Der Nettogewinn der Hannover Rück, auch als Hannover Re bezeichnet, soll dank eines günstigen Steuereffekts nun etwa 2,3 Milliarden Euro erreichen, anstelle der zuvor prognostizierten 2,1 Milliarden Euro. Weder Hurrikan "Milton" noch die jüngsten Unwetter in Spanien sollen diese Ziele beeinflussen. Für das kommende Jahr peilen Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz und sein designierter Nachfolger Clemens Jungsthöfel einen Gewinn von rund 2,4 Milliarden Euro an. Die positiven Aussichten kamen bei Anlegern gut an: Direkt nach Handelsstart legte die Hannover Rück-Aktie um kräftige 3,5 Prozent zu auf über 248 Euro und war damit unter den Top-Werten im DAX. Nach den Kursverlusten seit dem Rekordhoch von 265,60 Euro im Oktober konnte die Aktie somit teilweise aufholen. Seit Jahresanfang hat die Hannover Rück-Aktie etwa 14 Prozent zugelegt.
Im dritten Quartal erwirtschaftete die Hannover Rück einen Gewinn von 663 Millionen Euro, was eine Steigerung von über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Ohne den Steuereffekt von 120 Millionen Euro wäre das Ergebnis jedoch nicht so stark ausgefallen. Im Zeitraum der ersten neun Monate summierte sich der Gewinn auf rund 1,8 Milliarden Euro, womit zur Zielerreichung nur noch etwa eine halbe Milliarde Euro nötig ist.
Herausforderndes Quartal durch Naturkatastrophen
Das dritte Quartal war für die Hannover Rück besonders verlustreich durch Naturkatastrophen. So kosteten die Überschwemmungen in Zentral- und Mitteleuropa den Rückversicherer 225 Millionen Euro – der bislang höchste Schadensbetrag dieses Jahres. Weitere Rückstellungen in Höhe von 130 Millionen Euro wurden für Hurrikan "Helene" in den USA gebildet. Auch der Einsturz einer Autobahnbrücke in Baltimore aus dem ersten Quartal belastete das Ergebnis mit rund 100 Millionen Euro.
Finanzvorstand Jungsthöfel konnte noch keine konkreten Angaben zu den Kosten von Hurrikan "Milton" und dem Unwetter in Italien machen, da Schadenschätzungen noch nicht vorlägen. Allerdings sei für diese Großschäden noch ein Budget von rund 500 Millionen Euro vorhanden, das beide Ereignisse komfortabel abdecken sollte, so Jungsthöfel. Hurrikan "Milton" wird insgesamt teuer für die private Versicherungsbranche. Risikoanalysten von Moody's RMS beziffern die Schäden derzeit auf 22 bis 36 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 20,5 bis 33,6 Milliarden Euro).
Hannover Rück-Aktie: Gewinnziele 2024 und 2025 ohne erneuten Steuereffekt
Dass sich die Hannover Rück-Aktie für 2024 keine größere Gewinnsteigerung verspricht, begründet Jungsthöfel mit dem Steuereffekt, der sich nicht wiederholen wird. Der für 2025 anvisierte Gewinn von 2,4 Milliarden Euro sei daher mit dem ursprünglichen Ziel von 2,1 Milliarden Euro für 2024 vergleichbar. Zum Gewinnzuwachs soll auch ein höherer Umsatz beitragen: Für 2024 plant die Hannover Rück im Schaden- und Unfallgeschäft einen währungsbereinigten Zuwachs von über sieben Prozent. Die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb sollen gleichzeitig unter 88 Prozent des Umsatzes bleiben.
Der Vorstand nannte keine genaue Wachstumsprognose für das Personen-Rückversicherungsgeschäft, hat jedoch konzernweit ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von über fünf Prozent für 2024 festgelegt. Die Nachfrage nach Rückversicherungsschutz bleibt hoch, betonte Henchoz. Zudem profitiere die Hannover Rück von steigenden Zinsen: Für 2024 rechnet das Unternehmen mit einer Kapitalanlagerendite von mindestens 2,8 Prozent, die im Folgejahr auf mindestens 3,2 Prozent steigen soll.
Die für 2025 definierten Ziele verantwortet dann Jungsthöfel als neuer Vorstandschef der Hannover Rück. Wie der Rückversicherer am Freitag mitteilte, übernimmt der 54-Jährige die Unternehmensführung ab 1. April 2025 von Jean-Jacques Henchoz (60), der das Unternehmen auf eigenen Wunsch zum Ende März verlässt. Die Leitung des Finanzressorts wird künftig Christian Hermelingmeier übernehmen, der derzeit bei Hannover Rücks Mutterkonzern Talanx die Finanzen der HDI Global leitet. Talanx, zu dem die Hannover Rück-Aktie zu gut der Hälfte gehört, ist auch die Muttergesellschaft der HDI-Marke.