Unternehmen

Ende des Nebenkostenprivilegs am TV-Markt: Telekom legt zu

Die Telekom freut sich über neue Kunden. Magenta TV hat erstaunlich viele Neukunden akquirieren können. Die Werbung während der Europameisterschaft hat den Unterschied gebracht, heißt es. Oder geht es um etwas ganz anderes?
11.08.2024 15:15
Lesezeit: 2 min
Ende des Nebenkostenprivilegs am TV-Markt: Telekom legt zu
Werbung hat sich gelohnt: MagentaTV mit Wolff Fuss (l-r), Fußballkommentator, Tabea Kemme, ehemalige Fußballspielerin, Michael Ballack, ehemaliger Fußball-Nationalspieler, und Moderator Johannes B. Kerner. (Foto: dpa) Foto: Marcus Brandt

Nach dem Ende des "Nebenkostenprivilegs", bei dem Mieter für ihren TV-Anschluss über die Betriebskosten zahlen mussten und Kabelnetzbetreiber wie Vodafone dadurch einen großen Vorteil hatte, ist die Deutsche Telekom etwas im Aufwind. Nach Abzug von Kündigungen seien bei Magenta TV im zweiten Quartal 114.000 Kunden hinzugekommen, teilte das Unternehmen in Bonn mit. Insgesamt sind es nun rund 4,5 Millionen.

Damit hat sich das Wachstum beschleunigt, im Jahresauftakt-Quartal hatte es ein Netto-Plus von nur 73.000 gegeben. Bei der Fußball-Europameisterschaft und anderen Events investierte die Telekom massiv in Werbung, um das Geschäft anzukurbeln - vermutlich auch deswegen stieg die Nachfrage an. Aus Sicht von Firmenchef Tim Höttges hat die Marke Magenta TV im vergangenen Quartal "einen Boost" bekommen.

Teure Werbekampagne trägt Früchte

Zu den TV-Kunden, die an einen Anschluss gebunden sind, kommen noch sogenannte OTT-Kunden, das Kürzel steht für "Over the Top". Sie beziehen Magenta TV außerhalb ihres Internetvertrags und brauchen dafür keinen Receiver. Von solchen Verträgen habe man "einige Hunderttausend" verkauft, sagt Finanzvorstand Christian Illek. Ein Teil davon ist aber nur kurzzeitig Kunde: Er hat Magenta TV wegen dessen umfangreichen Angebots zur Fußball-EM gebucht, den Vertrag aber schon wieder gekündigt oder will das noch tun.

Nebenkostenprivileg ist Geschichte

Seit dem 1. Juli dürfen Kosten für das Fernsehsignal nicht mehr über die Nebenkostenrechnung auf den Mieter umgelegt werden. Diese Möglichkeit hatte es jahrzehntelang gegeben, was etwa Platzhirsch Vodafone einen deutlichen Wettbewerbsvorteil bescherte, auch "Nebenkostenprivileg" genannt. Die Deutschlandtochter eines britischen Konzerns hatte rund 8,5 Millionen Kunden, die über diesen Weg für den TV-Anschluss zahlten - ob sie wollten oder nicht. Die Vermieter hatten entsprechende Sammelverträge abgeschlossen.

Inzwischen ist das nicht mehr möglich - die Kunden müssen selbst einen Vertrag mit dem TV-Anbieter haben oder freiwillig an einer neuen Form des Sammelvertrags teilnehmen. Seit Jahresbeginn hat Vodafone wegen dieser Gesetzesänderung rund 1,3 Millionen Kunden verloren, im Sommerquartal dürfte noch einmal ein erhebliches Minus hinzukommen.

Unterschiedliche Übertragungsarten

Es gibt verschiedene Wege, um fernsehen zu können. Das kann über Satelliten, Antennen, Kabel und das Internet geschehen. Im Internet gibt es zwar frei zugängliche Sender, etwa über die ARD Mediathek. Private Sender sind in der Regel aber nicht gratis empfangbar, hierfür muss der Kunde zahlen. Internet-Anbieter wie Zattoo, waipu.tv und eben Magenta TV bieten Zugriff auch auf solche Sender, diese Anbieter sind nun auf Wachstumskurs.

Im Vergleich zu den starken Einbußen von Vodafone hält sich der Zugewinn der Telekom mit rund 187.000 Kunden seit Jahresbeginn in Grenzen. Darauf angesprochen, weist Finanzchef Christian Illek darauf hin, dass es auch Kunden gebe, die gar kein lineares TV mehr wollten. "Die sind aus dem Zwangsanschluss raus gegangen und wollen überhaupt keinen TV-Anschluss mehr." Wie viele das sind, sei unklar. "Aber insgesamt sind wir mit der TV-Entwicklung wunderbar zufrieden", sagt der Telekom-Vorstand.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflationskrise USA: Warum 2026 zum gefährlichsten Jahr werden könnte
26.12.2025

Die Warnung eines führenden Ökonomen zeichnet ein düsteres Bild für die USA. Die Rückkehr einer hartnäckigen Inflationswelle könnte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Familienunternehmen Voelkel: Mit Ingwer-Shots zur größten Bio-Safterei der Welt
26.12.2025

Voelkel ist bekannt für seine Obst- und Gemüsesäfte aus biologischem Anbau. Stefan Voelkel leitet das Unternehmen in dritter Generation...

DWN
Technologie
Technologie Autonomes Fahren: Bolt bringt chinesische Technologie nach Europa
26.12.2025

Europa erlebt eine neue Phase im Wettbewerb um autonome Mobilität, da chinesische Technologieanbieter zunehmend mit großen...

DWN
Panorama
Panorama Die spektakulärsten Weihnachtsbäume weltweit: Wenn Tradition zur Show wird
26.12.2025

Lichtermeere, Rekordhöhen und ungewöhnliche Kulissen: Rund um den Globus werden Weihnachtsbäume zu echten Spektakeln. Von italienischen...