Unternehmen

Energiekosten, Bürokratie, Stellenabbau wachsen, die deutsche Wirtschaft nicht – DIHK-Umfrage: Wirtschaftsleistung bei Null!

Rabenschwarze Konjunkturprognose für Deutschland: das dritte Jahr in Folge keinen realen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt! Zu wenig Investitionen, zu viel Bürokratie, zu hohe Standortkosten – unsere Wirtschaft steckt fest, attestiert die Herbst-DIHK-Konjunkturumfrage: „Die deutsche Wirtschaft verliert in Europa und international den Anschluss“. Welche katastrophale Entwicklung auf das Land zukommen.
04.11.2024 15:45
Aktualisiert: 04.11.2024 16:03
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Energiekosten, Bürokratie, Stellenabbau wachsen, die deutsche Wirtschaft nicht – DIHK-Umfrage: Wirtschaftsleistung bei Null!
Die Konjunkturprognose ist deutlich pessimistischer als wie von Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) vorausgesagt: Die DIHK erwartet auch 2025 Null-Wachstum. (Foto: dpa) Foto: Christoph Soeder

Während die Ampelkoalition mit separaten Wirtschaftsgipfeln versucht, den Abwärtstrend der deutschen Wirtschaft zu stoppen, legt die DIHK eine katastrophale Konjunkturumfrage vor: Der Abwärtstrend der deutschen Wirtschaft ist nicht gestoppt – längst nicht.

DIHK-Umfrage: „Deutsche Wirtschaft verliert den Anschluss“

Die Rückmeldungen der Unternehmen ließen befürchten, dass es noch schlechter kommen könnte, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben bei der Vorstellung der neuen Konjunkturumfrage in Berlin. Nach einer Stagnation im laufenden Jahr rechnet die DIHK auch für das kommende Jahr lediglich mit einem Null-Wachstum. Dies wäre dann das dritte Jahr in Folge ohne realen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt.

Wahljahr 2025: „Null-Wachstum realistisch“

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer rechnet auch im kommenden Jahr nicht mit einer Erholung der Wirtschaft. Im Gegenteil: Die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage unter rund 25.000 Unternehmen aus allen Branchen der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) sind alles andere als gut. Die erwartet nicht nur, dass die deutsche Wirtschaftsleistung 2024 das zweite Jahr in Folge schrumpft. Auch für das Wahljahr 2025 sei nur ein „Null-Wachstum“ realistisch.

Damit sind die Unternehmen deutlich pessimistischer als Wirtschaftsminister Habeck (Grüne), der Anfang Oktober für 2025 ein Wachstum von 1,1 Prozent vorausgesagt hat. „Die deutsche Wirtschaft verliert den Anschluss“, warnt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Die Energiekosten seien drei bis viermal so hoch wie in den Vereinigten Staaten. Bürokratie werde nur selektiv abgebaut.

DIHK: Dramatische Zahlen

Nur 26 Prozent der Firmen melden demnach eine gute Lage. Der Saldo aus positiven und negativen Lagebewertungen sinke auf lediglich einen Punkt, nach fünf Punkten im Frühsommer.

Der Anteil der Unternehmen mit negativen Geschäftserwartungen steige auf 31 Prozent, nach 26 Prozent bei der vorherigen Umfrage. Häufigste Geschäftsrisiken seien die schwache Inlandsnachfrage, gefolgt von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Arbeitskosten.

Am schlechtesten sei die Lage in der Industrie. Die Anzeichen einer Deindustrialisierung erhärteten sich. „Die schlechten Investitionen zeigen, dass die industrielle Wertschöpfungsbasis sinkt.“

Einen besonders dramatischen Einbruch bei der Geschäftslage verzeichnet lauf DIHK der Kraftfahrzeugbau. Aktuell für Schlagzeilen sorgen vor allem Pläne von Volkswagen. Der Autobauer will nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mindestens drei Werke schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abbauen.

Die Zahlen seien dramatisch, so Wansleben. „Die negative Entwicklung muss gestoppt werden. Dazu brauchen wir schnelle und zielgerichtete Maßnahmen, mit denen vor allem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert werden.“

Investitionen unter Vor-Corona-Niveau

Auch die Investitionen der Unternehmen liegen der Umfrage zufolge immer noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Der Export dürfte 2024 und 2025 stagnieren. Insgesamt fällt der Ausblick für das kommende Jahr vernichtend aus: „Für 2025 geben es unsere Zahlen nicht her, optimistisch zu werden. Im Gegenteil, an manchen Stellen lassen die Rückmeldungen der Unternehmen befürchten, dass es noch schlechter kommen könnte.“

Ausblick: Großunternehmen investieren im Ausland

Die Unternehmensberatung Deloitte hat 185 Finanzvorstände deutscher Großunternehmen nach ihren Investitionsplänen gefragt. Das Ergebnis: Sie wollen in Zukunft mehr Geld im Ausland investieren.

Während aktuell noch eine deutliche Mehrheit der Befragten (82 Prozent) ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland sieht, erwarten das in fünf Jahren nur noch 63 Prozent. Dazu passt, dass Volkswagen sein angekündigtes günstigeres Elektroauto ID.2., das um die 25.000 Euro kosten soll, nicht in Deutschland mit seinen hohen Lohn- und Energiekosten fertigen will, sondern im spanischen Seat-Werk.

Konsequenz: Abwanderung der Arbeitsplätze

Wegen bürokratischer Hürden wollen viele Unternehmen zukünftig im Ausland investieren oder Standorte ins Ausland verlagern. So wie aktuell der Hausgerätehersteller Miele, der ab 2027 alle Haushaltswaschmaschinen in seinem polnischen Werk montieren lässt. Miele begründete die Umstrukturierungen mit einem Einbruch der Nachfrage und mit gestiegenen Kosten.

Auch der französische Zughersteller Alstom hat angekündigt, sein Werk in Görlitz mit 700 Mitarbeitern bis zum Jahr 2026 zu schließen. Grund sei eine strategische Verlagerung von Rohbauarbeiten nach Osteuropa. Ein weiteres Beispiel ist der Dax-Konzern BASF. Während am Stammsitz in Ludwigshafen besonders energiehungrige Chemieanlagen stillgelegt werden, investiert das Unternehmen Milliarden in eine riesige Fabrik in China. BASF stören nicht nur die hohen deutschen Energiepreise, sondern auch das bürokratische Umfeld.

Und die Aussichten werden noch düsterer: Die befragten Industrieunternehmen sehen einen Stellenabbau unter den aktuellen Bedingungen als sehr wahrscheinlich oder sogar unausweichlich. Und das liegt nicht nur der wirtschaftlichen Flaute am Heimatmarkt, dass viele Unternehmen im Ausland bessere Rahmenbedingungen suchen. Hinzu kämen hohe Personal- und Energiekosten sowie regulatorische und politische Hürden in Deutschland.

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

DWN
Technologie
Technologie Globale Bank-ID: Yubico-Gründerin will Passwörter abschaffen – Milliardenpotenzial für deutsche Firmen
09.08.2025

Die Gründerin von Yubico will mit ihrer Stiftung Siros ein globales, offenes System für digitale Identitäten schaffen – sicher wie ein...

DWN
Technologie
Technologie ChatGPT-5: So verwenden Sie das neue ChatGPT-Modell
08.08.2025

Open AI erlaubt erstmals tiefe Einblicke in die Denkweise von ChatGPT. Wer die neue Erweiterung nutzt, kontrolliert nicht nur Daten –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kreditprogramme für den Mittelstand: Neue KfW-Digitalförderung für KMU, Kritik an „Made for Germany“
08.08.2025

Zwei neue KfW-Kreditprogramme unterstützen KMU seit Juli gezielt bei Digitalisierung und Innovation. Unterdessen sorgt die fehlende...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt "Aufstehen, hingehen, machen": Thomas Hintsche verkauft seit 30 Jahren gegrillte Würstchen auf dem Markt
08.08.2025

Seit 30 Jahren verkauft Thomas Hintsche Bratwurst, Steak, Buletten und mehr auf dem Markt. Seine Grillskills hat er perfektioniert, kennt...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis bleibt stabil: USA verhängen Zölle auf Goldimporte – Schweiz im Fokus
08.08.2025

US-Zölle auf Goldimporte versetzen den Markt in Aufruhr. Besonders die Schweiz könnte hart getroffen werden. Während der Goldpreis in...

DWN
Finanzen
Finanzen Munich Re-Aktie fällt: Rückversicherer spürt Preisdruck trotz Rekordgewinn
08.08.2025

Die Munich Re-Aktie erlebt nach einem Rekordgewinn überraschend Gegenwind. Trotz starker Halbjahreszahlen dämpfen sinkende Preise und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verhandeln lernen: Mit Strategie zum Erfolg – jeder kann es mit den richtigen Methoden
08.08.2025

Erfolgreich verhandeln kann jeder – mit den richtigen Methoden. Erfahren Sie, wie Sie mit Strategie, Künstlicher Intelligenz und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bechtle-Aktie hebt ab: Starker Quartalsverlauf beflügelt Anleger
08.08.2025

Die Bechtle-Aktie überrascht Anleger im Börsenhandel am Freitag mit einem kräftigen Kurssprung. Nach Monaten der Flaute deutet vieles...