Unternehmen

Ampel baut Wirtschaft ab: Standortschließung und Stellenabbau bei Traditionsunternehmen Schuler

Die Krise in der Autobranche trifft den nächsten deutschen Weltkonzern: Der Pressenbauer Schuler wird den Standort Weingarten sowie die Produktion am Standort Gemmingen schließen. Außerdem sollen deutschlandweit knapp 500 Stellen gestrichen werden. Die Schuler Group ist ein weltweit führender Hersteller von Anlagen für die Blechumformung. Wer überlebt länger: die Politik der Ampelregierung oder die deutsche Wirtschaft?
27.09.2024 12:00
Lesezeit: 3 min

Die Schuler Group GmbH mit Stammsitz im baden-württembergischen Göppingen ist ein deutsches Unternehmen auf dem Gebiet der Umformtechnik und der weltweit größte Hersteller von Pressen. Auf den Pressen entstehen Karosseriebleche und andere Autoteile sowie zum Beispiel auch Spülbecken und Teile für Elektromotoren.

Elektroautos, ein Grund für Schulers Abbau?

Die Politik der Ampel hat die gleiche Wirkung wie eine globale Wirtschaftskrise. Die Kette von schlechten Wirtschaftsnachrichten aus Deutschland reißt nicht: Die Geschäftsleitung von Schuler hat am vergangenen Freitag die Arbeitnehmervertreter über die Details der geplanten Umstrukturierung per Pressemitteilung informiert. Demnach ist ein Abbau von bundesweit insgesamt 474 Stellen vorgesehen, der sich unterschiedlich auf die Standorte verteilt. Der Standort Weingarten soll geschlossen werden, wobei ein Teil der Arbeitsplätze an andere deutsche Standorte verlagert werden soll. Darüber hinaus sind die Schließung der Produktion sowie Kapazitätsanpassungen in den anderen Bereichen in Gemmingen vorgesehen.

Krise in der Autobranche

„Das wirtschaftliche Umfeld für unsere Kunden in der Automobilindustrie und damit auch für Maschinen- und Anlagenbauer wie uns hat sich in jüngster Zeit weiter verschlechtert“, erklärt Dr. Joachim Schönbeck, Vorstandsvorsitzender des Schuler-Mutterunternehmens Andritz. „Deshalb sehen wir uns darin bestätigt, nun diese Maßnahmen zu ergreifen. Dabei werden wir allerdings darauf achten, das Wachstum unseres Service-Geschäfts nicht zu gefährden. Unsere Kunden können sich also weiterhin darauf verlassen, die bestmögliche Unterstützung für den Betrieb ihrer Anlagen von uns zu erhalten.“

Produktionsbereiche in Erfurt stehen zum Verkauf

In den 474 Stellen, die bei Schuler in Deutschland wegfallen sollen, sind bereits die zum Verkauf stehenden Bereiche der Produktion am Standort Erfurt eingerechnet, wie es heißt. Die Geschäftsleitung von Schuler möchte nun die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über die Umsetzung der Maßnahmen aufnehmen und diese bis zum Jahresende abschließen.

Nachdem Schuler erst Anfang September mitgeteilt hatte, dass es 500 Stellen streichen muss – auch in Weingarten – ist die endgültige Schließung des Werks in der Schussenstraße 11 keine große Überraschung. Zumindest nicht für Horst Wiest, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Weingarten. Dass das irgendwann kommt, war vermutlich jedem klar. „Als kürzlich die Meldung vom Personalabbau verkündet wurde, dachte ich bei mir: Ob das nicht das Ende ist?“, sagt Wiest.

Mitarbeiter trauern wegen Schuler-Schließung

Schon sein Vater war als Raumausstatter der Haushandwerker bei Schuler in Weingarten. Daher kennt Horst Wiest das Unternehmen bestens. Er war mit 17 Jahren als Lehrling das erste Mal dort im Einsatz – und blieb 46 Jahre lang.

Es sei auch der einzige Industriebetrieb, der als Wagen im historischen Festzug beim Welfenfest gezeigt wird. Früher hätten die Pressen teilweise sogar „Weingarten“ geheißen und seien so auch außerhalb der Stadt jedem ein Begriff gewesen. Allerdings habe es die vergangenen 25 Jahre immer wieder Probleme gegeben. Wenn eine Firma häufiger den Besitzer wechsle, sei das nie ein gutes Zeichen, findet Wiest.

Zu Spitzenzeiten hat Schuler in Weingarten mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigt und zudem Nachwuchskräfte ausgebildet. Zuletzt noch im dualen Studium.

Schuler Weingarten – früher Maschinenfabrik Weingarten

Der Pressenhersteller Schuler wurde nach Unternehmensangaben 1839 am Hauptsitz in Göppingen gegründet und ist mit rund 5.000 Mitarbeitern an Produktionsstandorten in Europa, China und Amerika vertreten. Das Unternehmen ist Teil des internationalen Technologiekonzerns ANDRITZ. Der Schuler-Standort Weingarten war aus der Maschinenfabrik Weingarten hervorgegangen, die vor gut 150 Jahren gegründet worden war.

Von Stahl und Eisen zu Bits und Bytes

Das Erfolgsgeheimnis von Schuler war die Bereitschaft zum Aufbruch. Viele Phasen der Veränderung waren notwendig, um sich vom Schlossereibetrieb von einst zum Global Player in der Umformtechnik zu entwickeln.

Schon der Firmengründer musste sich dieser Herausforderung stellen. Neben Obstmühlen und Mostpressen fertigt Schuler zu dieser Zeit auch Feuerspritzen. Trotz anfänglicher Erfolge fürchtet der Gründer, dass er sich in zu vielen Projekten gleichzeitig verzettelt. Louis Schuler aber war zu durchgreifenden Änderungen bereit und fokussierte sich von da an ganz auf die Blechbearbeitungs- und sonstigen Werkzeugmaschinen.

Da nichts so beständig ist wie der Wandel, wird es Veränderungen auch weiterhin geben – so heißt es im Leitbild des Unternehmens.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 100 Tage Trump-Deal – Zollfrieden oder Wirtschaftsbremse? Europas Firmen zahlen den Preis
03.11.2025

Hundert Tage nach dem vielbeschworenen Handelsdeal zwischen Brüssel und Washington zeigt sich: Der vermeintliche Durchbruch hat seinen...

DWN
Politik
Politik Anders Fogh Rasmussen hat viele Male mit Putin die Kräfte gemessen. Jetzt schlägt er Alarm
03.11.2025

Ein Ex-NATO-Generalsekretär warnt: Europa ist zu langsam, zu zögerlich und falsch geführt. Anders Fogh Rasmussen fordert eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef fordert spätere Rente: Längeres Arbeiten für den Wohlstand
03.11.2025

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel spricht sich angesichts der schwachen deutschen Wirtschaft für ein längeres Arbeitsleben aus. „Wir...

DWN
Technologie
Technologie Gesetz gegen digitalen Voyeurismus? Justizministerium will Lücke schließen
03.11.2025

Ein Vorfall in Köln sorgte für Entsetzen: Ein Mann filmte im Frühjahr den Po einer joggenden Frau – anzeigen konnte sie ihn nicht,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich – Deutschland hinkt hinterher
03.11.2025

Trotz fast gleicher Erwerbstätigenzahlen von Frauen und Männern bleiben Frauen in Deutschlands Führungsetagen weiterhin die Ausnahme. Im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau im freien Fall – Aufträge brechen im September dramatisch ein
03.11.2025

Alarmstufe Rot für Deutschlands Maschinenbauer: Nach einem äußerst schwachen September steuert die Branche auf ein Produktionsminus von...

DWN
Politik
Politik General Breuer will alle jungen Männer mustern – Bundeswehr rüstet sich für den Ernstfall
03.11.2025

Ein Satz, der aufhorchen lässt: Alle jungen Männer sollen wieder gemustert werden. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führung als Schlüsselfaktor: Wie Chefs Mitarbeiter halten oder vertreiben
03.11.2025

Mitarbeiter kündigen selten wegen Gehalt oder Karrierechancen – entscheidend ist meist der Vorgesetzte. Eine Studie zeigt: Jeder zweite...