Nach fast drei Jahren Krieg in der Ukraine könnte neuer Schwung in die internationalen Friedensbemühungen kommen. Kurz vor dem dritten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine führte US-Präsident Donald Trump Telefonate mit Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj.
Der Vorstoß markiert den ersten bestätigten Kontakt zwischen Trump und Putin in dessen zweiter Amtszeit. Ein persönliches Treffen in Saudi-Arabien soll bald folgen.
Münchner Sicherheitskonferenz bringt zum ersten Mal neue US-Administration und Selenskyj zusammen
Vor der mit Spannung erwarteten Zusammenkunft stehen jedoch weitere diplomatische Schritte an. Ein erster davon findet am Freitag bei der Münchner Sicherheitskonferenz statt, wo Trumps Vizepräsident J.D. Vance und US-Außenminister Marco Rubio mit Selenskyj zusammenkommen.
In Kiew wächst die Befürchtung, dass die Ukraine in den Verhandlungen an den Rand gedrängt werden könnte. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass Trump das Schicksal der Ukraine für die Ukraine verhandeln will“, sagte der demokratische Senator Chris Murphy. Bundeskanzler Olaf Scholz und weitere westliche Politiker betonen hingegen, dass allein die Ukraine über mögliche Friedensgespräche und deren Ergebnis entscheiden müsse. Trump selbst versicherte, dass Selenskyj nicht außen vor bleiben werde. „Das glaube ich nicht, solange er da ist“, fügte der US-Präsident hinzu und erklärte: „Manchmal muss man auch Wahlen haben.“
US-Verteidigungsminister bezeichnet Nato-Beitritt der Ukraine als „praktisch ausgeschlossen“
Einen Dämpfer erhielt die Ukraine von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth. Er bezeichnete sowohl einen Nato-Beitritt der Ukraine als „praktisch ausgeschlossen“ als auch die vollständige Wiederherstellung ihrer Grenzen als „unrealistisch“. Diese Aussagen machte er bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel, der unter anderem Deutschland und die USA angehören – die wichtigsten Unterstützer des Landes.
Für die Verhandlungen mit Russland stellt Trump ein Team aus hochrangigen Vertretern zusammen. Neben Außenminister Rubio gehören dazu der New Yorker Immobilien-Tycoon und heutige Nahost-Sondergesandte Steve Witkoff, CIA-Direktor John Ratcliffe sowie der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz. Witkoff hatte bereits bei Waffenstillstandsverhandlungen im Nahen Osten eine zentrale Rolle gespielt und war auch am Gefangenenaustausch mit Russland beteiligt – ein Thema, das nun im Kontext der Ukraine eine Rolle spielt.
Nicht Teil des US-Verhandlungsteams ist Russlands Sondergesandter Keith Kellogg, der sich mehrfach kritisch über Putin geäußert hatte. Stattdessen wird Kellogg in den kommenden Tagen die Ukraine besuchen, wie das Weiße Haus mitteilte.
Telefonat zwischen Trump und Putin dauerte über eine Stunde
Falls die diplomatischen Gespräche Fortschritte bringen, könnte es zu einem direkten Treffen zwischen Trump und Putin kommen. Als möglichen Ort nannte Trump Saudi-Arabien, gefolgt von gegenseitigen Besuchen in Washington und Moskau. Ein intensiver telefonischer Austausch soll die Gespräche begleiten. Erst am Mittwoch hatten Trump und Putin über eine Stunde telefoniert. „Wir hatten ein großartiges Gespräch, es dauerte lange“, berichtete der US-Präsident. Auch der Kreml bestätigte das Telefonat.
„Wir sind übereingekommen, sehr eng zusammenzuarbeiten und auch die Nationen des jeweils anderen zu besuchen“, sagte Trump. Er kündigte an, Selenskyj umgehend über das Gespräch mit Putin zu informieren. „Ich glaube, dass diese Bemühungen zu einem erfolgreichen Abschluss führen werden, hoffentlich bald!“
Der Kreml erklärte, Putin sei bereit, US-Repräsentanten in Russland zu empfangen, auch im Rahmen der Ukraine-Verhandlungen. „Putin und Trump haben auch die Fortführung persönlicher Kontakte verabredet, darunter auch die Organisation eines persönlichen Treffens“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Zudem habe Putin Trump nach Moskau eingeladen.
Trump: Rückkehr zu den Grenzen von 2014 "unwahrscheinlich" - Kreml spricht von "kalter Dusche" für Selenskyj
Moskau besteht jedoch weiterhin auf einer „Beseitigung der Ursache des Konflikts“. Nach Darstellung des Kremls sei der russische Angriff durch die Nato-Ambitionen der Ukraine sowie die angebliche Unterdrückung der russischsprachigen Minderheit ausgelöst worden.
Besonders positiv aufgenommen wurden in Moskau die jüngsten Aussagen von US-Verteidigungsminister Hegseth, der sowohl einen ukrainischen Nato-Beitritt ausschloss als auch territoriale Zugeständnisse als unvermeidlich bezeichnete. Der einflussreiche russische Außenpolitiker Leonid Sluzki sprach von einer „kalten Dusche für Selenskyj“. Trump erklärte dazu: „Ein Teil des Landes (der Ukraine) wird zurückkommen.“ Eine Rückkehr zu den Grenzen von 2014 – also vor der Annexion der Krim und der Besetzung von Teilen des Donbass – sei jedoch „unwahrscheinlich“.
Trotz aller Unsicherheiten gab sich Selenskyj nach seinem Telefonat mit Trump optimistisch über eine diplomatische Lösung im Krieg gegen Russland. „Wir glauben, dass die Stärke Amerikas groß genug ist, um gemeinsam mit uns und unseren Partnern Russland und Putin zu Frieden zu zwingen“, erklärte er in seiner abendlichen Videoansprache. Das Gespräch mit Trump sei „gut verlaufen“, und der US-Präsident habe ihn über die Inhalte seines Telefonats mit Putin informiert.
USA sichern sich Zugriff auf Rohstoffe in der Ukraine
Ein weiteres wichtiges Thema der Gespräche zwischen den USA und der Ukraine ist die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Bei einem Treffen mit US-Finanzminister Scott Bessent wurde ein Vertragsentwurf besprochen, der nicht nur die Sicherheit der Ukraine stärken, sondern auch Investitionen der USA in den Abbau seltener Rohstoffe ermöglichen soll. Das Dokument soll bis zur Münchner Sicherheitskonferenz finalisiert und dort Vizepräsident Vance präsentiert werden.
Trump hatte bereits nach seinem Amtsantritt angekündigt, dass die US-Waffenhilfe an Kiew nicht ohne Gegenleistung bleiben werde. Laut Bessent soll ein Abkommen sicherstellen, dass die USA das in die Ukraine investierte Geld „zurückbekommen“. Selenskyj bestätigte nach dem Treffen mit Bessent, dass der Vertragsentwurf weiterbearbeitet werde, um eine schnelle Unterzeichnung zu ermöglichen.