Politik

Corona: Facebook zensierte Beiträge auf Wunsch der US-Regierung

Corona und Facebook: Während der Corona-Pandemie griffen soziale Medien zu sogenannten Zensurmaßnahmen – besonders Facebook (Meta). Nun gibt Facebook-Chef Mark Zuckerberg in einem Brief zu, dass das auf Druck der Regierung Joe Bidens passierte. Es tut ihm leid, nicht offen darüber gesprochen zu haben, betonte er. Doch warum redet Zuckerberg jetzt darüber?
28.08.2024 03:02
Aktualisiert: 28.08.2024 05:02
Lesezeit: 3 min

Mark Zuckerberg, der umstrittene Multimilliardär und Gründer von Meta (Facebook), hat in einem Schreiben an das Justizkomitee des US-Repräsentantenhauses eingestanden, dass Facebook unter starkem Druck und im Auftrag der US-Regierung die Meinungsäußerungen der amerikanischen Öffentlichkeit zensiert habe. Dieses Geständnis wirft ein beunruhigendes Licht auf die Verquickung von Politik und sozialen Medien.

Weißes Haus übte Druck aus

Millionen Menschen wurden wegen Corona-Beiträgen in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt. Es ging nicht nur um eine Falschinformation. „Im Jahr 2021 haben hochrangige Beamte der Biden-Regierung, einschließlich des Weißen Hauses, unsere Teams monatelang wiederholt unter Druck gesetzt, bestimmte Covid-19-Inhalte zu zensieren, einschließlich Humor und Satire“, so Zuckerberg in dem Brief an den Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses, über den die Nachrichtenseite Bloomberg berichtet und der auf X (ehemals Twitter) veröffentlicht wurde. Das Weiße Haus teilte mit, die Regierung habe „angesichts einer tödlichen Pandemie verantwortungsbewusstes Handeln zum Schutz der öffentlichen Gesundheit gefördert“.

In der Stellungnahme der Regierung heißt es weiter: „Unsere Position war klar und konsequent: Wir glauben, dass Tech-Unternehmen und andere private Akteure die Auswirkungen ihres Handelns auf das amerikanische Volk berücksichtigen sollten, während sie unabhängige Entscheidungen über die Informationen treffen, die sie präsentieren.“

Meta: Covid-19-Inhalte wurde zensiert

Zuckerberg räumt, dass sein Unternehmen letztlich verantwortlich blieb. Es sei zwar Metas Entscheidung gewesen, ob Inhalte entfernt werden sollten, „aber der Druck der Regierung war falsch, und ich bedauere, dass wir nicht offener darüber gesprochen haben.“ Weiter schreibt Zuckerberg:

„Ich denke auch, dass wir einige Entscheidungen getroffen haben, die wir heute, im Nachhinein und mit neuen Informationen, nicht mehr treffen würden. Wie ich unseren Teams damals sagte, bin ich der festen Überzeugung, dass wir unsere inhaltlichen Standards nicht aufgrund des Drucks einer Verwaltung in die eine oder andere Richtung aufgeben sollten – und wir sind bereit, uns zu wehren, wenn so etwas noch einmal passiert.“

Inhalte wurden als „Fehlinformation“ gelöscht

Mehr als 20 Millionen Inhalte hat Facebook in mehr als einem Jahr entfernt. Auch Beiträge, die sich im Nachhinein als richtig herausgestellt haben, wurden als „Fehlinformationen“ gelöscht. Kritiker wiesen immer wieder darauf hin, dass Regierungen letztlich darüber entschieden, was als Wahrheit zu gelten hatte – und dass dies in demokratischen Rechtsstaaten nicht sein dürfe.

Neutralität bei Präsidentschaftswahl

Zuckerberg erklärte in dem Brief zudem, dass er bei der letzten Präsidentschaftswahl mit seinen Mitteln neutral habe helfen wollen, die Wahl während der Pandemie möglichst fair und für alle Menschen zugänglich zu machen. Er räumte jedoch ein, dass viele glauben, er habe damit einer Partei einen Vorteil verschafft. Aus diesem Grund werde er bei der kommenden Wahl keine Hilfestellung mehr anbieten.

Kritik von Elon Musk auf X

Elon Musk, Eigentümer von X (ehem. Twitter), äußerte sich mehrfach für freie Meinungsäußerung und kritisierte die Zensurpraktiken scharf. Musk betonte, dass die Meinungsfreiheit die Wurzel der Demokratie sei und dass es unmöglich sei, eine fundierte Wahlentscheidung zu treffen, wenn die Wahrheit unterdrückt werde. Er sieht in der Einflussnahme der Regierung einen Verstoß gegen den ersten Verfassungszusatz.

„Die Meinungsfreiheit ist die Wurzel der Demokratie. Wenn die Wahrheit unterdrückt wird, ist es unmöglich, eine fundierte Wahlentscheidung zu treffen.“ – Elon Musk

Diese Enthüllungen werfen ein beunruhigendes Licht auf Politik und soziale Medien. Die Zensur und Unterdrückung von Informationen im Auftrag der Regierung stellt eine Bedrohung für die Meinungsfreiheit und die Demokratie dar. Es bleibt abzuwarten, wie die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger auf diese Geständnisse reagieren werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...

DWN
Politik
Politik 630 Sitze, 29 Parteien, 4.506 Kandidaten: Zahlen zur Wahl
22.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 bringt große Veränderungen mit sich: weniger Kandidaten, ein neues Wahlrecht und eine alternde Wählerschaft. Wer...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl 2025: Mittelstand fordert Bürokratieabbau
22.02.2025

Der Mittelstand sieht sich von überbordender Bürokratie, hohen Steuern und steigenden Energiekosten ausgebremst. Vor der Bundestagswahl...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Feuer, Flamme und viel kaltes Wasser: Preussischer Whisky aus der Uckermark
21.02.2025

In der Uckermark brennt Cornelia Bohn ihren eigenen Whisky – als erste Frau weltweit mit eigener Destillerie. Die ehemalige DDR-Bürgerin...