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Passive Anlagestrategie mit ETFs: Wie und warum sollte man in die WeltAG investieren?

Lesezeit: 6 min
19.12.2023 16:19  Aktualisiert: 19.12.2023 16:19
Indexfonds sind inzwischen fester Bestandteil in den Portfolios vieler Anleger. Wir erklären, warum passives Investieren so erfolgreich ist, wie Privatanleger ihr ETF-Porfolio strukturieren können und ob man lieber alles auf einmal oder mit monatlichen Sparraten investiert.
Passive Anlagestrategie mit ETFs: Wie und warum sollte man in die WeltAG investieren?
In den letzten Jahrzehnten war eine global diversifizierte, passive Anlagestrategie sehr profitabel. (Foto: Pixabay)

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Seit dem Siegeszug der ETFs legen Anleger aus aller Welt ihr Geld passiv in börsengehandelten Indexfonds an. Der Analysefirma Morningstar zufolge liegt der Weltmarktanteil passiver Fonds inzwischen bei 38 Prozent. Solche ETFs bilden meist einen globalen Aktienindex ab.

Passive Fonds bieten die Möglichkeit, unkompliziert, maximal diversifiziert und kostengünstig am Wachstum der Weltwirtschaft und den Erträgen der Unternehmen über ein Weltaktien-Portfolio zu partizipieren. Zugleich umgehen Anleger auf diesem Weg die zahlreichen psychologischen Fallstricke, die sich bei Investitionen in Einzelaktien ergeben können.

In der Vergangenheit war eine breit gestreute Investition in den Aktienmarkt sehr empfehlenswert. Globale Aktien rentierten laut dem Credit Suisse „Global Investment Returns Yearbook 2023“ zwischen 1900 und 2022 mit 5,0 Prozent pro Jahr (auf US-Dollarbasis und inflationsbereinigt) und sind demnach die profitabelste aller Anlageklassen. Der dominante US-Markt lieferte 6,4 Prozent Realrendite, der Rest der Welt 4,3 Prozent.

Die Tragik des aktiven Investierens

Die allermeisten aktiven Fonds schneiden schlechter ab als der breite Aktienmarkt. So ergab etwa eine Analyse von Morningstar, dass von 2012 bis 2022 nur 19 Prozent der aktiven europäischen Fonds besser abschnitten als die passive Konkurrenz. Auf längere Sicht tendieren die Erfolgsquoten weiter nach unten. Die „SPIVA“-Studie des Indexanbieters S&P ergibt für den zwanzigjährigen Zeitraum 2002 bis 2021 einen Outperformer-Anteil von nur 10 Prozent. Hohe Verwaltungskosten (Ausgabeaufschlag von 4 bis 5 Prozent, laufende Gebühren von 1 bis 2 Prozent pro Jahr) und eine suboptimale Aktien-Auswahl sind die Hauptgründe für diese Misere. Bei Aktien-ETFs gibt es keinen Ausgabeaufschlag und die laufenden Kosten der meisten Indexfonds liegen im Bereich von 0,1 bis 0,5 Prozent.

Die meisten „Überperformer“ halten diesen Status nur kurz- bis mittelfristig, nicht selten ist nach einigen tollen Jahren eine ernüchternde Regression zur Mitte zu beobachten. Wer tatsächlich den Index über einen langen Zeitraum schlagen konnte, hat unter Umständen einfach nur Glück gehabt. In vielen Fällen sind aktive Fonds lediglich "Index-Hugger" , die viel zu viele Einzelaktien im Portfolio haben, um überhaupt eine Outperformance zu ermöglichen. Der aktive Fonds sammelt in diesem Fall maximal die Marktrendite ein, hinkt aber aufgrund der deutlich höheren Kosten fast schon zwangsläufig der passiven Benchmark hinterher.

Darüber hinaus leiden Portfoliomanager unter regulatorischen Zwängen, die sie in schwachen Marktphasen viel Rendite kosten. Kurseinbrüche bieten langfristig gute antizyklische Einstiegschancen, aber Fondsmanager sind in solchen Phasen häufig zum Verkaufen gezwungen - einerseits durch die Risikomanagement-Vorgaben der Finanzaufsicht, andererseits durch Fonds-Rückgaben der zyklisch agierenden Kunden.

Für Anleger gibt es also wenig plausible Gründe, einen aktiven Fonds zu kaufen. Wenn überhaupt, dann lohnen sich am ehesten riskante, auf wenige Werte konzentrierte Fonds, die noch am wahrscheinlichsten eine Überrendite erreichen können, wobei das Management einen guten Track Record haben und man den Anteil im Depot aufgrund des erhöhten Risikos entsprechend begrenzen sollte. Für versierte Anleger sind auch Spezial-Fonds interessant, die etwa Sondersituationen abbilden, einen Total-Return-Ansatz verfolgen oder Volatilität handeln und auf diese Weise Renditen erwirtschaften können, die nicht mit dem breiten Markt korrelieren.

Ein einziger Weltaktien-ETF oder mehrere?

Schon ein einzelner ETF reicht aus, um den weltweiten Aktienmarkt abzubilden. In der einfachsten Form kopiert der ETF-Anbieter einen breit gestreuten, nach Marktkapitalisierung gewichteten Welt-Index. Solche globalen Indizes existieren für Industrieländer, Schwellenländer oder beide Regionen kombiniert. Wer Industrie- und Schwellenländer mit nur einem Aktien-ETF abdecken will, hat im Wesentlichen die Wahl zwischen den folgenden drei Indizes. In Klammern ist der größte in Deutschland zugelassene thesaurierende ETF auf den jeweiligen Index mit Kosten, Fondsvoumen und ISIN-Nummer angegeben. Je größere Summen ein Indexfonds verwaltet, umso liquider ist er und das ist für Anleger eigentlich immer von Vorteil.

FTSE All-World („Vanguard FTSE All-World UCITS ETF“; Kosten: 0,22% p.a.; Fondsgröße: 12,8 Milliarden Euro; ISIN: IE00BK5BQT80)

MSCI ACWI („iShares MSCI ACWI UCITS ETF“; Kosten: 0,20% p.a.; Fondsgröße: 10,5 Milliarden Euro; ISIN: IE00B6R52259)

MSCI ACWI IMI („SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF““; Kosten: 0,17% p.a.; Fondsgröße: 930 Millionen Euro; ISIN: IE00B3YLTY66)

Die Unterschiede sind eher marginal, Kosten und Performance nahezu identisch. Der FTSE All-World-Index bildet mehr Länder ab und enthält grob 5 Prozent Small Caps (insgesamt circa 4.300 börsennotierte Unternehmen). Der MSCI ACWI bildet „nur“ 23 Industrie- und 24 Schwellenländer und innerhalb dieser keine kleinen Unternehmen ab (circa 2.950 Unternehmen). In der IMI-Variante sind deutlich mehr Aktien und rund 10 Prozent Small Caps enthalten (über 9.000 Unternehmen). Man sollte den genannten „MSCI All Country World“ nicht mit dem „MSCI World“ verwechseln, welcher nur Industrieländer abbildet.

Anmerkung: Alle genannten ETFs kaufen nicht jede einzelne Aktie aus dem Index, sondern replizieren den Index bestmöglich mithilfe eines Auswahlverfahrens namens „Optimiertes Sampling“. Bei derart umfassenden Indizes wäre es anders wohl auch gar nicht möglich, so niedrige Kosten zu offerieren. Vanguard (3.658 von 4.293) und iShares (1.729 von 2946) kaufen dazu deutlich mehr als die Hälfte der Index-Bestandteile, während es bei SPDR (2.878 von 9179) nur rund 30 Prozent sind. In der Theorie ist das vielleicht problematisch, aber in der Praxis ist der „Tracking Error“ mit wenigen Prozentpunkten vernachlässigbar.

Statt der Ein-ETF-Lösung kann man auch zu einer flexibleren Kombination aus einem Industrieländer-ETF und Schwellenländer-ETF greifen. Das bietet den Vorteil, dass man die Anteile in diesen beiden Kategorien manuell nach eigenen Kriterien (beispielsweise BIP) anstelle der Marktkapitalisierung gewichten kann. So halten etwa viele Finanzexperten Schwellenländer in den Weltaktien-Indizes für unter- und die USA für massiv übergewichtet. Auch könnte man etwa einen situativen Abverkauf von Schwellenländer-Aktien dazu nutzen, um günstig nachzukaufen, was bei einem einzigen allumfassenden ETF so nicht möglich ist.

Lesen Sie dazu: Anlagestrategie: Ist Rebalancing sinnvoll?

Mehr Verwaltungsaufwand, aber auch mehr Möglichkeiten zur Umgewichtung, ergeben sich durch ein Aufteilen nach Weltregionen – also jeweils einzelne ETFs für zum Beispiel USA, Industrieländer ex-USA, China, Schwellenländer ex-China und so weiter. Exotischere Länder wie Vietnam, Bangladesch, Marokko und Nigeria, die beim großen MSCI-Schwellenland-Index fehlen, werden im „MSCI Frontier Emerging Markets Index“ abgedeckt. Wer sich von Small-Cap-Aktien eine überproportionale Rendite erhofft, könnte für dieses Segment einen eigenen Indexfonds in Erwägung ziehen. Eine Aufspaltung des Investments in eine Handvoll ETFs macht jedoch erst dann Sinn, wenn das Portfolio hinreichend groß ist, sodass die fixen Handelsgebühren beim Börsenkauf kaum ins Gewicht fallen.

Wichtig: Man sollte sich in diesem Kontext stets der gewaltigen Macht der Indexanbieter bewusst sein. Das hat der Ausschluss Russlands aus sämtlichen Schwellenländer-Indizes eindrucksvoll gezeigt. Nicht immer können Anleger genau das kaufen, was sie wollen.

Ausschüttend oder thesaurierend?

Die Fondsgesellschaft Vanguard bietet den FTSE-ETF sowohl in thesaurierender als auch ausschüttender Form an. Den MSCI ACWI und MSCI ACWI IMI können deutsche Anleger derzeit nur als thesaurierenden ETF vom Anbieter Blackrock beziehungsweise Standard & Poors kaufen.

Bei thesaurierenden Aktien-ETFs werden anfallende Dividenden reinvestiert, bei der ausschüttenden Variante hingegen direkt an die Anleger verteilt. Reinvestieren bieten einen steuerlichen Vorteil. Auf ausgeschüttete Dividenden werden sofort 25 Prozent Kapitalertragssteuer fällig, während auf nicht-realisierte Kursgewinne nur eine geringe Vorabpauschale erhoben wird – ein Großteil der Kursgewinne wird erst beim Verkauf versteuert. Thesaurierende ETFs können also im Laufe der Zeit deutlich mehr Kapital binden und einen stärkeren Zinseszinseffekt entfalten.

Für Anleger, die auf laufende Erträge angewiesen sind, kann es trotzdem Sinn machen, zumindest einen Teil ihres Portfolios in ausschüttenden Fonds zu halten. In diesem Fall ist aber zu erwägen, ob statt einem Weltaktien-ETF ein auf hochwertige Dividenden-Aktien („Dividenden-Aristokraten“) spezialisierter ETF die bessere Wahl ist, zumal es wie oben erwähnt für die am breitesten gestreuten Indexfonds teilweise gar keine ausschüttende Variante gibt.

Einmal- oder Phaseninvestment?

Hat man sich für einen Aktien-ETF oder eine Kombination aus ETFs entschieden, ist nun die Frage, wie man als Anleger am besten in den Markt einsteigt. Investiert man eine große Summe auf einmal oder lieber in kleinen Tranchen?

In der Finanzszene werden häufig die Vorteile des „Durchschnittskosteneffekts“ von Phaseninvestments (zum Beispiel in Form von monatlichen Sparraten) betont. Mit Tranchen-Investments kauft man – je nachdem wie teuer Aktien zum Kaufzeitpunkt sind – mal mehr Fonds-Anteile und mal weniger. Insgesamt glättet sich alles zu einem Durchschnittspreis. Der Nachteil ist offensichtlich: Wenn die Märkte kontinuierlich steigen, dann kauft man immer teurer zu. Im Schnitt sind jedenfalls die Opportunitätskosten des „Nicht-Investieren-Seins“ größer als die Rendite-Vorteile des billigen Einkaufs in bestimmten Marktphasen. So kommt etwa die Fondsgesellschaft Vanguard in einer 2012 veröffentlichten Untersuchung zu dem Ergebnis, dass es – bezogen auf die Endsumme – in zwei Drittel der Fälle besser war, das Geld sofort zu investieren, als die Anlagesumme über 12 Monate zu verteilen und sich sukzessive in den Kapitalmarkt einzukaufen.

Der Vorteil des Phaseninvestments liegt in erster Linie darin, dass es Anleger davor bewahrt, mit der vollen Summe am absoluten Zenit der Aktienkurse einzusteigen. In der Praxis können viele Menschen mangels liquiden Vermögens ohnehin nur monatlich auf diese Weise investieren. Alternativ könnte man darüber nachdenken, die Tranchen zu vergrößern und beispielsweise den gewählten ETF nur halbjährlich zu besparen. Hier besteht jedoch das Problem, dass diese Vorgehensweise schnell zum unvorteilhaften „Market-Timing“, dem Warten auf günstigere Einstiegskurse, verleitet. Ein automatisch ausgeführter monatlicher Sparplan hat unweigerlich eine disziplinierende Wirkung. Welcher Weg nun besser ist, muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden.

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Jakob Schmidt ist studierter Volkswirt und schreibt vor allem über Wirtschaft, Finanzen, Geldanlage und Edelmetalle.


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