Die Schuler Group GmbH mit Stammsitz im baden-württembergischen Göppingen ist ein deutsches Unternehmen auf dem Gebiet der Umformtechnik und der weltweit größte Hersteller von Pressen. Auf den Pressen entstehen Karosseriebleche und andere Autoteile sowie zum Beispiel auch Spülbecken und Teile für Elektromotoren.
Elektroautos, ein Grund für Schulers Abbau?
Die Politik der Ampel hat die gleiche Wirkung wie eine globale Wirtschaftskrise. Die Kette von schlechten Wirtschaftsnachrichten aus Deutschland reißt nicht: Die Geschäftsleitung von Schuler hat am vergangenen Freitag die Arbeitnehmervertreter über die Details der geplanten Umstrukturierung per Pressemitteilung informiert. Demnach ist ein Abbau von bundesweit insgesamt 474 Stellen vorgesehen, der sich unterschiedlich auf die Standorte verteilt. Der Standort Weingarten soll geschlossen werden, wobei ein Teil der Arbeitsplätze an andere deutsche Standorte verlagert werden soll. Darüber hinaus sind die Schließung der Produktion sowie Kapazitätsanpassungen in den anderen Bereichen in Gemmingen vorgesehen.
Krise in der Autobranche
„Das wirtschaftliche Umfeld für unsere Kunden in der Automobilindustrie und damit auch für Maschinen- und Anlagenbauer wie uns hat sich in jüngster Zeit weiter verschlechtert“, erklärt Dr. Joachim Schönbeck, Vorstandsvorsitzender des Schuler-Mutterunternehmens Andritz. „Deshalb sehen wir uns darin bestätigt, nun diese Maßnahmen zu ergreifen. Dabei werden wir allerdings darauf achten, das Wachstum unseres Service-Geschäfts nicht zu gefährden. Unsere Kunden können sich also weiterhin darauf verlassen, die bestmögliche Unterstützung für den Betrieb ihrer Anlagen von uns zu erhalten.“
Produktionsbereiche in Erfurt stehen zum Verkauf
In den 474 Stellen, die bei Schuler in Deutschland wegfallen sollen, sind bereits die zum Verkauf stehenden Bereiche der Produktion am Standort Erfurt eingerechnet, wie es heißt. Die Geschäftsleitung von Schuler möchte nun die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über die Umsetzung der Maßnahmen aufnehmen und diese bis zum Jahresende abschließen.
Nachdem Schuler erst Anfang September mitgeteilt hatte, dass es 500 Stellen streichen muss – auch in Weingarten – ist die endgültige Schließung des Werks in der Schussenstraße 11 keine große Überraschung. Zumindest nicht für Horst Wiest, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Weingarten. Dass das irgendwann kommt, war vermutlich jedem klar. „Als kürzlich die Meldung vom Personalabbau verkündet wurde, dachte ich bei mir: Ob das nicht das Ende ist?“, sagt Wiest.
Mitarbeiter trauern wegen Schuler-Schließung
Schon sein Vater war als Raumausstatter der Haushandwerker bei Schuler in Weingarten. Daher kennt Horst Wiest das Unternehmen bestens. Er war mit 17 Jahren als Lehrling das erste Mal dort im Einsatz – und blieb 46 Jahre lang.
Es sei auch der einzige Industriebetrieb, der als Wagen im historischen Festzug beim Welfenfest gezeigt wird. Früher hätten die Pressen teilweise sogar „Weingarten“ geheißen und seien so auch außerhalb der Stadt jedem ein Begriff gewesen. Allerdings habe es die vergangenen 25 Jahre immer wieder Probleme gegeben. Wenn eine Firma häufiger den Besitzer wechsle, sei das nie ein gutes Zeichen, findet Wiest.
Zu Spitzenzeiten hat Schuler in Weingarten mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigt und zudem Nachwuchskräfte ausgebildet. Zuletzt noch im dualen Studium.
Schuler Weingarten – früher Maschinenfabrik Weingarten
Der Pressenhersteller Schuler wurde nach Unternehmensangaben 1839 am Hauptsitz in Göppingen gegründet und ist mit rund 5.000 Mitarbeitern an Produktionsstandorten in Europa, China und Amerika vertreten. Das Unternehmen ist Teil des internationalen Technologiekonzerns ANDRITZ. Der Schuler-Standort Weingarten war aus der Maschinenfabrik Weingarten hervorgegangen, die vor gut 150 Jahren gegründet worden war.
Von Stahl und Eisen zu Bits und Bytes
Das Erfolgsgeheimnis von Schuler war die Bereitschaft zum Aufbruch. Viele Phasen der Veränderung waren notwendig, um sich vom Schlossereibetrieb von einst zum Global Player in der Umformtechnik zu entwickeln.
Schon der Firmengründer musste sich dieser Herausforderung stellen. Neben Obstmühlen und Mostpressen fertigt Schuler zu dieser Zeit auch Feuerspritzen. Trotz anfänglicher Erfolge fürchtet der Gründer, dass er sich in zu vielen Projekten gleichzeitig verzettelt. Louis Schuler aber war zu durchgreifenden Änderungen bereit und fokussierte sich von da an ganz auf die Blechbearbeitungs- und sonstigen Werkzeugmaschinen.
Da nichts so beständig ist wie der Wandel, wird es Veränderungen auch weiterhin geben – so heißt es im Leitbild des Unternehmens.