Panorama

Gesundheitsminister präsentiert neuen Bundes-Klinik-Atlas für Deutschland

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wird am Freitag den "Bundes-Klinik-Atlas" vorstellen, ein staatliches Vergleichsportal, das Patienten klare Informationen über Krankenhäuser in ihrer Nähe bietet. Es wird Daten zu Fallzahlen, Fachärzten, Pflegepersonal und Komplikationsraten liefern.
17.05.2024 12:33
Lesezeit: 2 min

Über Leistungen und Behandlungsqualität der Krankenhäuser in Deutschland soll künftig auch ein staatliches Vergleichsportal informieren. Dazu stellt Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an diesem Freitag einen neuen "Bundes-Klinik-Atlas" vor. Patientinnen und Patienten sollen dort verständliche Auskünfte über Krankenhäuser in ihrer Nähe finden. Für bundesweit 1700 Standorte sollen Daten zu Fallzahlen abrufbar sein, also zur Behandlungserfahrung, zu Fachärztinnen, Fachärzten und Pflegekräften sowie zu Komplikationsraten ausgewählter Eingriffe.

Kritik am neuen Krankenhaus-Atlas: Bürokratieaufwand bemängelt

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) kritisierte das Portal als irreführend und überflüssig. "Es gibt keinen Bereich im Gesundheitswesen, der in der Qualität so transparent ist wie die Krankenhäuser", sagte DKG-Chef Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). Schon seit über zwei Jahrzehnten würden im online zugänglichen Deutschen Krankenhausverzeichnis Informationen über Personal, Fallzahlen, Qualitätsdaten und Komplikationsraten aufbereitet. Der neue Atlas bringe keine neuen Erkenntnisse, verursache bei den Krankenhäusern aber mehr Aufwand und Bürokratie.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte, sicherlich wollten Menschen über das Leistungsangebot und die Qualität Bescheid wissen. "Doch dem Klinik-Atlas fehlen entscheidende Angaben", sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. "Die Qualität der Patientensteuerung in der Klinik wird nicht erfasst." Nach wie vor mangele es an verbindlichen Leitlinien und Bewertungsfaktoren, die die Arbeit am und mit dem Patienten in den Blick nehmen.

Brysch wies zudem darauf hin, dass ältere Menschen deutlich häufiger stationär versorgt würden und betagte Patienten mit Mehrfacherkrankungen mehr Zeit für eine gelungene Therapie benötigten. "Die Komplikationsrate ist bei dieser Patientengruppe immer höher als im Durchschnitt."

Mehr Transparenz und Vergleichsmöglichkeiten für Patienten und Ärzte

Der Klinik-Atlas soll eine große Reform mit grundlegenden Änderungen bei der Finanzierung und einheitlichen Qualitätsvorgaben ergänzen, die das Kabinett auf den Weg gebracht hat. Für das Transparenzverzeichnis müssen Kliniken zusätzliche Daten melden, wie ein dazu beschlossenes Gesetz vorsieht. Die Klinikbranche hatte kürzlich eine eigene Online-Übersicht ausgebaut. Auf dem seit 2002 bestehenden "Deutschen Krankenhaus Verzeichnis" sind nun etwa mehr Suchfunktionen möglich.

Lauterbach hatte mehrfach betont, dass er mehr Transparenz für dringend nötig hält. So werde etwa ein Drittel der Krebspatienten nicht da behandelt, wo optimale Ergebnisse zu erwarten wären. Der neue Atlas soll dabei auch gezielte Vergleiche zwischen Angeboten in einer Region ermöglichen, wie es aus dem Ministerium hieß. Dies soll Patientinnen und Patienten, aber auch ihren Ärztinnen und Ärzten bei der Entscheidung für eine Klinik helfen. Aufbereitet werden die Daten vom Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen. Es ist beim Gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen angesiedelt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...