Politik

Bilanz der Versicherer: Unwetter richten 2023 Milliardenschäden in Deutschland an

Naturereignisse wie Hagel, Blitzschlag oder Flutschäden haben in Deutschland im vergangenen Jahr versicherte Schäden von 5,7 Milliarden Euro verursacht. Das teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft mit.
27.05.2024 10:47
Aktualisiert: 27.05.2024 12:33
Lesezeit: 2 min

Durch Sturm, Hagel und Starkregen sind im vergangenen Jahr versicherte Schäden von 5,7 Milliarden Euro entstanden. „Das sind 1,7 Milliarden Euro mehr als im Jahr 2022“, teilte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, am Montag in Berlin mit. „Grund dafür sind vor allem schwere und teure Hagelschäden an Kraftfahrzeugen.“ Der bisherige registrierte Rekord lag dem Verband zufolge im Jahr 2021 mit 13,9 Milliarden.

In einer ersten Schätzung waren die Versicherer Ende vergangenen Jahres noch von einem niedrigeren Wert ausgegangen. Die Statistik wird seit Anfang der 1970er Jahre geführt.

Allein die Unwetter im vorigen August verursachten den Angaben zufolge mit 1,5 Milliarden Euro gut ein Viertel des Gesamtschadens 2023. Auch im Juni gab es bei Unwettern hohe Schäden. Dagegen seien im Herbst und Winter schwere Stürme weitgehend ausgeblieben.

Die meisten versicherten Schäden seien in Bayern entstanden - mehr als zwei Milliarden Euro seien registriert worden. Hessen kam in der Statistik auf Platz zwei mit 890 Millionen Euro. „Die Alpenregion und die hessischen Mittelgebirge Taunus und Odenwald waren besonders häufig von Hagel betroffen“, sagte Asmussen laut Mitteilung dazu.

Höhere Preise für Ersatzteile

Bei der Kraftfahrtversicherung verzeichnete der Gesamtverband ebenfalls einen Anstieg: Der Durchschnitt der versicherten Schäden wegen Beschädigungen durch Sturm und Hagel betrug demnach 4.100 Euro. Das sei der dritthöchste Wert nach 1984 (4.700 Euro) und 2021 (4.300 Euro). „Ursache für die hohen Kosten sind die gestiegenen Ersatzteilpreise und die hohen Werkstattlöhne“, teilte der Gesamtverband weiter mit.

Auch in den vergangenen Monaten hatten Unwetter in Deutschland immer wieder erhebliche Schäden verursacht. Diese Summe floss aber nicht in die nun vorgestellte Bilanz ein. Nach Einschätzung von Meteorologen kommen extreme Wetterereignisse wegen der Klimakrise häufiger vor.

Diskussion über Pflichtversicherung

Als Reaktion auf die Naturgewalten kam zuletzt erneut aus der Politik die Forderung nach Einführung einer Pflichtversicherung für Elementarschäden auf. Darüber wollen die Ministerpräsidenten der Länder im nächsten Monat mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) sprechen. Dazu sagte Asmussen: „Eine Pflichtversicherung als alleiniges Mittel hilft niemandem - weder Hausbesitzern noch Ländern und Kommunen.“

Der Fokus beim Schutz vor Naturgefahren müsse auf Klimafolgen-Anpassung liegen, forderte der Hauptgeschäftsführer. „Wir benötigen eine Verankerung der Anpassung an den Klimawandel im Bauordnungsrecht, weniger Flächenversiegelungen und Bauverbote in Überschwemmungsgebieten.“

Dem Verband zufolge sind im Bundesdurchschnitt 54 Prozent aller Wohnhäuser gegen alle Naturgefahren versichert - und nicht nur gegen einzelne Wetterphänomene wie Sturm und Hagel. Die so bezeichnete Versicherungsdichte sei im vergangenen Jahr binnen Jahresfrist bundesweit um zwei Prozentpunkte gestiegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungsindustrie in Europa: 10 Unternehmen mit stabilen Renditen
09.11.2025

Europäische Verteidigungsunternehmen profitieren von stabilen Aufträgen und steigenden Investitionen. Technologische Kompetenz und lokale...

DWN
Technologie
Technologie Dunkle Wolke aus den USA: Die digitale Gefahr des US CLOUD Acts
09.11.2025

Ein US-Gesetz erlaubt amerikanischen Behörden Zugriff auf Daten in europäischen Clouds – ohne Wissen oder Zustimmung der Betroffenen....

DWN
Finanzen
Finanzen Contrarian Thinking: Wie falsche Narrative unsere Wahrnehmung verzerren – und was das für Anleger bedeutet
09.11.2025

In einer Welt voller Empörung, Filterblasen und ideologischer Schlagzeilen lohnt sich ein zweiter Blick. Wer immer nur der öffentlichen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Verjährung von Urlaubsansprüchen: Wann Resturlaub verfällt – und wann nicht
09.11.2025

Urlaub verfallen? Von wegen. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat klargestellt: Ohne klare Belehrung bleibt der Urlaubsanspruch bestehen –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Zukunft der Chefetage: Warum mittleres Management an Bedeutung verliert
09.11.2025

Das mittlere Management verliert in vielen Unternehmen an Bedeutung. Wirtschaftliche Unsicherheit, neue Technologien und veränderte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wirtschaft unter Druck: Im Spannungsfeld zwischen China und USA
09.11.2025

Globale politische Spannungen und Handelskonflikte belasten derzeit Europas Wirtschaft. Militärische Krisen in der Ukraine und im Nahen...

DWN
Technologie
Technologie Autonomes Fahren in Europa: Pony AI testet Robotaxis mit Stellantis
09.11.2025

Europa steht vor einem neuen Kapitel der urbanen Mobilität. Technologische Entwicklungen und internationale Kooperationen treiben die...

DWN
Technologie
Technologie Phishing schlägt Firewalls: Warum Technik allein nicht schützt
09.11.2025

Firewalls, Verschlüsselung, Millionenbudgets – und doch reicht ein schwaches Passwort oder ein unbedachter Klick, um ein ganzes...