Immobilien

ZIA-Immobilientag 2024: Krise in der Baubranche „ist noch gar nicht richtig angekommen“

Beim jährlichen „Tag der Immobilienwirtschaft“ des Spitzenverbands der deutschen Immobilienwirtschaft (ZIA) diese Woche war ein zentrales Thema die dramatische Krise in der Immobilien- und Baubranche, und der Weg hinaus in einen wieder funktionierenden Markt. Viele der knapp 2500 Branchenspezialisten wollten wissen: Wann gibt es Entspannung und wohin gestaltet sich die Zukunft der gesamten Bauwirtschaft?
14.06.2024 13:07
Lesezeit: 2 min
ZIA-Immobilientag 2024: Krise in der Baubranche „ist noch gar nicht richtig angekommen“
Bundesbauministerin Klara Geywitz bei dem ZIA Tag der Immobilienwirtschaft. Wann kommt wieder Schwung in die Bauwirtschaft? (Foto: dpa) Foto: Jens Kalaene

Das Schlimmste steht der Bauwirtschaft noch bevor, nachdem die letzten Jahre einen nahezu perfekten Sturm auf dem Immobilienmarkt ausgelöst haben. So lautete eine der wichtigen Erkenntnisse bei dem ZIA-Tag der Immobilienbranche am Anfang dieser Woche.

Einige der sich immer wiederholenden Schlüsselbegriffe in Talks und Panel-Diskussionen während des Tages waren „Abbau von Hemmstellen und Bürokratie“, „die Branche braucht Freiraum“, „Weg mit Regulierung", „Wir brauchen mutige Politiker und anpackende Unternehmer“ und „Wir müssen ins Machen kommen.“

Das Bauhauptgewerbe ist einer der größten Arbeitgeber in Deutschland und mit einem Umsatz von rund 162 Milliarden Euro im Jahr 2023 laut des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes eine wichtige Säule für die deutsche Wirtschaft. Im Immobilienboom hatte die Branche jahrelang die Konjunktur gestützt, ist jedoch in den letzten Jahren wegen der Krise im Wohnungsbau zum großen Sorgenkind geworden.

Probleme auf dem Horizont - sowie einige Hoffnungsfunken

Die Baubranche sei ein „Spätzünder“ und „das Schlimmste steht noch bevor“, so Jan-Hendrick Goldbeck, ZIA-Vizepräsident und Geschäftsführender Gesellschafter des Familien- und Stahlbauunternehmens Goldbeck Gruppe. Dennoch gäbe es Grund zum Optimismus. So sei zum Beispiel der Gebäudetyp-E – ein Teil des Regierungsplans durch einfaches, nachhaltiges und schnelleres Bauen Bürokratieabbau zu schaffen – durchaus positiv zu bewerten. „Wenn man in Frankfurt ein normales 60er Jahre Gebäude sanieren will, dann muss man den Milieuschutz berücksichtigen, die Vorgabensatzung, die Digitalisierungsauflagen etc. Bis man dann angefangen hat zu bauen, ist der Kostenpunkt schon so hochgestiegen – nicht, weil die Baukosten so hoch sind, sondern weil jetzt der regulatorische Überbau am Ende smartes Bauen verbietet“, kommentierte Goldbeck. „Da ist natürlich der Gebäudetyp-E ein spannender Ansatz.“

Chancen in der Baubranche jetzt nutzen

Larissa Zeichhardt, Geschäftsführerin bei Familienunternehmen und Elektromontagefirma LAT Gruppe, warnte, dass die Krise in der Baubranche „noch gar nicht so richtig angekommen ist“ und dass ein weiteres Ungewitter am Horizont die fehlenden Fachkräfte an den Baustellen seien würden.

„Wann kommen wir durch diese Krise am Markt durch? Vielleicht dann, wenn wir begreifen, dass immer noch mit beiden Händen gearbeitet wird“, kommentierte Zeichhardt. „Es wird jetzt viele geben, die aufhören zu bauen, die nicht mehr existieren werden, und ich würde gegenhalten: Wenn es meine Branche wäre, würde ich genau diese Chance benutzen, um alle anzustellen, die in irgendeiner Form bauen können.“

Alexander Otto, Geschäftsführer der ECE Group, prognostizierte, dass das nächste Jahr noch schwierig sein würde für die Branche, er war jedoch optimistisch, dass es eine Verbesserung im Jahr 2026 geben würde. Laut Otto braucht die Branche „eine erhebliche Entschlackung in der Bürokratie.“

Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwickelung und Bauwesen Klara Geywitz sagte, der Branchenmotor laufe derzeit „eher rüpelig“ aber er laufe. „Die Branche ist stabil durch die Krise gekommen … aber natürlich es ist klar, wir werden dieses Jahr noch schwierige Entwickelungen haben. Die Auftragslage ist eine andere, die Bauanträge sind niedriger als zuvor, doch es gibt auch positive Effekte – die Energiegrundpreise sind gesunken, Preise für Baustoffe haben sich deutlich stabilisiert…und die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten hat erstmals seit zwei Jahren wieder zugenommen."

Laut DIW Econ, einem Tochterunternehmen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), hat jeder siebte Euro der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung direkt oder indirekt mit dem Wohnungsbau zu tun. Auch rund jeder siebte Arbeitsplatz und 17 Prozent der Steuereinnahmen stünden mit dieser Branche in Verbindung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hat Trump mit seiner Einschätzung des deutschen Überschusses recht?
25.04.2025

Trumps Zollpolitik trifft auf deutsche Überschüsse – doch die wahren Ursachen für das Handelsungleichgewicht liegen tiefer.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Crash-Gefahr an den US-Börsen: Fondsmanager warnt vor historischem Einbruch von bis zu 50 Prozent
25.04.2025

Die Unsicherheit an den globalen Finanzmärkten nimmt spürbar zu. Ein renommierter Fondsmanager schlägt nun Alarm: Der US-Aktienmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lyft attackiert Uber: Neuer Mobilitäts-Gigant übernimmt FreeNow und greift Europa an
25.04.2025

Der Mobilitätskampf in Europa geht in eine neue Runde – und diesmal kommt die Herausforderung von der anderen Seite des Atlantiks: Lyft,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der offene Konflikt zwischen Big Tech und der EU eskaliert
24.04.2025

Meta hat den diplomatischen Kurs verlassen und mit scharfen Vorwürfen auf die jüngsten Strafen der EU-Kommission reagiert. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lego rüstet auf: Wie der Spielzeugriese mit Industrie 4.0 zum globalen Produktionsvorbild werden will
24.04.2025

Mit KI, Robotik und strategischer Fertigung wird Lego zum heimlichen Vorbild europäischer Industrie – und setzt neue Standards in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Drittes Jahr in Folge kein Wachstum – Habeck senkt Prognose
24.04.2025

Ein drittes Jahr ohne Wachstum, eine düstere Prognose und ein scheidender Minister, der den Stillstand verwaltet: Robert Habeck...

DWN
Politik
Politik Europa sitzt auf russischem Milliardenvermögen – doch es gibt ein Problem
24.04.2025

Europa sitzt auf eingefrorenem russischen Vermögen im Wert von 260 Milliarden Euro – ein gewaltiger Betrag, der den Wiederaufbau der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Geschäftsklima: Deutsche Unternehmen trotzen globalen Risiken
24.04.2025

Während weltweit wirtschaftliche Sorgen zunehmen, überrascht der Ifo-Index mit einem leichten Plus. Doch der Aufschwung ist fragil: Zwar...