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Nach Betrugsserie: Vorstand des Kupferkonzerns Aurubis wird nicht entlastet

Nach dem Ärger rund um Betrugsfälle beim Hamburger Kupferkonzern Aurubis sollen Vorstand und Aufsichtsrat auf der anstehenden Hauptversammlung noch nicht entlastet werden. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen vor, die Beschlussfassung über die Entlastung der Mitglieder beider Organe zu vertagen, wie aus der nun veröffentlichten Einladung zum Online-Aktionärstreffen am 15. Februar hervorgeht.
06.01.2024 13:07
Lesezeit: 2 min
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Nach Betrugsserie: Vorstand des Kupferkonzerns Aurubis wird nicht entlastet
Nach einer Reihe von Betrugsfällen soll der Vorstand des Kupferkonzerns Aurubis nicht entlastet werden. (Foto: dpa) Foto: Markus Scholz

Aurubis wurde im vergangenen Jahr Opfer eines großangelegten Betrugs. Unter dem Strich geht es um einen Fehlbestand an wertvollen Metallen im Wert von 169 Millionen Euro. In einem Fall wurden manipulierte Proben mit hohen Gehalten wertvoller Metalle abgegeben, die Lieferungen enthielten aber deutlich weniger davon. Dadurch wurden letztlich überhöhte Rechnungen bezahlt. Darüber hinaus gibt es aber einen weiteren - laut Geschäftsbericht „nicht vollumfänglich nachvollziehbaren" - Fehlbestand bei Edelmetallen in einem niedrigen dreistelligen Millionenbereich.

Für den Aurubis-Vorstand könnten die Probleme noch Folgen haben. „Der Aufsichtsrat kann derzeit weder ausschließen, dass die amtierenden Vorstandsmitglieder unverändert ihr Amt fortführen, noch kann er ausschließen, dass es zu einer vorzeitigen Trennung von einzelnen oder mehreren Vorstandsmitgliedern kommt beziehungsweise der Vorstand umstrukturiert wird", hatte das Unternehmen kurz vor der Zahlenvorlage im Dezember mitgeteilt.

Externe Untersuchung

Zunächst soll allerdings das Ergebnis einer Untersuchung durch die Rechtsanwaltskanzlei Hengeler Mueller abgewartet werden. Eine Entscheidung solle voraussichtlich im Januar oder Anfang Februar getroffen werden, hatte es vor Weihnachten geheißen.

Zu seiner eigenen Zukunft an der Aurubis-Spitze wollte sich Aurubis-Chef Roland Harings im Dezember auf Nachfrage nicht explizit äußern. Er nannte seine persönliche Erwartung, dass die Untersuchungen ergeben, dass wir hier mit allen Sorgfaltspflichten und mit aller Verantwortung das Unternehmen geführt haben". Der Kupferkonzern Aurubis muss für das abgelaufene Geschäftsjahr nach den nun bekanntgewordenen Diebstahls- und Betrugsfällen einen Gewinneinbruch verkraften. Zudem steckt der Konzern weiter viel Geld in den Produktionsausbau. Das bekommen auch die Aktionäre zu spüren, denn die Dividende soll nun sinken. Im neuen, bis Ende September laufenden Geschäftsjahr 2023/24 soll der Gewinn zwar wieder steigen, die Beteiligung des Stahlkonzerns Salzgitter liegt mit der Mitte der Zielspanne aber unter der durchschnittlichen Analystenschätzung.

Zuletzt lagen die Erwartungen von Analysten an das operative Vorsteuerergebnis (Ebt) 2023/24 im Mittel bereits eher am oberen Ende der vom Unternehmen genannten Zielspanne von 380 bis 480 Millionen Euro. Allerdings dürfte der Ausblick so früh im Jahr eher als vorsichtig wahrgenommen werden, sagte ein Händler.

Hohe Nachfrage

Aurubis geht mit Blick auf das neue Geschäftsjahr von einer weiterhin hohen Metallnachfrage aus, vor allem nach Gießwalzdraht. Der Gewinnbeitrag durch den Verkauf von Schwefelsäure - einem Nebenprodukt der Kupferproduktion - dürfte infolge der aktuellen Preisentwicklungen indes sinken. Zudem nimmt Aurubis derzeit viel Geld für den Ausbau der Produktion in die Hand. Insgesamt sind rund 1,7 Milliarden Euro für strategische Projekte genehmigt. Analysten monierten indes gestiegene Kosten.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr sank das operative Vorsteuerergebnis um gut ein Drittel auf 349 Millionen Euro, bei einem Umsatzrückgang um knapp 8 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente der Recycling-Spezialist 141 Millionen Euro nach 715 Millionen ein Jahr zuvor. Die Aktionäre sollen nun 1,40 Euro Dividende je Aktie erhalten, nachdem für das außergewöhnlich starke Vorjahr noch 1,80 Euro geflossen waren.

Analyst Christian Obst von der Baader Bank sieht in der Ungewissheit hinsichtlich der Zukunft der Chefetage von Aurubis den größten Bremsklotz für eine kurzfristige Erholung des Aktienkurses. Mittel- bis langfristig bleibt der Experte indes optimistisch, auch wegen der hohen Investitionen des Konzerns in den Produktionsausbau.

Die Aurubis AG ist ein börsennotierter Kupferproduzent und Wiederverwerter von Kupfer mit Sitz in Hamburg. Das Unternehmen, das 1866 als Norddeutsche Affinerie gegründet wurde, hat heute annähernd 7000 Beschäftigte und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von mehr als 18 Milliarden Euro.

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