Die US-Notenbank Fed wird ihre Zinsen weiterhin auf dem aktuellen Niveau halten, bis „mehr Klarheit“ über die Wirtschaftspolitik von Präsident Donald Trump besteht. Dennoch sendete Fed-Chef Jerome Powell ein vorsichtig optimistisches Signal, indem er die inflationsdämpfende Wirkung der Zölle als begrenzt einschätzte.
Wie erwartet, beließ die Fed den Leitzins unverändert in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Die Notenbank hält auch an ihrer Prognose fest, im Laufe des Jahres 2025 zwei Zinssenkungen vorzunehmen – ein Signal, das bereits im Dezember gegeben wurde und sich im Median des sogenannten Dot Plots widerspiegelt. Wer allerdings gehofft hatte, dass die Fed angesichts der wirtschaftspolitischen Unsicherheiten unter Trump neue Schlüsse ziehen würde, wurde enttäuscht. Die Notenbank wiederholt ihre bisherige Haltung: Man wartet ab und beobachtet die Entwicklungen. Für die Zinspolitik der EZB hat das Folgen - und damit auch für Deutschland.
US-Wirtschaft läuft stabil – Fed sieht keine Eile für Zinssenkungen
Im Januar hatte die Fed betont, dass weitere Zinssenkungen nur bei einem anhaltenden Rückgang der Inflation oder klaren Anzeichen für eine Abschwächung des Arbeitsmarktes erfolgen würden. Diese Bedingungen haben sich bisher nicht erfüllt. Zwar zeigen einige „weiche Indikatoren“ eine nachlassende Zuversicht bei Unternehmen und Haushalten, doch die Kernindikatoren der US-Wirtschaft bleiben stabil.
Powell betonte, dass die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt robust sei, auch wenn die politische Unsicherheit Prognosen erschwere. Daher gebe es keinen Grund zur Eile bei Zinsänderungen. „Es ist ein guter Zeitpunkt, auf mehr Klarheit zu warten. Die Kosten des Wartens auf neue Zinsanpassungen sind gering“, erklärte er auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Laut Powell könnte in den kommenden Monaten oder spätestens im Laufe des Jahres mehr Klarheit entstehen.
Markt bleibt unsicher - Wachstum gehemmt
Allerdings belastet die Unsicherheit bereits das Wachstum. Die Prognose für das US-BIP wurde für 2025 von 2,1 auf 1,7 Prozent gesenkt. Auch für 2026 und 2027 geht die Fed nun von einem geringeren Wachstum aus. Inflation und Zollpolitik: Vorübergehender Effekt? Die Kerninflation (PCE) dürfte Ende 2025 leicht höher ausfallen als zuvor erwartet. Die Prognose wurde von 2,5 auf 2,8 Prozent angehoben. Powell bezeichnete die Auswirkungen neuer Zölle als vorübergehend. Die Preissteigerungen infolge der Handelsmaßnahmen könnten den Rückgang der Inflation im Jahr 2025 verlangsamen, doch langfristig sei mit einer Rückkehr zur 2-Prozent-Marke zu rechnen. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Risiken von Zweitrundeneffekten – insbesondere auf die Dienstleistungspreisinflation und die Inflationserwartungen – schwer
vorhersehbar seien.
In den vergangenen sechs Monaten schwankten die Erwartungen zwischen Hoffnungen auf eine „weiche Landung“ der US-Wirtschaft und der Aussicht auf rasche Zinssenkungen, während Inflationssorgen und Konjunkturängste immer wieder für neue Unsicherheiten sorgten. Noch im September deuteten Zinsfutures darauf hin, dass mehrere Zinssenkungen bis Ende 2025 erfolgen könnten. Nach Trumps Wahlsieg im November passte sich die Markterwartung jedoch an: Nun wird nur noch eine Senkung in diesem Jahr erwartet. Seit Mitte Februar rechnet der Markt wieder mit bis zu drei Zinssenkungen bis Jahresende. Die Fed bleibt damit auf einem vorsichtigen Kurs und tastet sich weiterhin durch eine wirtschaftspolitisch unklare Lage.
US-Zinspolitik: Auswirkungen für Deutschland und die EU
Auch für Deutschland bleibt die Entwicklung in den USA von Bedeutung. Die wirtschaftliche Unsicherheit und die straffe Geldpolitik der Fed beeinflussen die globalen Finanzmärkte, einschließlich der EZB-Strategie. Sollte die US-Wirtschaft stärker als erwartet abkühlen, könnte dies den deutschen Exportsektor belasten. Zugleich könnte eine spätere Lockerung der Geldpolitik in den USA auch die Zinssenkungspläne der Europäischen Zentralbank verzögern.