Selbstständige sind die Unterschätzten der deutschen Wirtschaft: Kleinunternehmen, Solo-Selbstständige und Freiberufler stehen für 89 Prozent aller Unternehmen in Deutschland und für rund acht Millionen Beschäftigte – zehnmal so viele wie in der Automobilindustrie. Doch die Geschäfte bei den Selbstständigen und Kleinstunternehmen laufen seit Jahren schlecht. Mittlerweile fühlt sich fast jeder fünfte Selbstständige durch den Auftragsmangel in seiner Existenz bedroht. Besonders stark ging ihre Anzahl in der Zeit der Pandemie zurück. Allein zwischen 2019 und 2020 hat die Anzahl der kleinen Firmen um elf Prozent abgenommen. Und das könnte wieder geschehen, denn es zeigt sich eine starke Existenzbedrohung, die die Selbstständigen besonders stark spüren.
ifo Institut: Selbständige gehen mutlos ins neue Jahr
Knapp die Hälfte erwartet, dass sich im Vergleich zum ohnehin schon schwierigen Jahr 2024 nichts ändert. „Für viele Selbständige ist 2025 keine Trendwende in Sicht“, sagt ifo-Expertin Katrin Demmelhuber.
Nur jeder Zehnte der befragten Selbständigen und Kleinstunternehmen erwartet eine Verbesserung der Geschäftssituation im kommenden Jahr. In der Wirtschaft fehlt es aktuell an Aufträgen, die an Selbständige vergeben werden können.
Knapp die Hälfte der Selbstständigen leidet unter Auftragsmangel
Der minimale Anstieg des Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex um 0,7 Punkte auf minus 21,3 Punkte kann die Stimmung der Selbstständigen in Deutschland nicht aufhellen. Sie bleibt pessimistisch – und deutlich schlechter als in der Gesamtwirtschaft. Das gilt auch für die Erwartungen, die die kleinen Betriebe insgesamt an die zukünftige Entwicklung und insbesondere an das Jahr 2025 haben.
Wie eine Sonderbefragung des Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex vom November 2024 zeigt, rechnen rund 40 Prozent der Befragten für das Jahr 2025 mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Rund die Hälfte erwartet keine Veränderung ihrer Situation.
Erwartungen der kleinen Betriebe: Pessimismus überwiegt
Im Rahmen der Umfragen des Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex befragen die Wirtschaftsforscher des Münchner ifo Instituts im Auftrag des Internetdienstleisters jeden Monat Betriebe mit weniger als neun Mitarbeitern. Damit wollen sie speziell für die Soloselbstständigen und Kleinbetriebe, die den Großteil der Unternehmen in Deutschland ausmachen, ein eigenes konjunkturelles Stimmungsbild aufzeigen. In den vergangenen Monaten war dieses sehr negativ geprägt – und leider geht es 2025 so weiter.
Deshalb plädiert Matthias Henze, Co-Gründer und CEO von Jimdo, angesichts der neuen Umfrageergebnisse an die neue Regierung, die sich 2025 bilden wird: „Wir brauchen jetzt kluge wirtschaftspolitische Konzepte von den Parteien im Wahlkampf, die Selbstständige als treibende Kraft des Wandels anerkennen.“ Es gelte jetzt, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um die wirtschaftliche Stagnation zu überwinden.
Diesen Handlungsbedarf bestätigen auch die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage vom Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD), des Selbstständigen-Reports 2024. Er zeigt, dass sich 87 Prozent der Solo- und Kleinstunternehmen von der aktuellen Regierung wenig bis gar nicht respektiert fühlen. Der VGSD fordert deshalb, dass es künftig nicht nur eine gezielte Strategie für Start-ups, sondern auch speziell für Soloselbstständige geben müsse.
2025: Selbstständige zögern bei Investitionen
Denn die Skepsis der Selbständigen über die wirtschaftliche Entwicklung ist so groß, dass sich viele mit Investitionen zurückhalten. Für Wirtschaftsforscher ist die Investitionszurückhaltung ein klarer Krisenindikator. So zeigt der Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex aktuell, dass mehr als ein Drittel der kleinen Unternehmen im kommenden Jahr weniger investieren will. Etwa die Hälfte strebt ein ähnliches Investitionsniveau wie 2024 an und nur jedes siebte Unternehmen will seine Investitionen ausweiten. „Die Selbständigen zeigen damit eine ähnlich geringe Bereitschaft zu investieren wie die restliche deutsche Wirtschaft“, ergänzt ifo-Expertin Demmelhuber.
Die Regierung vergisst Selbstständige, während Konzerne und Start-ups unterstützt werden. Bürokratie und wirtschaftspolitische Willkür machen die Selbstständigkeit zunehmend unattraktiv. Deutschland gefährdet damit sein Wirtschaftswachstum und die offene Gesellschaft.