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Arbeitsplatz Rheinmetall: Rüstungsbranche boomt!

Lesezeit: 3 min
09.09.2024 12:00  Aktualisiert: 18.06.2030 15:41
Früher Tabu, heute Boombranche: Die Rüstungsbranche erlebt seit Beginn des Ukraine-Krieges eine Wiederbelebung. Es läuft die größte Einstellungswelle seit Ende des Kalten Krieges. Rheinmetall sucht dringend Personal und wird beim Autozulieferer Continental fündig: Waffen statt Autoteile scheint der Arbeitstrend zu werden. Während viele Unternehmen pleitegehen, ist die Rüstungsindustrie der große Profiteur der angespannten geopolitischen Lage.

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Die globalen Rüstungskonzerne stellen derzeit so viel Personal ein, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wie die „Financial Times“ recherchiert hat, planen die 20 betrachteten großen und mittleren Waffenhersteller allein in diesem Jahr mehrere Zehntausend Neueinstellungen. So planten zehn der betrachteten Konzerne eine Aufstockung des Personals um fast zehn Prozent. In der Summe wären das 37.000 neue Jobs.

Auftragsbestände in Rekordhöhe

Gesucht würden dabei Beschäftigte in allen möglichen Funktionen, von Ingenieuren über Software-Entwickler, Cyber-Security-Experten bis hin zu Mechanikern und Schweißern. Den größten prozentualen Personalzuwachs unter den betrachteten Unternehmen plant der europäische Raketenbauer MBDA. Das Gemeinschaftsunternehmen von Airbus, BAE Systems und Leonardo will sein Personal um rund 17 Prozent auf 17.600 Beschäftigte aufstocken. MBDA produziert unter anderem den „Taurus“-Marschflugkörper und "Patriot“-Flugabwehrraketen.

Nach Jahren der Flaute verzeichnet die Branche sprunghafte Orderanstiege und hohe Auftragsbestände. Neben dem russischen Angriff auf die Ukraine haben noch weitere geopolitische Spannungsfelder wie der Nahostkonflikt die staatlichen Rüstungsprogramme beschleunigt. „Seit Ende des Kalten Krieges ist dies die intensivste Periode für den Verteidigungssektor mit dem höchsten Anstieg des Ordervolumens in einer recht kurzen Zeitspanne“, sagt Jan Pie, Generalsekretär des europäischen Branchenverbandes ASD, gegenüber der FT.

Waffen statt Autoteile

Auch der größte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall plant einen weiteren Aufbau seines Personalstandes um mehr als zehn Prozent. Am Freitag hatte der DAX-Konzern gemeinsam mit Continental mitgeteilt, gezielt nicht mehr benötigte Mitarbeiter des Autozulieferers übernehmen zu wollen.

Continental hatte vor knapp einem Jahr angekündigt, sein defizitäres Bremsenwerk in Gifhorn bis Ende 2027 zu schließen und sucht seither gezielt nach Unternehmen, die einen Teil der bisher 900 Mitarbeiter übernehmen. Nun sollen bis zu 100 Mitarbeitende des Conti-Werks in Gifhorn zu Rheinmetall nach Unterlüß in der Lüneburger Heide wechseln, etwa 50 Kilometer entfernt. Der Rüstungskonzern errichtet dort eine neue Munitionsfabrik. „Wir erhalten gut ausgebildete Leute, die aus einem Unternehmen mit einer ähnlichen Kultur kommen und uns verstehen“, sagt Rheinmetall-Personalvorstand Peter Sebastian Krause der Süddeutschen Zeitung. Rheinmetall will dem Bericht zufolge insgesamt je rund 5000 Personen in diesem und im kommenden Jahr anstellen.

Rheinmetall: Bewerberzahlen mehr als verdoppelt

Der Rüstungskonzern Rheinmetall freut sich übersteigende Bewerberzahlen. Und die braucht das Unternehmen, um die wachsende Nachfrage zu bewältigen. Viele junge Menschen haben offenbar ihr Interesse an der Rüstungsindustrie entdeckt. Im Recruiting-Center von Rheinmetall gingen allein im vergangenen Jahr 108.000 Bewerbungen ein. Im Jahr 2018 waren es noch 45.000. Für das Unternehmen kommt das steigende Interesse zur rechten Zeit. Rheinmetall wächst, die Auftragsbücher sind voll. Allein aus dem 100 Milliarden Euro Sondervermögen erwartet das Unternehmen 38 Milliarden Euro für neue Aufträge.

Neue Produktionsstandorte werden aufgebaut, wie derzeit in Weeze am Niederrhein, wo künftig Rumpfmittelteile für das Kampfflugzeug F-35 gebaut werden. Allein dafür sollen in den kommenden zwei Jahren 400 Stellen neu besetzt werden. Im Recruiting-Center in Düsseldorf werden ständig Vorstellungsgespräche geführt. Jeder der 50 Mitarbeiter hat im vergangenen Jahr rund 80 Stellen neu besetzt.

„Zeitenwende“ gut fürs Image

Entscheidend für diesen Imagewandel war wohl die ausgerufene Zeitenwende von Bundeskanzler Olaf Scholz. Und er hat es nicht bei einer Bundestagsrede belassen. Die Politik habe sich ganz anders zu der Rüstungsindustrie verhalten, als es in den Jahren zuvor der Fall gewesen sei, sagt Rheinmetall-Personalvorstand Peter Sebastian Krause. Noch im Februar war Scholz selbst beim Spatenstich für die neue Munitionsfabrik in Unterlüß in Niedersachsen. Der Bundeskanzler hat dort wörtlich formuliert: „Sie arbeiten zum Wohl unseres Landes!“

Das ist eine Aussage, die uns enorm gutgetan hat, so Krause. „Und ich glaube, das spricht Bände über die veränderte Wahrnehmung, die wir in der Öffentlichkeit erfahren.“ Tatsächlich schlage sich das direkt in Vorstellungsgesprächen nieder, so die jüngsten Erfahrungen. Die Kandidaten wären viel unbefangener, sich auf eine Stelle einzulassen.

Sicher wird nicht nur der Imagewechsel zu hohen Bewerberzahlen führen, denn die Branche bezahlt gut und bietet zusätzliche Benefits: Basierend auf 1246 Gehaltsangaben, bei der Bewertungsplattform Kununu, beträgt das durchschnittliche Gehalt bei Rheinmetall zwischen 14.000 € für die Position „Auszubildender“ und 145.200 € für die Position „Business Unit Manager“. Die Gehaltszufriedenheit liegt bei 3.8 von 5 und damit 9% über dem Branchendurchschnitt.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Bezahlung in der Rüstungsindustrie, verglichen mit anderen Branchen, überdurchschnittlich ist. Das durchschnittliche Jahresgehalt bei einem deutschen Waffenhersteller liegt bei ca. 68.000 Euro brutto, Mitarbeiter in leitenden Funktionen verdienen oft sechsstellig.

 

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Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.


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