Wirtschaft

China warnt vor Ende der Globalisierung und neuen Handelskriegen

Die chinesische Regierung warnt vor einem Zurückdrehen der Globalisierung und geopolitisch motivierten Handelskriegen.
03.01.2024 13:16
Aktualisiert: 03.01.2024 13:16
Lesezeit: 2 min
China warnt vor Ende der Globalisierung und neuen Handelskriegen
Chinas Regierung warnt vor neuen Handelskriegen und dem Ende der Globalisierung. (Foto: dpa) Foto: Lintao Zhang / Pool

China hat zu Jahresbeginn vor einem Zurückdrehen der Globalisierung bis hin zu einem Handelskrieg gewarnt. Dies sei "unmoralisch sowie untragbar" und schade letztlich den Interessen der internationalen Staatengemeinschaft, betonte Außenamtssprecher Wang Wenbin am Mittwoch.

Hintergrund des Pekinger Appells ist eine Äußerung von IWF-Vizechefin Gita Gopinath, die im Dezember vor einer Spaltung der Weltwirtschaft in zwei Blöcke gewarnt hatte.

Sie bezog sich damit auf ein Szenario, in dem hauptsächlich die USA und Europa den Handel im Westen unter sich aufteilen und sich im Osten ein Pendant aus China und Russland bildet. Durch eine solche Blockbildung könnte das globale Bruttoinlandsprodukt laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) um 2,5 bis sieben Prozent gemindert werden.

Lesen Sie dazu: WTO warnt vor Politisierung des Welthandels

Gopinath hatte gar vor einem neuen "kalten Krieg" gewarnt, falls sich solche Spaltungstendenzen verstärken sollten. Wang griff dieses Szenario auf. Er warnte explizit vor einer Politisierung von Wirtschaft und Handel bis hin zu einem "Handels- oder einem Wissenschafts- und Technologie-Krieg." Auch Tendenzen, sich abzukoppeln oder ein De-Risking zu betreiben, seien letztlich schädlich.

USA begannen den Handelskrieg im Jahr 2018

Wang spielt damit auf die zahlreichen Sanktionsmaßnahmen der US-Regierung gegen chinesische Unternehmen sowie Handelsbeschränkungen in bestimmten Branchen an. Diese sind nach Maßgabe der Welthandelsorganisation WTO illegal, die WTO ist derzeit jedoch praktisch handlungsunfähig.

Initiiert wurden die Handelssanktionen im Jahr 2018 von der Trump-Administration in Form von Einfuhrzöllen und ersten Sanktionen gegen chinesische Technologiekonzerne wie Huawei. Trumps Nachfolger Biden baute den Handelskrieg schrittweise zu einer multipolaren Agenda aus, welche neben wirtschaftlichen Sanktionen auch gegen China gerichtete politische und militärische Initiativen beinhaltet.

Bei der Strategie des De-Risking kommt es nicht zu einer Abkopplung von der Wirtschaft Chinas. Allerdings wird gezielt darauf hingearbeitet, sich wegen geopolitischer Risiken in kritischen Bereichen nicht zu abhängig von der Volksrepublik zu machen. Diese Linie verfolgt auch die Bundesregierung.

Washington und Peking haben sich öffentlich gegen eine Entkoppelung ausgesprochen. Die Volksrepublik forciert zugleich den Handel mit Staaten Südostasiens, während sich die USA verstärkt den Nachbarländern Kanada und Mexiko zuwenden.

China hat unter Berufung auf nationale Sicherheitsbedenken Exportbeschränkungen für eine Reihe strategisch wichtiger Mineralien wie etwa Graphit verhängt. Die Vereinigten Staaten lehnen von Peking beschlossene Exportkontrollen für Gallium und Germanium ab, Metalle, die zur Herstellung von Halbleitern und anderer Elektronik verwendet werden. Die USA haben ihrerseits unter Berufung auf Sicherheitsbedenken Beschränkungen für den Export von Halbleitern und der Ausrüstung zu ihrer Herstellung nach China verhängt.

Europa zwischen den Supermächten

Wang betonte den Willen der Volksrepublik zur Kooperation: "China ist bereit, mit allen Parteien zusammenzuarbeiten, um eine umfassende wirtschaftliche Globalisierung zu befürworten, sich entschieden gegen die Antiglobalisierung zu stellen und sich allen Formen von Unilateralismus und Protektionismus zu widersetzen."

Chinas Präsident Xi Jinping hatte die Europäische Union wiederholt davor davor gewarnt, sein Land als geopolitischen Rivalen zu betrachten und auf einen Konfrontationskurs zu gehen. Auf einem Gipfeltreffen in Peking mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und anderen EU-Spitzenvertretern erklärte auch Xi jüngst die Bereitschaft zu einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit.

China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner. Trotz der von der Bundesregierung verfolgten Linie des De-Risking hatten deutsche Unternehmen ihre Investitionen im Reich der Mitte zuletzt deutlich verstärkt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Schnell noch ins LIVE-WEBINAR reinklicken: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Fondsmanager warnt: „Gold ist noch immer unterbewertet“
05.06.2025

Der Goldpreis explodiert – doch laut Fondsmanager Erik Strand ist das Edelmetall noch immer unterbewertet. Die wahre Blase?...

DWN
Panorama
Panorama Stromanbieterwechsel 2025: Neue Fristen ab 6. Juni – wichtige Tipps
05.06.2025

Ein Stromanbieterwechsel soll ab dem 6. Juni deutlich schneller gehen – das klingt gut, hat aber Tücken. Welche Chancen und Risiken...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut wächst: Jede sechste Rentnerin in Deutschland lebt in Altersarmut
05.06.2025

Die neuen Zahlen zur Altersarmut in Deutschland sind alarmierend: 2,1 Millionen Rentnerinnen und 1,3 Millionen Rentner leben unterhalb der...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB stützt Konjunktur mit achter Zinssenkung seit Juni 2024
05.06.2025

Die von hohen US-Zöllen bedrohte Wirtschaft im Euroraum darf auf günstigere Kredite hoffen: Zum achten Mal seit Juni 2024 senkt die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erneut mehr Aufträge in der Industrie - Experte: mögliche Trendwende
05.06.2025

In der deutschen Industrie mehren sich Hinweise auf ein Ende der Schwächephase. Im April haben die Industriebetriebe den zweiten Monat in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenboom trotz Pleitewirtschaft: Drei Konzerne täuschen die deutsche Stärke vor
05.06.2025

Während die deutsche Wirtschaft stagniert und die Industrie schwächelt, feiert die Börse Rekorde. Doch hinter dem Höhenflug stecken nur...

DWN
Technologie
Technologie Wenn die künstliche Intelligenz lügt: Wie Sie sich schützen und was KI-Versicherungen bringen?
05.06.2025

Chatbots erfinden Fakten, ruinieren Verträge und blamieren Konzerne – und die Industrie weiß: Das Problem ist nicht lösbar. Jetzt...

DWN
Politik
Politik Altersvorsorgedepot: Kommt die Frühstart-Rente? Zehn Euro pro Monat für jedes Kind geplant
05.06.2025

Die neue Regierung aus Union und SPD plant die Einführung einer Frühstart-Rente ab 2026. Laut Koalitionsvertrag sollen für jedes Kind...