Politik

Migrationsbericht: 2022 höchste Nettozuwanderung seit 1950

Lesezeit: 2 min
11.01.2024 13:12  Aktualisiert: 11.01.2024 13:12
Im vergangenen Jahr hat es einen rekordhohen Zuzug nach Deutschland gegeben. Kanzler Olaf Scholz zufolge könne das Land auf 90 Millionen Menschen anwachsen.
Migrationsbericht: 2022 höchste Nettozuwanderung seit 1950
Mitarbeiter der Stadt Krefeld richten die Turnhalle an der Breslauer Straße zur temporären Umnutzung zur Unterbringung für Flüchtlinge ein. (Foto: dpa)
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Die Nettozuwanderung nach Deutschland hat im Zuge des Ukraine-Kriegs 2022 einen historischen Höchstwert erreicht. Diese habe sich mit 1,5 Millionen Menschen im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht, teilte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) am Mittwoch in Nürnberg mit. Dieses erstellt alljährlich den Migrationsbericht der Bundesregierung.

Demzufolge kamen 2,7 Millionen Menschen 2022 nach Deutschland, während 1,2 Millionen Fortzüge verzeichnet wurden. Daraus resultiert die höchste Nettozuwanderung seit Beginn der Wanderungsstatistik im Jahr 1950. "Das hat mit Nachholeffekten nach den Corona-Jahren 2020 und 2021 zu tun, vor allem aber mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, der Millionen Menschen zur Flucht getrieben hat", erläuterte Susanne Worbs vom Bamf-Forschungszentrum.

41 Prozent aller nach Deutschland Zugewanderten kamen nach Bamf-Angaben im Jahr 2022 aus der Ukraine, danach folgten mit großen Abstand Rumänien (8 Prozent), Polen (4 Prozent) und die Türkei (3 Prozent). Fortgezogen sind die meisten Menschen nach Rumänien, in die Ukraine, Polen und Bulgarien.

Scholz: Deutschland könnte bald 90 Millionen Einwohner haben

Bundeskanzler Olaf Scholz gab Ende 2022 an, dass die Bevölkerungszahl Deutschlands perspektivisch auf 90 Millionen Menschen ansteigen werde, wie das Handelsblatt damals berichtete.

„Wir haben weit über 80 Millionen Einwohner, das geht aber weiter hoch“, sagte der SPD-Politiker im Dezember 2022 in Potsdam bei einem Bürgerdialog in seinem Bundestags-Wahlkreis. „Das Statistische Bundesamt hat eine Rechnung vorgelegt, die ganz plausibel ist, dass es weiter gegen 90 Millionen wächst“, fügte er hinzu.

Asylanträge steigen

Zuvor hatte das Bamf mitgeteilt, dass im vergangenen Jahr rund 329 000 Menschen in Deutschland einen Erstantrag auf Asyl gestellt haben. Das ist ein Anstieg von etwa 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dazu kamen den Angaben nach fast 23 000 Folgeanträge.

Im selben Zeitraum entschied das Bundesamt über mehr als 260 000 Asylverfahren. Dabei bekam etwa die Hälfte der Menschen einen Schutzstatus zugesprochen. Abgelehnt wurden die Anträge von fast 62 000 Menschen, knapp 65 000 Verfahren wurden aus verschiedenen Gründen eingestellt - zum Beispiel, weil der Asylantrag zurückgenommen wurde.

Fast 23 000 aller Erstanträge 2023 betrafen nach Bamf-Angaben in Deutschland geborene Kinder unter einem Jahr. Mit mehr als 104 000 Asylerstanträgen seit Jahresbeginn war Syrien das zugangsstärkste Herkunftsland und lag damit vor der Türkei (62 624) und Afghanistan (53 582).

Im vergangenen Jahr dauerte das Verfahren für Erst- und Folgeanträge im Schnitt 6,8 Monate. Die Zahl der anhängigen Verfahren lag Ende Dezember bei fast 240 000.


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