Unternehmen

1&1 kommt beim Netzausbau voran, aber Rückstand bleibt

Konkurrenz in Sachen Telefon und Internet ist eine gute Sache. Es könnte sogar besser laufen, wenn der Telekom ein neuer Wettbewerber das Leben schwer machen könnte. Ob dies ausgerechnet 1&1 sein wird, bleibt ungewiss.
11.08.2024 14:05
Lesezeit: 2 min
1&1 kommt beim Netzausbau voran, aber Rückstand bleibt
Besserer Empfang: Verkehrsminister Volker Wissing und die Vertreter vom Mobilfunkanbieter 1&1 anno 2023. (Foto: dpa) Foto: Federico Gambarini

Deutschlands viertes Handynetz wird größer, im Vergleich zur Konkurrenz ist es aber noch winzig. Der Chef des Netzbetreibers 1&1, Ralph Dommermuth, sagte in Montabaur, dass Ende Juni mehr als 400 Standorte ins Netz integriert gewesen seien. Das waren etwa doppelt so viele, wie drei Monate zuvor. Zum Vergleich: O2 hat in Deutschland rund 28.000 aktive Mobilfunk-Standorte, Vodafone 26.000.

National Roaming von O2

Dort, wo 1&1 keine eigenen Funksignale sendet, werden seine Kunden mit dem Netz von O2 verbunden. Dies geschieht im Rahmen eines National-Roaming-Vertrags zwischen den beiden Firmen, bei dem 1&1 Miete zahlt für die Nutzung des Netzes des Konkurrenten. Allerdings wechselt 1&1 noch in diesem Sommer zu Vodafone – in der Zukunft werden die Kunden also mit dem Netz der Deutschlandtochter des britischen Telekommunikationskonzerns verbunden.

Rückschläge beim Netzausbau

Beim Bau seines Handynetzes hatte 1&1 mit erheblichem Gegenwind zu kämpfen. Anfang 2023 sollten eigentlich 1000 Standorte in Betrieb genommen sein, tatsächlich waren es nur fünf. Danach leitete die Bundesnetzagentur ein Bußgeldverfahren ein. 1&1 machte seinen Ausbaupartners Vantage Towers verantwortlich, der eine Vielzahl an Standorten trotz eines entsprechenden Vertrags nicht übergeben hatte.

Die Zusammenarbeit beider Firmen läuft weiterhin nicht planmäßig, wie aus Äußerungen von Dommermuth klar wird. „Wir haben gerade von Vantage wieder 250 Standorte abgekündigt bekommen.“ Der Ausbau sei mühsam. „Aber wir gewinnen da zunehmend Flughöhe.“ Bis Ende 2025 muss 1&1 mit seinen Antennen ein Viertel der Haushalte in Deutschland erreichen, so sieht es eine Vorschrift der Bundesnetzagentur vor. Dies will 1&1 schaffen.

Netzausfall verärgert Kunden

Im Mai hatte 1&1 in seinem noch kleinen Netz erhebliche technische Probleme gehabt, viele Kunden waren lange nicht erreichbar. Wegen dieses Ausfalls habe man schätzungsweise etwa 50.000 Kündigungen bekommen, sagt Firmenchef Dommermuth. Auch ihn habe der Ausfall überrascht. „Meine Frau hat mich morgens geweckt, weil meine Kollegen mich nicht auf dem Handy erreichen konnten, weil mein Handy eben auch ausgefallen war.“

So etwas komme beim Bau eines neuen Netzes zwar wohl vor, es hätte aber nicht vorkommen sollen. „Wir haben auch zu lange gebraucht, um das zu entstören.“ Man habe dazugelernt und gehe davon aus, dass das nicht wieder passiere.

Gedämpfte Erwartungen an das Gesamtjahr

Die Tochterfirma von United Internet hat ein eher durchwachsenes Halbjahr hinter sich. Der Umsatz legte um 1,1 Prozent auf 2,02 Milliarden Euro zu und das operative Ergebnis (Ebit) sank um 22,8 Prozent auf 196,1 Millionen Euro. Die Kosten für den Netzausbau – die Anlaufkosten – waren deutlich höher als zuvor. Die ursprüngliche Jahresprognose für Umsatz und Profitabilität hatte 1&1 unlängst etwas gesenkt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erzeugerpreise sinken weiter: Energie drückt den Index
19.12.2025

Sinkende Energiepreise drücken die Erzeugerpreise in Deutschland weiter nach unten. Der Abstand zum Vorjahr wächst, während sich im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Beschäftigungsbarometer sinkt weiter: Alarmzeichen zum Jahresende für den deutschen Arbeitsmarkt
19.12.2025

Trotz Konjunkturpaket kippt die Stimmung am Arbeitsmarkt: Das Beschäftigungsbarometer fällt weiter und signalisiert wachsende...

DWN
Politik
Politik EU sichert Ukraine-Finanzierung bis 2027 – Moskau spottet
19.12.2025

Die EU hat sich nach zähem Ringen auf eine Ukraine-Finanzierung bis 2027 geeinigt. Ein zinsloser Kredit über 90 Milliarden Euro soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Baugenehmigungen steigen wieder: Eigenheime besonders gefragt
19.12.2025

Nach langer Flaute werden in Deutschland wieder deutlich mehr Wohnungen genehmigt. Vor allem bei Einfamilienhäusern zieht die Nachfrage...

DWN
Technologie
Technologie Lothar Schupet: Warum ich nach 23 Jahren BMW für ein chinesisches Startup verlassen habe
19.12.2025

Ein deutscher Topmanager verlässt nach 23 Jahren einen der mächtigsten Autokonzerne Europas und geht ausgerechnet zu einem chinesischen...

DWN
Finanzen
Finanzen USA Börsen: Überraschend deutlicher Rückgang der US-Inflation beflügelt die Aktienmärkte
18.12.2025

Die im letzten Monat überraschend stark abgekühlten US-Inflationsdaten befeuerten die Hoffnung, dass im Jahr 2026 weitere Zinssenkungen...

DWN
Politik
Politik Feuer und Tränengas: Tausende Bauern protestieren in Brüssel gegen Mercosur
18.12.2025

Feuer, Tränengas und Traktoren: Tausende Landwirte bringen Brüssels Europaviertel zum Chaos. Sie protestieren gegen das geplante...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlandfonds startet: Wie der Staat 130 Milliarden Euro private Investitionen lostreten will
18.12.2025

Deutschland braucht Wachstum, aber der Staat allein kann es nicht finanzieren. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen neuen Hebel: den...