Unternehmen

Warenhaus-Drama: Handelsexperte erwartet Zustimmung zum Galeria-Rettungsplan

Lesezeit: 2 min
24.05.2024 02:32  Aktualisiert: 24.05.2024 06:32
Die Gläubiger haben gegenüber der Warenhauskette Galeria Forderungen in Höhe von mehr als 880 Millionen Euro angemeldet. Sollten sie dem Sanierungsplan zustimmen, erhalten sie jedoch nur wenig Geld zurück.
Warenhaus-Drama: Handelsexperte erwartet Zustimmung zum Galeria-Rettungsplan
Menschen stehen vor einer geschlossenen Filiale von Galeria. Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern schließt 16 seiner 92 Filialen zum 31. August. (Foto: dpa)
Foto: Andreas Arnold

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Handelsexperte Jörg Funder rechnet damit, dass der Plan zur Sanierung von Galeria Karstadt Kaufhof angenommen wird. „Alles andere als eine Zustimmung wäre eine Riesenüberraschung. Die Gläubiger müssen Zugeständnisse machen, aber haben eigentlich keine andere Wahl“, sagte der Professor für Unternehmensführung im Handel an der Hochschule Worms. Dass so viele Filialen fortgeführt werden, sei „ein großes Signal an die Arbeitnehmer“, so Funder. Von einer Ablehnung des Plans und einer Generalinsolvenz würde niemand profitieren.

Zu den Gläubigern von Galeria zählen unter anderem Vermieter, Lieferanten, das Finanzamt und die Bundesagentur für Arbeit, die Insolvenzgeld an die Beschäftigten gezahlt hat. Sie stimmen am Dienstag in Essen über den von Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus erstellten Insolvenzplan ab. Die Gläubiger werden auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten müssen. Er erwarte eine Insolvenzquote in Höhe von 2,5 bis drei Prozent, sagte Denkhaus. Die Quote legt den Anteil des geschuldeten Geldes fest, den die Gläubiger bei Annahme des Plans zurückerhalten. Zahlungen aus den Ansprüchen gegen den bisherigen Eigentümer, die Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko, könnten die Quote nach Angaben von Denkhaus noch erhöhen.

Insolvenzverfahren kostet gut 41 Millionen Euro

Die Gläubiger haben Forderungen in Höhe von 886,1 Millionen Euro angemeldet, wie dem Plan zu entnehmen ist. Wird dieser angenommen, werden allerdings nur bis zu 22,5 Millionen Euro an die Gläubiger ausgezahlt, und das in zwei Schritten. Zunächst fließt eine „Basisquote“, für die 4,5 Millionen Euro eingestellt sind, der Rest zu einem späteren Zeitpunkt. Die exakte Höhe sei „noch nicht abschließend bezifferbar“, heißt es. Etwas weicher würden in jedem Fall viele Lieferanten von Galeria fallen. Rund 85 Prozent haben eine Warenkreditversicherung.

Für die Fortführung des Geschäftsbetriebs bleiben Galeria laut Insolvenzplan Mittel in Höhe von knapp 87 Millionen Euro. Mögliche Investitionen der neuen Eigentümer sind hier nicht berücksichtigt. Die Kosten des Insolvenzverfahrens, also für Insolvenzverwalter und Gericht, liegen bei 41,2 Millionen Euro. Sollten die Gläubiger den Plan ablehnen, gehen sie leer aus und Galeria droht die Zerschlagung. In diesem Fall würden die Verfahrenskosten auf 71,2 Millionen Euro steigen.

In dem von Denkhaus ausgearbeiteten Plan ist auch festgelegt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz Galeria übernehmen soll. Bereits Ende April hatte Denkhaus angekündigt, bis Ende August 16 der 92 Warenhausfilialen zu schließen. 1400 Beschäftigte verlieren dadurch ihren Arbeitsplatz.

Wenn die Gläubiger dem Plan zustimmen, muss dieser anschließend vom Gericht erneut bestätigt werden. Anschließend kann das Insolvenzverfahren aufgehoben werden. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben. Anfang Januar hatte Galeria einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Technologie
Technologie Wenn KI-Tools nur Fake sind: So erkennen (und vermeiden) Sie KI-Washing
28.09.2024

Unternehmen können mit generativer KI ihre Produktivität steigern, während Privatanleger verstärkt auf KI-gestützte Anlagestrategien...

DWN
Immobilien
Immobilien Alternatives Wohnen im Alter - Modelle für die silbernen Jahre
28.09.2024

Die Frage, wie man im Alter wohnen möchte - und kann - treibt viele ältere Menschen um. Ist das Altersheim die einzige Option? Die...

DWN
Panorama
Panorama Vegetarisch auf dem Teller: Wie sinnvoll ist fleischlose Kost für Kinder?
28.09.2024

Viel Obst und Gemüse sind gesund, das weiß jedes Kind. Aber ist auch eine rein vegetarische Kost gut für die Kleinen und Kleinsten im...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Interview: Genossenschaftsbanken am Scheideweg
28.09.2024

Gerald Wiegner, Vorstand der U-D-G und Experte für Genossenschaften, spricht mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten über die...

DWN
Politik
Politik IT-Sicherheit: Mehr als 5.200 Cyber-Attacken (allein) auf Bayerns Behördennetz
28.09.2024

Im Bericht zur Cybersicherheit 2024 wird deutlich: Bayern registrierte im letzten Jahr über 5.200 Cyber-Angriffe auf das Behördennetz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kosten senken, Zukunft sichern: Wie Unternehmen ihre Energienutzung diversifizieren
28.09.2024

Die Energiepreise steigen, und Nachhaltigkeitsanforderungen werden strenger. Unternehmen brauchen neue Strategien – ein Mix aus...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Verschärfte Grenzkontrollen kosten die deutsche Wirtschaft Milliarden
28.09.2024

Die aktuell eingeführten verschärften Grenzkontrollen können, auch wenn sie temporär sind, der deutschen Wirtschaft massiv schaden, so...

DWN
Panorama
Panorama Experten: Klimawandel ist große Gesundheitsgefahr
28.09.2024

Beim 14. Extremwetterkongress in Hamburg warnten Experten vor den Folgen des Klimawandels. 2023 war das bisher wärmste Jahr, und 2024...