „Dadurch, dass wir jetzt wieder im Korridor sind (...) wird die Kapitalerhöhung immer unwahrscheinlicher“, beruhige er die Investoren.
Im laufenden Jahr sieht sich Buch auf Kurs zum Erreichen der Prognose, nach der das Group FFO auf 1,75 bis 1,95 Milliarden Euro von knapp über zwei Milliarden Euro im Vorjahr sinken soll. In den ersten neun Monaten 2023 ging der Group FFO um 8,4 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zurück.