Wirtschaft

EZB-Vize: Eurozone war Ende 2023 „womöglich in der Rezession“

Die EZB erkennt eine deutliche Abschwächung der Konjunktur im Euroraum. Sorge bereite zudem ein Wiederaufflackern der Inflation.
10.01.2024 12:05
Aktualisiert: 10.01.2024 12:05
Lesezeit: 2 min
EZB-Vize: Eurozone war Ende 2023 „womöglich in der Rezession“
Die EZB erkennt eine deutliche Abschwächung der Konjunktur im Euroraum. Sorge bereite zudem ein Wiederaufflackern der Inflation. (Foto: dpa) Foto: Eduardo Parra

Die Wirtschaft in der Euro-Zone ist laut EZB-Vizepräsident Luis de Guindos womöglich Ende des vergangenen Jahres in eine Rezession abgerutscht. Manche Indikatoren deuteten auf einen Rückgang der Wirtschaftsleistung auch im Dezember hin, sagte der Stellvertreter von EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Mittwoch auf einer Veranstaltung in Madrid laut Redetext.

Dies zeige an, das eine technische Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2023 möglich sei. Zudem seien die wirtschaftlichen Aussichten schwach. Wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge schrumpft, sprechen Volkswirte von einer technischen Rezession.

In den Sommermonaten Juli bis September war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Währungsraum zwischen Portugal und Zypern bereits um 0,1 Prozent geschrumpft. "Die Verlangsamung der Aktivität scheint breitgefächert zu sein", sagte de Guindos. Besonders betroffen seien Bau und Industrie. Aber auch im Dienstleistungssektor sei in den kommenden Monaten mit einem Nachlassen der Aktivitäten zu rechnen. Das sei auf die schwächeren Aktivitäten im Rest der Wirtschaft zurückzuführen.

Feiert die Inflation ein Comeback?

Die Inflation im Währungsraum wird aus Sicht von de Guindos in diesem Jahr wahrscheinlich nicht mehr so schnell sinken wie noch 2023. Zu Jahresbeginn sei wie schon im Dezember mit einer Pause bei der Abschwächung der Inflation zu rechnen, sagte er. "Positive Basiseffekte im Energiebereich werden sich einstellen, und energiebezogene Hilfsmaßnahmen werden auslaufen, was zu einem vorübergehenden Anstieg der Inflation führen wird," merkte er an.

Die Entwicklungen beim Wachstum seien im Unterschied dazu aber enttäuschender. Die Verbraucherpreise in der Euro-Zone waren im Dezember um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Im November hatte die Teuerung noch bei 2,4 Prozent gelegen. Damit hatte sich die Inflation nach sieben Monaten mit Rückgängen erstmals wieder verstärkt.

Anleger an der Börse gehen momentan davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in diesem Jahr mehrmals die Zinsen senken wird, wobei der erste Schritt im März oder im April erwartet wird. Mehrere Währungshüter haben jedoch signalisiert, dass es länger dauern könnte, bis sie sicher sind, dass die Inflation unter Kontrolle ist und auf die EZB-Zielmarke von zwei Prozent zusteuert.

De Guindos bekräftigte in seiner Rede lediglich, dass die EZB auch weiterhin datenabhängig vorgehen werde. "Wir denken, dass das aktuelle Zinsniveau, wenn es für eine ausreichend lange Dauer aufrechterhalten wird, einen erheblichen Beitrag zur rechtzeitigen Rückkehr der Inflation zu unserem Ziel leisten wird", sagte er.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaskraftwerke für Deutschland: Teuer, umstritten und auch politisch fragwürdig
08.11.2025

Können Wind und Sonne nicht genug erneuerbare Energien liefern, sollen bis zu 40 große Gaskraftwerke einspringen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...