Bei einem Treffen in Meudon bei Paris haben sich die Wirtschaftsminister Deutschlands, Frankreichs und Italiens für eine verstärkte europäische Industriepolitik ausgesprochen, um gegen die Konkurrenz aus den USA und China zu bestehen.
Robert Habeck, Bruno Le Maire und Adolfo Urso diskutierten laut einer gemeinsamen Pressemitteilung die Notwendigkeit einer engeren Abstimmung, um die strategische Autonomie der Europäischen Union (EU) zu sichern und Europas Stellung als unabhängige Wirtschaftsmacht zu festigen. Sie stellten auch ihre Perspektiven zur Förderung grüner und digitaler Technologien vor.
„Es geht um die geopolitische Handlungsfähigkeit der Union“, erklärte Wirtschaftsminister Habeck. Er unterstrich die Bedeutung strategischer Unabhängigkeit für Europa und betonte, dass Europa ein wirtschaftspolitischer Akteur sein müsse. Zudem kritisierte er die langwierigen und komplizierten Verfahren in Europa und wies auf die Notwendigkeit einer Beschleunigung der Prozesse hin.
EU-Industriepolitik: Reaktion auf globale Herausforderungen
Frankreichs Wirtschaftsminister Le Maire mahnte, Europa dürfe nicht warten, bis andere handeln. Er schlug vor, einen Mindestanteil von in Europa hergestellten Produkten bei öffentlichen Ausschreibungen festzulegen, um dem wachsenden Handelsdefizit entgegenzuwirken. Italiens Wirtschaftsminister Urso sagte, Europa dürfe „nicht zu einem Freiluftmuseum werden“, sondern müsse als Produzentengemeinschaft auftreten.
Die Minister betonten die Dringlichkeit, europäischen Unternehmen faire Wettbewerbsbedingungen zu bieten und mit vereinfachten Regeln zu reagieren, vor allem im Bereich der Umwelttechnologie, auf amerikanischen Protektionismus und chinesische Dumpingpreise.
Le Maire stellte heraus, dass Europa mit vereinfachten Regeln für seine Industrie auf diese Herausforderungen reagieren müsse. Ein kontroverses Thema war die Bevorzugung von Produkten „Made in Europe“ bei öffentlichen Ausschreibungen.
Vorstoß für eine innovative und vereinte Zukunft
Die Minister verpflichteten sich, ihren Industrieplan auf dem Green Deal zu gründen, dessen Ziel es ist, die EU bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Dies soll die Basis für eine Wachstumsagenda der nächsten fünf Jahre in der EU bilden und umfasst das Eliminieren unnötiger administrativer Hürden, die Gewährleistung eines stabilen und effektiven regulatorischen Rahmens sowie die Förderung von privaten und öffentlichen Investitionen.
Sie unterstrichen die Bedeutung der Koordination in Bereichen wie Luft- und Raumfahrt sowie Sicherheit und Verteidigung. Sie forderten einen Abbau bürokratischer Hürden und einen verstärkten gemeinsamen Ankauf wichtiger Rohmaterialien wie Nickel, um Europas Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und gleichzeitig eine nachhaltige und ökologische Entwicklung zu sichern.
Zukunftspläne der EU und Bedenken der Bürger
Das Treffen der drei größten EU-Wirtschaftsmächte zeigt Europas Bereitschaft, seinen strategischen Platz in der Weltwirtschaft aktiv zu gestalten. Es gibt jedoch Kritik an der Umsetzung des Europäischen Green Deals. Vor allem bezüglich der Nachhaltigkeit und Effektivität im Kampf gegen den Klimawandel stehen Herausforderungen im Vordergrund: Kritiker bezweifeln die Fähigkeit des Green Deals, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen, und werfen der EU „greenwashing“ vor.
Bauernproteste in Deutschland zeigten vor Kurzem den Widerstand innerhalb der Bevölkerung gegen die EU-Klimaagenda. Auch die Forderung der Experten nach einer stärkeren grünen und digitalen Diplomatie ist weitgehend bekannt, um EU-Werte zu fördern und eine inklusive digitale Transformation zu sichern.
Trotz der Schwierigkeiten bieten der Green Deal und die digitale Agenda der EU Chancen für eine nachhaltigere und wettbewerbsfähigere Wirtschaft. Die EU steht nun vor der Aufgabe und Herausforderung, ihre Ziele zu balancieren und dabei die Bedenken der Bürger in Betracht zu ziehen.