Immobilien

Immobilienblase platzt: Preise für Wohnimmobilien fallen in Rekordtempo

Lesezeit: 2 min
22.12.2023 10:28  Aktualisiert: 22.12.2023 10:28
Die Preise für Wohnimmobilien fallen angesichts der schwachen Nachfrage infolge hoher Bauzinsen und radikaler Klima-Vorgaben im Rekordtempo. Die Blase platzt.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland fallen angesichts der schwachen Nachfolge infolge hoher Bauzinsen und radikaler Klima-Vorgaben in Rekordtempo. Sie sanken von Juli bis September um durchschnittlich 10,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.

Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. Die bis dahin stärksten Rückgänge hatte es im ersten (-6,8 Prozent) und zweiten Quartal 2023 (-9,6 Prozent) gegeben. Ausschlaggebend dafür dürften eine geringere Nachfrage infolge gestiegener Finanzierungskosten, hoher Inflation und massiver Klima-Restriktionen sein. Allein vom zweiten auf das dritte Quartal gaben die Preise um 1,4 Prozent nach: Seit dem Höchststand im Frühjahr 2022 geht es damit kontinuierlich bergab.

Sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Regionen sanken im Sommer die Preise. In den Top-7-Metropolen (Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt/Main, Stuttgart und Düsseldorf) sanken die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Für Eigentumswohnungen mussten 9,1 Prozent weniger gezahlt werden. In dünn besiedelten ländlichen Kreisen waren Ein- und Zweifamilienhäuser um 12,4 Prozent günstiger zu haben, Wohnungen 5,6 Prozent.

Geht es 2024 weiter nach oben?

"Bis 2022 gab es eine spekulative Preisblase in Deutschland, eine der größten in den letzten 50 Jahren", sagte Konstantin Kholodilin von der Abteilung Makroökonomie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). "Seitdem fallen die Preise. Die Blase ist geplatzt."

Einer Studie der DZ Bank zufolge dürfte sich der Abwärtstrend 2024 trotz der erwarteten Zinswende fortsetzen: "Wir rechnen im Jahresdurchschnitt mit einem Minus von einem halben bis zweieinhalb Prozent", sagte Analyst Thorsten Lange.

Wegen der sinkenden Inflation rechnen viele Ökonomen damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im kommenden Jahr eine geldpolitische Wende einleiten und ihre Zinsen senken wird. Damit dürften auch Hypothekenkredite wieder günstiger und der Kauf damit für viele Interessenten erschwinglicher werden. Aktuell liegt der Leitzins bei 4,5 Prozent.

Für eine allmähliche Stabilisierung der Preise spricht auch, dass zu wenig gebaut wird und das Angebot damit begrenzt bleibt. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) rechnet für 2024 unter Verweis auf DIW-Daten mit bis zu 265.000 neuen Wohnungen. Das wären 5000 weniger als 2023. Eigentlich hatte sich die Bundesregierung die Marke von jährlich 400.000 zum Ziel gesetzt.

Mehr Aufträge im Wohnungsbau

Zuletzt gab es einen kleinen Lichtblick: Im Oktober stiegen die Aufträge im Wohnungsbau um mehr 5,4 Prozent zum Vormonat. "Wir sehen zwar keine zweistelligen Minusraten mehr, von einer Talsohle sind wir aber noch entfernt", sagte der Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie, Tim-Oliver Müller.

Er sieht die Politik am Zug. "Wenn nicht sofort gegengesteuert wird, können die negativen Konsequenzen für den Wohnungsbau, die Unternehmen sowie für Millionen von Mieterinnen und Mieter nicht wieder gutgemacht werden."

Anders als bei den Kaufpreisen gehen die Mieten der DIW-Studie zufolge weiter nach oben: Sie steigen demnach im zu Ende gehenden Jahr im Schnitt um drei Prozent, bedingt durch das hohe Bevölkerungswachstum infolge der Zuwanderung und den lahmenden Wohnungsbau. "Hinzu kommt, dass sich viele Haushalte vom Traum eines Eigenheims verabschiedet haben, da die bisherigen Preisrückgänge die gestiegenen Finanzierungskosten nicht kompensieren", sagt DIW-Forscher Malte Rieth. "Viele sehen sich gezwungen, weiterhin zu mieten, was die Nachfrage nach Mietwohnungen zusätzlich erhöht."


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...