Unternehmen

Schwarzarbeit und Baubranche: Zoll rückt zu bundesweiter Razzia aus

Bei einer großangelegten bundesweiten Razzia in der Baubranche, mit 100 Durchsuchungen in neun Bundesländern, sind sieben Beschuldigte festgenommen worden. Der Vorwurf: Sie sollen mehrere Millionen Euro an Sozialversicherungsabgaben nicht abgeführt haben. Der Trick dabei: Scheinrechnungen!
02.10.2024 07:09
Lesezeit: 2 min

Bei einer großangelegten bundesweiten Razzia in der Baubranche sind Zöllner zu mehr als 100 Durchsuchungen in neun Bundesländern ausgerückt. Bei der Aktion seien sieben Beschuldigte festgenommen worden, teilte die federführende Staatsanwaltschaft Hannover mit. Ihnen werde vorgeworfen, an einem Konstrukt von Servicefirmen beteiligt gewesen zu sein und mit fingierten Rechnungen mehrere Millionen Euro an Sozialversicherungsabgaben nicht abgeführt zu haben.

800 Zöllner waren im Einsatz

Rund 800 Zöllner waren den Angaben zufolge an den Durchsuchungen beteiligt. Betroffen waren Bayern, Berlin, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Schleswig-Holstein. Der Schwerpunkt habe dabei auf der Baubranche und den Großräumen Hamburg sowie Düsseldorf/Duisburg gelegen, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auf einer Baustelle in Siegen (Nordrhein-Westfalen) wurden 17 ausländische Beschäftigte festgestellt, die keine Arbeitserlaubnis vorweisen konnten. Dort wird nun wegen illegaler Beschäftigung ermittelt.

Scheinrechnungen für Schwarzarbeit

Hintergrund sind drei Ermittlungsverfahren gegen insgesamt 25 Beschuldigte im Auftrag der Staatsanwaltschaft Hannover. Dabei gehe es um sogenannte „Abdeckrechnungen“, mit denen Servicefirmen Leistungen in Rechnung stellen, die nie erbracht wurden. Mit diesen Scheinrechnungen soll dann eine andere Zahlung abgedeckt werden, „damit man schwarz bezahlen kann“, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Ermittelt werde gegen drei solcher Servicefirmen. „Insgesamt sind uns zum jetzigen Zeitpunkt seit September 2021 Geldströme in Millionenhöhe über die Servicefirmen bekannt", so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover. Nach bisheriger Auswertungen ergebe sich der Verdacht, dass eine größere Anzahl von Unternehmen bei den Servicefirmen Abdeckrechnungen eingekauft habe.

Spezialeinheit sichert Einsatz ab

Rund 130 Wohn- und Geschäftsräume seien durchsucht worden, darunter auch zahlreiche Firmen, die solche fingierten „Abdeckrechnungen“ aufgekauft haben sollen. Bekannte Großunternehmen seien aber nicht dabei gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Bei der Durchsuchung einer Wohnung in Neustadt am Rübenberge (Niedersachsen) kam auch eine Spezialeinheit der Polizei zum Einsatz. Der Verdacht, der dort lebende Beschuldigte könnte bewaffnet sein, habe sich dann aber nicht bestätigt. Er habe keinen Widerstand gegen die Durchsuchung geleistet, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Ziel der Aktion war vor allem die Sicherung von Geschäftsunterlagen und Datenträgern als Beweismittel. Daneben sollten auch Vermögenswerte beschlagnahmt werden. Geplant war die Sicherstellung von mehr als fünf Millionen Euro. Wie viel am Ende tatsächlich sichergestellt werden konnte, ließ die Staatsanwaltschaft zunächst offen. Das müsse nun zunächst ausgewertet werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Kosten der Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen - Bürgergeld größter Block
29.12.2025

Die Ausgaben für Arbeitslosigkeit waren 2024 so hoch wie seit rund zehn Jahren nicht mehr. Warum die Kosten explodieren und was das für...

DWN
Politik
Politik Ökonom Fratzscher: Feiertagsdiskussion ist „Phantomdebatte“
29.12.2025

Wegfallende Feiertage: Aus Arbeitnehmersicht liegen einige Feiertage 2026 ungünstig. Linke und Grüne fordern Ersatz unter der Woche. Ein...

DWN
Politik
Politik BKA-Chef: Russland will unsere Demokratie schwächen
29.12.2025

Russische Sabotage und Spionage nehmen laut BKA-Präsident Münch zu. Er fordert: Deutschland braucht bessere Daten zu Drohnenüberflügen.

DWN
Finanzen
Finanzen Änderungen 2026: Rente, Mindestlohn, Familienleistungen – das ändert sich im neuen Jahr
29.12.2025

Im neuen Jahr 2026 gibt es einige neue Regelungen, die Verbraucher kennen sollten. In den Bereichen Steuern, Strompreise, Kfz-Versicherung...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkauf: Eigentumswohnungen werden erschwinglicher aber nicht für alle
29.12.2025

Eigentumswohnungen sind in Deutschland laut Kreditvermittler Interhyp wieder für mehr Menschen bezahlbar geworden. In fünf Metropolen ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswechsel: Ansturm auf Feuerwerk für Silvester
29.12.2025

Pyrotechnik für den Jahreswechsel darf seit Montag verkauft werden. Mancherorts gab es vor Läden lange Schlangen.

DWN
Politik
Politik Moskau: Lösung des Ukraine-Kriegs kommt voran
29.12.2025

Greifbare Ergebnisse hat das Treffen zwischen Trump und Selenskyj nicht gebracht. Der echte Verhandlungsprozess sei von anderen angestoßen...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
29.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...