Unternehmensporträt

Sekthersteller Rotkäppchen-Mumm: Vom ostdeutschen Sanierungsfall zum Marktführer

Rotkäppchen-Mumm entwickelt sich wertmäßig bei Schaumwein und Wein deutlich über dem Marktniveau. Der Marktanteil ist mit 38 Prozent so hoch wie noch nie. Rotkäppchen war die bekannteste Sektmarke in der DDR und ist jetzt bundesweit die Nummer eins. Eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte trotz schlechter Zeiten: Cheers!
12.04.2025 20:22
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Sekthersteller Rotkäppchen-Mumm: Vom ostdeutschen Sanierungsfall zum Marktführer
Der Marktanteil liegt bei 38 Prozent und ist damit so hoch wie noch nie. Insgesamt stammt jede zweite verkaufte Sektflasche aus dem Hause Rotkäppchen-Mumm. (Foto: dpa)

Rotkäppchen Sekt war die bekannteste Sektmarke in der DDR: Zum Mauerfall am 9. November 1989 ließen die Ostdeutschen die Korken knallen. Die neu gewonnene Freiheit begossen viele mit Rotkäppchen Sekt aus Freyburg in Sachsen-Anhalt. „Rotkäppchen war eben etwas Besonderes in der früheren DDR“, weiß auch Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Sekt mit der roten Kappe war beliebte Tausch- und Bückware und auch im Intershop zu kaufen: prickelnder Luxus im schalen Sozialismus.

Märchenhafter Aufstieg von Rotkäppchen

Die Traditionsmarke wurde 1856 von drei Freyburgern mitten in Deutschlands nördlichsten Weinbaugebiet Saale-Unstrut in Sachsen-Anhalt gegründet. Die Firma durchlebte Wirtschaftskrisen und Weltkriege. 1948 wurden die Unternehmerfamilien enteignet, Rotkäppchen wurde Volkseigener Betrieb: „VEB Rotkäppchen Sektkellerei Freyburg“ Nach der Wende rettete ein Managerteam Rotkäppchen Sekt und kaufte mutig im Westen zu. In wenigen Jahren stieg der Sanierungsfall zum Marktführer auf. Auch 2024 in einem weiterhin schwierigen Markt hat die Unternehmensgruppe Rotkäppchen-Mumm mehr Umsatz mit Wein und Sekt gemacht.

Sekthersteller Rotkäppchen-Mumm steigert Umsatz

Trotz Extremwetterereignissen und Konsumzurückhaltung sei ein Umsatzplus im Weinsegment von sieben Prozent erreicht worden, beim Sekt seien es zwei Prozent Wachstum gewesen, teilte das Unternehmen mit. Ein Minus gab es im Bereich der Spirituosen. Der Gesamtumsatz habe 1,28 Milliarden Euro betragen nach 1,27 Milliarden im Jahr zuvor. Gewinnzahlen legt das Unternehmen nicht offen.

„Hier zahlt sich unsere langfristige Strategie aus, auf starke Marken wie Rotkäppchen, Mumm und Doppio Passo zu setzen und sie kontinuierlich auszubauen“, sagte Unternehmenschef Christof Queisser. Auch Premium- und Lifestylemarken sowie alkoholfreie Alternativen hätten ein starkes Wachstum verzeichnet. Man sei zufrieden, auch wenn die eine oder andere Flasche weniger verkauft worden sei.

Rotkäppchen-Mumm vermarktet als einer der wenigen großen Markenhersteller mittlerweile zwei alkoholfreie Weine unter der Linie Doppio Passo. Der Wein sei mit 15 Prozent Marktanteil starke Nummer eins im Lebensmitteleinzelhandel. Der Umsatz konnte 2024 um 12 Prozent gesteigert werden. Alkoholfreie Produkte insgesamt (inklusive Schaumwein) hätten einen Umsatzzuwachs von 20 Prozent verzeichnet.

Rotkäppchen baut Marktanteil aus

Rotkäppchen sei weiter die Nummer Eins beim Sekt in Deutschland. Der Marktanteil liege bei 38 Prozent und sei damit so hoch wie noch nie. Insgesamt stamme jede zweite verkaufte Sektflasche aus dem Hause Rotkäppchen-Mumm mit seinen unterschiedlichen Marken, so Queisser.

Beim Schaumwein ergab sich ein Plus von zwei Prozent auf 647 Millionen Euro, mit Wein machte die Unternehmensgruppe Rotkäppchen-Mumm den Angaben zufolge einen Umsatz von 268 Millionen Euro nach 250 Millionen im Vorjahr. Spirituosen trugen 365 Millionen Euro zum Gesamtumsatz bei – ein Minus von sechs Prozent im zum Jahr 2023. Das gehe zum einen auf einen Rückgang in der Gastronomie zurück, zum anderen auf eine Sortimentsbereinigung.

Neue weibliche Unternehmensführung

Christof Queisser übergibt die Führung von Rotkäppchen-Mumm im März an Silvia Wiesner als neue Firmenchefin. Silvia Wiesner wird Rotkäppchen-Mumm gemeinsam mit Frank Albers (Geschäftsführer Finanzen) und Markus Jauch (Geschäftsführer operatives Management) leiten. „Die guten Geschäftsergebnisse und das breite, vielfältige Portfolio lassen uns optimistisch in die Zukunft blicken“, so die neue Firmenchefin.

Es war die letzte Jahrespressekonferenz von Christof Queisser, der seit 2013 bei Rotkäppchen-Mumm das Ruder als CEO in der Hand hat. Im März übernimmt Silvia Wiesner, früher unter anderem bei Unilever. Der Abschied bei Rotkäppchen-Mumm hätte für Queisser schlechter ausfallen können. Der langjährige Chef eines der wichtigsten Markenhersteller aus Ostdeutschland konnte den versammelten Journalisten von einem „erfolgreichen Jahr 2024“ berichten.

Neue Innovation kommt jetzt in den Handel: „Secconade“

Viel Hoffnung setzen Queisser und seine Nachfolgerin auf die neuen Produkte unter der Linie „Secconade“, die im März in den Handel kommen. Der Premix aus Secco und Limonade soll in den Sorten Pink Grapefruit, Zitrone und Blutorange – jeweils mit 5,5 Volumenprozent – verkauft werden. Hinzu kommt die koffeinhaltige Variante „Secco­mate“ mit 7 Volumenprozent Alkohol.

Getränke mit geringerem Alkoholgehalt, das hätte eine Befragung ergeben, würden stärker nachgefragt. „Als Marktführer haben wir immer den Anspruch, nah am Kunden zu sein. Das bedeutet, vorauszudenken, innovativ zu agieren und zur richtigen Zeit mit dem richtigen Produkt die richtige Antwort auf den aktuellen Lifestyle zu haben“, so Queisser.

Queisser übernimmt am 1. April die Geschäftsführung der Managementholding Maxingvest. Das Unternehmen hält 52,01 Prozent der Anteile an der börsennotierten Beiersdorf AG. Zudem hält die Holding sämtliche Anteile an der Tchibo GmbH.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

DWN
Finanzen
Finanzen Nebenwerte als Chance: Warum Small Caps oft überdurchschnittliche Renditen bringen
18.10.2025

Nebenwerte im Fokus: Small-Cap-Aktien können enorme Kurschancen bieten – doch sie bergen auch Risiken. Warum vernachlässigte...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Credit in Europa: Boom, Blase oder Lehre aus der Finanzkrise?
18.10.2025

Die Private-Credit-Branche hat sich in den letzten Jahren zu einem der dynamischsten Segmente auf den globalen Kapitalmärkten entwickelt....

DWN
Technologie
Technologie Trotz Grünstrom-Rekord geht Energiewende nicht schnell genug
18.10.2025

Die weltweite Energiewende erreicht neue Rekorde: Nie zuvor wurde so viel Grünstrom installiert. Doch trotz Wachstum reicht das Tempo...

DWN
Panorama
Panorama Gen Z Proteste weltweit: Junge Generation erhebt sich gegen Misswirtschaft
18.10.2025

Die junge Generation erhebt sich weltweit gegen Korruption, Perspektivlosigkeit und Misswirtschaft. In Madagaskar stürzte der Präsident,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Innovationspolitik: Warum Europa seine besten Ideen selbst blockiert
18.10.2025

Der Wirtschaftsnobelpreis ist in diesem Jahr ein Weckruf für Europa. Die ausgezeichneten Forscher zeigen, dass Wohlstand nicht aus...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Krones-Aktie: Wie aus Flaschen Milliarden werden
17.10.2025

Ob Ketchup, Cola oder Sojadrink: Weltweit läuft fast jede Flasche durch eine Abfüllline von Krones. Seit fast 75 Jahren versorgt die...

DWN
Politik
Politik Hybridkrieg im Orbit: Die tickende Bombe über unseren Köpfen
17.10.2025

Sabotage, Cyberattacken und Desinformation – der Hybridkrieg Russlands gegen den Westen erreicht eine neue Dimension. Experten warnen:...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Oliver Blume tritt als Porsche-Chef ab – Fokus auf Volkswagen
17.10.2025

Oliver Blume wird seinen Posten als Vorstandsvorsitzender von Porsche abgeben. Für den Manager aus Stuttgart bedeutet dies voraussichtlich...