So war es 2024 auf dem Immobilienmarkt
Schon im zweiten Quartal 2024 zeichneten sich laut German Real Estate Index (GREIX) zum ersten Mal seit zwei Jahren positive Zahlen in allen Wohnsegmenten – also Eigentumswohnung, Ein- und Mehrfamilienhäuser – im Vergleich mit dem Vorquartal ab. Das übertraf auch die zu diesem Zeitpunkt herrschenden Inflationsraten. Immobilienexperten am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) nennen das eine „Trendwende“.
Laut Florian Pfiffinger, Mitglied im Expertenrat von Dr. Klein, sind die Immobilienpreise auch im vierten Quartal bundesweit durchschnittlich wieder leicht gestiegen – eine Erleichterung für Immobilienbesitzer. Dieser Trend soll sich bis 2025 weiterziehen; ebendiese Experten geben eine Prognosen-Plus von ein bis drei Prozent. Der deutsche Markt ist für Immobilienbesitzer sozusagen gut ins neue Jahr „gerutscht“.
Immobilienmarkt: Entwicklung 2025
Nachdem 2024 für Immobilienbesitzer bereits ein positives Zeichen gesetzt hat, stellen sich nun viele von ihnen die Frage, ob die gute Bilanz auch 2025 weitergehen wird. Mieter, die seit Jahren mit einem feindseligen Markt zu kämpfen haben, sind ebenso neugierig: Ist 2025 das „Jahr der Mieter“? Oder geht der Trend weiter abwärts?
Für Immobilienbesitzer
Immobilienbesitzer dürfen aufatmen: Auch 2025 werden die Immobilienpreise weiter steigen. Gründe dafür sind unter anderem die sinkende Inflation, niedrigere Bauzinsen und steigende Einkommen – unter anderem angekurbelt durch Tarifverhandlungen und Diskussionen rund um den potenziell steigenden Mindestlohn. Die Nachfrage nach kaufbarem Wohnraum steigt, auch in den notorisch teuren Metropolen.
Für Mieter
Gleichzeitig schreitet die negative Entwicklung auf dem Mietermarkt erbarmungslos voran. Der kontinuierliche Wohnungsmangel führt auch 2025 dazu, dass Mieten steigen. Laut Daten von JLL, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, werden die Mieten im dritten Quartal 2025 stark ansteigen – auch in ländlichen Regionen: In Metropolregionen wird mit einem Mietanstieg von 8 Prozent gerechnet, in städtischen Regionen mit rund 4,5 Prozent und schließlich ländlich mit 4 Prozent.
Sören Gröbel, Director of Research bei Jonas Lang LaSalle (JLL) fürchtet, dass 2025 nicht den verhofften Neubauboom bringt: "Der Wille zum Neubau ist bei vielen Haushalten vorhanden, aber die Kosten für Handwerker und Materialien bleiben hoch und der jüngste Zinsrückgang ist nicht groß genug, um die hohen Bau- und Grundstückskosten auszugleichen,“ so Gröbel. Die Staatsregierung hat sich, allem guten Willen zum Trotz, vom jährlichen Ziel von 400.000 Neubauten verabschiedet. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) geht davon aus, dass 2024 zwischen 250.000 und 255.000 Neubauten fertig gestellt werden. Die reellen Zahlen sind noch nicht bekannt.
Auch Michael Schlatterer, Managing Director des Immobiliendienstleisters CBRE, sieht die Situation rund um Neubau pessimistisch. Einen ausschlaggebenden Faktor erkennt er in den vielen Insolvenzen in der Baubranche, die 2024 schier endlos Schlagzeigen gemacht haben. Die Inflation, die 2024 erstmals einen bedeutenden Rückgang zeigte – was auch zur Entscheidung der Europäischen Zentralbank führte, den Leitzins minimal zu senken – hat auch Mitschuld an der weiter voranschreitenden Mietkrise.
Ein schwacher, und dennoch nicht unerwähnt zu lassender Trost: Die sinkenden Zinsen erlauben es mehr Leuten Kredite aufzunehmen, um Immobilien zu kaufen und der Mietfalle zu entkommen. Das kann sich aber nur eine begrenzte Zahl der Deutschen leisten.
Welchen Einfluss hat die Politik auf die Immobilienmarkt-Entwicklung 2025?
Ein weiteres Fragezeichen, das gerade die Menschen in Deutschland und auch weltweit umtreibt, ist die Politik – und was Veränderungen in der politischen Landschaft für Mensch und Markt bedeutet.
2025 ist ein bedeutendes Jahr: Am 20.01.2025 wurde Donald Trump zum nun zweiten Mal als Präsident der USA vereidigt. Am 23. Februar 2025 findet die 21. Deutsche Bundestagswahl statt. Die bereits getroffenen, sowie die noch kommenden politischen Entscheidungen der Bürger und der von ihnen gewählten Politiker werden unweigerlich einen Welleneffekt auf alle Segmente der Wirtschaft haben. Und auch, wenn man zu diesem Zeitpunkt nur schwer klare Aussagen treffen kann, so haben Experten schon einige Prognosen und Perspektiven parat:
Trump und Deutschland
Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung, gibt schon im November 2024, frisch zur Wiederwahl von Donald Trump, eine Einschätzung gegenüber N-TV, wie sich der Win des Republikaners auf Deutschland auswirken wird. Trump hat bereits angekündigt, Strafzölle gegenüber Europa (und speziell Deutschland) einführen zu wollen. Das könne dazu führen, dass die Inflation wieder steigt und die Preise wiederholt explodieren.
Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts, gibt klare Zahlen als Konsequenz für Trumps Neuwahl: „Trump verfolgt eine ausgeprägt protektionistische Agenda. Diese Maßnahmen des erneut gewählten US-Präsidenten würden allein in Deutschland einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden von 33 Milliarden Euro bedeuten."
Dr. Esfandiar Khorrami, Rechtsanwalt und Notar der Kanzlei Bottermann-Khorrami, denkt, dass viele US-Amerikaner Deutschland als Investitions- und Wohnlösung nutzen könnten, so wie es bereits 2016 der Fall war. Das würde zwar einerseits positive Investitionszahlen bedeuten, gleichzeitig aber den Wohnungsmangel in Deutschland weiter ankurbeln.
Bundestagswahl
Das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Staats sei aktuell nicht hoch, so Max Herbst. Das äußert sich in einem Rückgang der internationalen Investitionen in den Immobilienmarkt. Insbesondere so kurz vor den Bundestagswahlen „trauen die meisten Investoren der Regierung (…) kaum noch sinnvolle Entscheidungen zu.“ Auch der gefährdete soziale Zusammenhalt in Deutschland kreiert national wie international, Unsicherheit. Deutschland ist nicht mehr die vermeintliche „sichere Bank“, auf die man sich einst verlassen hat. Das macht Investoren – aber auch Privatpersonen – scheu.
Die Leistbarkeit des Wohnens ist eine zentrale Sorge für viele Deutsche, doch eine wirklich durchgreifende politische Lösung ließ bisher auf sich warten. Das liegt auch daran, dass extreme Polarisierung zwischen den Parteien über die „richtige“ Herangehensweise an das Problem besteht.
Während die CDU/CSU darauf pocht, ein Baukostenmoratorium einzuführen, um den Bau von kostengünstigen Gebäudetyp „E“-Wohnungen zu vereinfachen, stellt die Grüne Konzepte zum Bau von 1,6 Mio. klimafreundlichen Wohnungen bis 2030 vor. Die SPD sieht Lösungen in der Einrichtung bundeseigener Wohnungsgesellschaften, während die FDP Bauauflagen reduzieren will, um so in Fahrt zu kommen.
Es gibt keine Einigkeit, aber zumindest sind alle Parteien der Meinung, dass Neubau dringend gefördert werden muss. Allerdings eröffnet die Polarisierung der Positionen die Sorge, dass, folgend auf die Wahl und die Neuordnung der Regierung, ebendiese Unterschiede eine produktive Zusammenarbeit schier unmöglich gestalten werden.