Unternehmen

Marktflaute bei E-Autos: Tesla plant massiven Stellenabbau

Lesezeit: 3 min
15.04.2024 17:36
Nach Jahren des schnellen Wachstums hat sich Markt für Elektroautos deutlich abgekühlt. Nun will Tesla-Chef Elon Musk im großen Stil Personal abbauen. Es ist ein Fingerzeig für die schwierige Zukunft der Elektromobilität.
Marktflaute bei E-Autos: Tesla plant massiven Stellenabbau
Auch die Tesla-Gigafactory in Grünheide soll vom Stellenabbau betroffen sein. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Tesla-Chef Elon Musk will angesichts der Flaute am Markt für Elektroautos und schwacher Verkäufe weltweit mehr als jede zehnte Stelle im Unternehmen streichen. Es sei extrem wichtig, sich jeden Aspekt im Unternehmen hinsichtlich Kosten und Produktivität anzusehen, hieß es in einer internen Mail des Firmenchefs, die der Deutschen Presse-Agentur am Montag vorlag. Nach einer eingehenden Prüfung habe das Unternehmen entschieden, die Stellenanzahl um mehr als zehn Prozent zu senken.

Tesla beschäftigte nach eigenen Angaben Ende des vergangenen Jahres 140 473 Mitarbeiter. Damit stehen nun mehr als 14 000 Jobs auf der Kippe.

Details zu dem geplanten Stellenabbau wurden nicht öffentlich. Auch Angaben dazu, ob und wie viele Stellen in Teslas einzigem Europawerk in Grünheide bei Berlin von den Streichungen betroffen sein könnten, gab es zunächst nicht. Auf seiner Webseite listet der Konzern bis dato noch viele offene Stellen in seiner jüngsten Fabrik. In dem Werk in Grünheide arbeiten inzwischen mehr als 12 000 Menschen. Laut Handelsblatt sollen in Grünheide rund 3000 der 12.500 Beschäftigten entlassen werden.

Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, sagte auf Anfrage: „Bisher gibt es jede Menge Gerüchte und eine Absichtserklärung von der Konzernzentrale, dass über 10 Prozent des Personals abgebaut werden soll - global. Was das für Grünheide bedeutet, dazu hat selbst der Betriebsrat noch keine Information.“

Tesla bekommt unter anderem den harten Preiskampf im größten Automarkt China zu spüren und hat im ersten Quartal weltweit mit fast 387 000 Autos überraschend weniger Fahrzeuge ausgeliefert als ein Jahr zuvor. Schon davor hatten sich nach den jahrelang starken Zuwächsen bereits Zweifel am Wachstumstempo im Elektroautomarkt gemehrt.

Hybrid-Fahrzeuge und chinesische Autobauer machen Tesla Konkurrenz, Rabatte wirken kaum noch

In den USA griffen Autokäufer verstärkt zu Verbrenner- und Hybrid-Fahrzeugen, in China bekommt Tesla mehr Wettbewerb von einheimischen Herstellern. Tesla kämpft mit der Konkurrenz durch Branchenneulinge wie den Smartphone-Hersteller Xiaomi in China und dem generell wachsenden Angebot an Elektroautos. Die Wirkung von Preissenkungen und Rabatten schwindet mittlerweile, da die Amerikaner ihre in die Jahre gekommene Modellpalette nur langsam auffrischen und erst im kommenden Jahr mit wichtigen Neuheiten aufwarten. Insidern zufolge hat Tesla zudem sein Vorhaben begraben, ein preisgünstiges Elektroauto für den Massenmarkt zu bauen.

In Europa musste Tesla die Produktion in Grünheide bei Berlin zunächst wegen Lieferengpässen bei Bauteilen durch die Umleitung von Schiffen nach Angriffen jemenitischer Huthi-Rebellen im Roten Meer sowie nach einem Anschlag auf die Stromversorgung des Werks zeitweise aussetzen.

Zudem befindet sich der Markt für Elektrofahrzeuge generell in einem Abschwung. So meldet etwa BP einen massiven Stellenabbau im Geschäft mit Ladesäulen. Deutsche Mietwagenfirmen wie Sixt, Miles, Europcar und Hertz wenden sich scharenweise von der Elektromobilität ab und verkleinern ihren Bestand an E-Autos. Die Probleme wandern die gesamte Wertschöpfungskette entlangen und sorgen somit für einen erheblichen Stellenabbau bei den Zulieferbetrieben.

Mit dem rasanten Wachstum der vergangenen Jahre sei es zu Doppelfunktionen in einigen Bereichen gekommen, hieß es in der Mail von Musk. Die Stellenstreichungen würden es dem Unternehmen erlauben, schlank, innovativ und hungrig auf die nächste Wachstumsphase zu sein. „Es gibt nichts, was ich mehr hasse, aber es muss getan werden“, schrieb der Star-Unternehmer.

Die Tesla-Aktie verlor im vorbörslichen US-Handel. Die Aktie hat seit einem Hoch im vergangenen Sommer bei fast 300 US-Dollar über 40 Prozent eingebüßt. Von den Rekordständen bei über 400 Dollar im Herbst 2021 ist das Papier noch weiter entfernt. Dennoch ist das Unternehmen mit knapp 545 Milliarden Dollar (512 Mrd Euro) Börsenwert immer noch der weltweit am höchsten bewertete Autokonzern vor den Japanern von Toyota mit 61,5 Billionen Yen (375 Mrd Euro). Die deutschen Autobauer Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz und Porsche AG hinken dem mit einer Marktkapitalisierung zwischen 69 und 85 Milliarden Euro weit hinterher.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Erdgas: Preis der Energiewende viel zu hoch - warnt Gazprom
15.11.2024

Während die Welt auf erneuerbare Energien setzt, geht Gazprom einen anderen Weg: Der russische Energieriese glaubt, dass Erdgas der...

DWN
Politik
Politik CDU und SPD für neuen Konsultationsmechanismus - BSW will in Sachsen konstruktiv sein
15.11.2024

In Sachsen wollen CDU und SPD als Minderheitsregierung einen «Koalitionsmechanismus» einführen, um eine Mehrheit für ihre Vorhaben zu...

DWN
Politik
Politik Scholz telefoniert erstmals seit zwei Jahren mit Putin und fordert Abzug aus Ukraine
15.11.2024

Seit Monaten signalisiert Kanzler Scholz, dass er grundsätzlich zu einem Telefonat mit Kremlchef Putin bereit sei. Man müsse nur den...

DWN
Politik
Politik Nach Ampel-Aus: Bundestag streicht Sitzungswoche
15.11.2024

Die kommende Sitzungswoche im Bundestag war für Haushaltsberatungen reserviert. Nach dem Ampel-Bruch gibt es keinen Haushalt und die Woche...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Party der Öl-Industrie? 1.700 Lobbyisten auf Klimagipfel
15.11.2024

Worum es Baku beim Klimagipfel geht - darüber scheint es sehr unterschiedliche Ansichten geben. Umweltaktivisten sehen sich mit 1700...

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Kommission senkt Konjunkturprognose für Deutschland
15.11.2024

Hohe Unsicherheit, Arbeitskräftemangel und sparsame Verbraucher - was alles die Stimmung drückt in Deutschland.: Auch Brüssel zeichnet...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis: Nicht jeder Anleger ist von Trump-Aktienrally überzeugt - was nun wichtig ist!
15.11.2024

Seit der Wiederwahl von Donald Trump steigen die Aktienkurse an den US-Börsen kräftig. Aktien von Unternehmen wie Tesla oder Anbieter aus...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Inflationsausgleichsprämie 2024: Was kommt danach? Lösungen für eine nachhaltige Mitarbeitermotivation
15.11.2024

Letzte Chance für die Inflationsausgleichsprämie, auch kurz als Inflationsprämie bezeichnet: Bis Ende 2024 können Arbeitgeber bis zu...