Technologie

Elektromobilität in der Krise: Carsharing- und Mietwagenanbieter wenden sich von E-Autos ab

Lesezeit: 3 min
08.04.2024 14:43
Der Markt für Elektrofahrzeuge schwächelt seit geraumer Zeit enorm. Das spüren auch Carsharing- und Mietwagenanbieter. Von ambitionierten Quoten für E-Autos bei den eigenen Flotten sind die Unternehmen vorerst abgerückt.

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aufgrund schwieriger Marktbedingungen für Elektroautos (BEV) reduzieren auch einige Mietwagen- und Carsharing-Anbieter den E-Anteil ihrer Flotten. Beim Berliner Carsharer Miles etwa verfügten Ende des vergangenen Jahres nur noch knapp 17 Prozent aller Leihwagen über einen Elektroantrieb, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte. Nur ein halbes Jahr vorher lag der Anteil demnach noch bei 25 Prozent. Neue Elektroautos werden derzeit nur noch in geringem Umfang in die Flotte integriert, hieß es.

Kostennachteil

„Im direkten Vergleich zwischen Verbrennerfahrzeugen und E-Autos im Carsharing zeigt sich, dass ein E-Auto noch immer einen Kostennachteil gegenüber Verbrennern aufweist“, teilt Miles zur Begründung mit. „Bedingt durch die höheren Anschaffungskosten, die aufwändigeren und teureren Reparaturen und den höheren Aufwand im Betrieb.“

Aufgrund der geringeren Reichweite müssten E-Autos häufiger aufgeladen werden als Verbrenner betankt. Kundinnen und Kunden würden zudem bei geringem Batteriestand eher ein Auto mit konventionellem Antrieb ausleihen, insbesondere, wenn längere Fahrten oder Ausflüge geplant sind. „E-Autos werden ein fester Bestandteil unserer Flotte bleiben, nur erfolgt der Umstieg nicht ganz so schnell wie ursprünglich geplant“, teilte Miles weiter mit.

Ähnlich äußerte sich der Mietwagen- und Carsharing-Anbieter Sixt aus München. Das Unternehmen wolle E-Autos ebenfalls nicht vollständig aus der Flotte verbannen, teilte es vor wenigen Wochen bei der Präsentation der Jahresbilanz für 2023 mit. „Die konkrete Ausgestaltung der weiteren Entwicklung erfordert jedoch ein hohes Maß an Flexibilität.“ Demnach hätten sich die Marktbedingungen für den Verkauf gebrauchter E-Fahrzeuge deutlich verschlechtert. „So waren beispielsweise in Deutschland Preise für solche Fahrzeuge im Laufe des vergangenen Jahres um mehr als 20 Prozent gefallen.“

Sixt hat deshalb eigenen Angaben zufolge damit angefangen, E-Autos aus der Flotte zu entfernen, für die keine Rückkauf- oder Leasing-Vereinbarungen bestehen. Ende Februar 2024 war der Anteil solcher Fahrzeuge an der elektrischen Sixt-Flotte nur noch rund halb so groß wie noch zum 31. März 2023, hieß es.

Beim Autoverleiher Europcar liegt der Anteil von E-Autos an der gesamten Flotte Angaben des Unternehmens zufolge international bei rund zwölf Prozent, in Deutschland höher. „Wir liegen damit im Rahmen unserer Ziele und sehen derzeit keinen Anlass, diese zu reduzieren“, teilte eine Sprecherin mit.

Nachfrage nach Elektroautos eingebrochen

Zuletzt kauften Vermieter und Carsharer kaum neue Stromer. In den ersten beiden Monaten des Jahres zählte das Kraftfahrt-Bundesamt nur 663 entsprechende Neuzulassungen auf diese Haltergruppe - das entspricht einem Anteil von 1,7 Prozent ihrer Einkäufe. Im Jahresdurchschnitt 2023 hatten BEVs bei Vermietern und Carsharern noch 12,4 Prozent der Neuzulassungen ausgemacht. Insgesamt waren es 37 052 Stück. Selbst im Vorjahreszeitraum Januar und Februar 2023, als die BEV-Nachfrage durch eine gesenkte Prämie vorübergehend eingebrochen war, waren die Stromer bei diesen Anbietern mit knapp 1800 Neuzulassungen beziehungsweise 4,4 Prozent noch deutlich beliebter.

Anfang des Jahres hatte sich bereits der Konkurrent Hertz von zehntausenden Elektrofahrzeugen getrennt und durch Verbrenner ersetzt. Zudem aüßerte sich Bosch-Chef Stefan Hartung jüngst positiv zu Verbrennermotoren. Der Mischkonzern wolle so lange daran festhalten, wie es die Kundennachfrage hergibt.

Die Kaufprämie für gewerblich genutzte E-Autos war zum September vollständig ausgelaufen. Die Nachfrage brach daraufhin deutlich ein. Im Dezember strich die Regierung dann überraschend auch die Kaufprämie für private Kundinnen und Kunden. Seither hat der Elektroantrieb, der jahrelang hohe Wachstumsraten aufwies, deutlich an Momentum eingebüßt. Im gesamten ersten Quartal dieses Jahres ging die Zahl der neu zugelassenen E-Autos dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zufolge um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück.

Ein Schlüssel, um die Nachfrage zumindest im gewerblichen Bereich wieder anzukurbeln, liegt aus Sicht des Unternehmens Miles bei den Kommunen. Ein hilfreicher Ansatz wäre etwa die Befreiung von Parkgebühren für E-Fahrzeuge in den Städten. „Im Hinblick auf die Zukunft ist es aber genauso wichtig, dass die Reichweiten der Fahrzeuge weiter steigen und die Ladeinfrastruktur in den Städten wächst“, betonte das Unternehmen.



DWN
Politik
Politik Bühne frei für gut 100 Tage harten Wahlkampf
13.11.2024

Das Trennungs-Drama der Ampel hat einen Vorgeschmack darauf gegeben, was von diesem Bundestagswahlkampf zu erwarten ist. Er wird kurz, er...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kundenakquise mit Social Media: Erfolgreiche Strategien mit Facebook, LinkedIn & Co. für jedes Unternehmen
13.11.2024

Möchten Sie erfahren, wie Social Media Kundenakquise revolutionieren kann? Helena Grizelj, Content Marketing Expertin und Gründerin von...

DWN
Finanzen
Finanzen Solidaritätszuschlag auf dem Prüfstand: Was bedeutet das für Steuerzahler?
13.11.2024

Das Bundesverfassungsgericht prüft den #Solidaritätszuschlag! Wird die Ergänzungsabgabe für Gutverdiener und Unternehmen abgeschafft?...

DWN
Technologie
Technologie Erneuerbare Energien fressen Steuergelder auf
13.11.2024

Der Boom der erneuerbaren Energien in Deutschland ist ungebremst. Doch die Förderung der Energiewende kostet sehr viel mehr Geld als...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Rekordhoch: Kryptowährung über 90.000 Dollar - und jetzt?
12.11.2024

Der Bitcoin-Kurs befindet sich nach der US-Präsidentschaftswahl in einer kräftigen Aufwärtsrally. Mit einem Anstieg von rund 30 Prozent...

DWN
Politik
Politik Belarus wird BRICS-Mitglied: Was bedeutet das für Europa?
12.11.2024

Belarus wird BRICS-Partner! Was bedeutet das für Europa? Mit der Aufnahme von Belarus in die BRICS-Gruppe verschiebt sich das...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX rutscht ab: Unternehmensprognosen dämpfen die Anlegerstimmung
12.11.2024

Der DAX hat seine Gewinne vom Wochenbeginn am Dienstag wieder abgegeben und sich der psychologisch bedeutenden Marke von 19.000 Punkten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Start-up-Gründungen: Wirtschaftsminister Habeck will Frauenförderung verbessern
12.11.2024

In Deutschland wird weniger als jedes fünfte Start-up von einer Frau gegründet. Wirtschaftsminister Habeck betrachtet die...