Politik

Waffenruhe zwischen Iran und Israel: Trump erklärt Nahost-Konflikt für beendet

US-Präsident Trump verkündet Waffenruhe zwischen Iran und Israel. Nach schweren Angriffen könnte der Zwölftagekrieg beendet sein. Was bedeutet das für den Nahen Osten?
24.06.2025 08:40
Lesezeit: 3 min
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Nach schweren Kämpfen zwischen Israel und dem Iran ist laut US-Präsident Donald Trump eine Waffenruhe in Kraft getreten. Die Ankündigung erfolgte über Trumps Plattform Truth Social. Laut Trump handelt es sich um eine beidseitige Vereinbarung mit abwechselnden zwölfstündigen Feuerpausen. Während Irans Staatsmedien die Waffenruhe bestätigen, fehlt eine offizielle Bestätigung aus Israel bislang. Zuvor hatte es heftige Raketenangriffe und Gegenschläge gegeben. Ob das Kriegsende Bestand hat, bleibt fraglich.

Kurz zuvor hatten die mächtigen Revolutionsgarden noch sechs Raketensalven auf Israel abgefeuert. Dabei kamen laut einem örtlichen Rettungsdienst in Beerscheva mindestens fünf Menschen ums Leben, 20 weitere wurden verletzt. Es war die längste iranische Raketenangriffswelle seit Beginn des Krieges. Inzwischen könne die Bevölkerung die Schutzräume verlassen, teilte die Armee mit.

Zunächst werde der Iran für zwölf Stunden die Waffen schweigen lassen, dann Israel für zwölf Stunden, hatte Trump in der Nacht auf Social Truth geschrieben. Danach gelte der Krieg als beendet. Das wäre demnach Mittwochmorgen (MESZ).

Ob der Krieg damit wirklich dauerhaft beendet sein wird, ist ungewiss. Die israelische Luftwaffe hat nach Militärangaben in den vergangenen Stunden im Westen des Irans Raketenabschussrampen angegriffen und zerstört. Die Abschussrampen seien einsatzbereit für Angriffe auf israelisches Gebiet gewesen, hieß es in der Mitteilung. Die Abwehrangriffe seien im Rahmen der letzten iranischen Raketenangriffswelle erfolgt.

Trump: Iran warnte USA vor Angriff auf US-Militärstützpunkt

Trumps Ankündigung der Waffenruhe erfolgte wenige Stunden, nachdem der Iran als Vergeltung für die US-Bombardierung der iranischen Atomanlagen Raketen auf einen US-Luftwaffenstützpunkt in Katar abgefeuert hatte. Dabei kam niemand zu Schaden. Die Luftabwehr schoss Irans Raketen ab.

Trump zufolge hatten die Iraner die USA vor dem Angriff gewarnt - es schien sich also von vorneherein eher um einen symbolischen Akt der Vergeltung zu handeln. Weitere Schläge gegen US-Basen dürften kaum zu erwarten sein.

Die Waffenruhe sei dem Feind "aufgezwungen" worden, hieß es im iranischen Staatsfernsehen. Das israelische Militär hatte in der Nacht die Bewohner im Zentrum der Hauptstadt und Millionenmetropole in einem Bereich mehrerer Häuserblocks zur Flucht aufgerufen. Die Armee warnte in persischer Sprache auf der Plattform X vor bevorstehenden Luftangriffen und veröffentlichte dazu entsprechende Karten. Der Aufruf dürfte angesichts einer nahezu vollständigen Internetsperre und der Uhrzeit nur wenige Menschen erreicht haben. Aus Irans Hauptstadt Teheran waren in der Nacht Explosionen gemeldet worden.

Trump spricht vom Ende des "Zwölftagekriegs"

Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge kam die Vereinbarung der Waffenruhe auch dank der Vermittlung des Emirats Katar zustande. Katar unterhält sowohl zum Iran als auch zu den USA gute Beziehungen. Unter der Annahme, dass der Ablauf so funktionieren werde, wolle er Israel und dem Iran bereits jetzt gratulieren, dass sie den Mut und die Weisheit hätten, den Krieg zu beenden. Dieser werde künftig als "Zwölftagekrieg" bekannt sein, schrieb er.

"Das ist ein Krieg, der noch Jahre hätte andauern können, und der den ganzen Nahen Osten hätte zerstören können, aber so kam es nicht - und wird es nicht kommen", schrieb Trump auf Truth Social weiter. Die von Trump vorgeschlagene Bezeichnung "Zwölftagekrieg" scheint sich an den "Sechstagekrieg" von 1967 zwischen Israel, Ägypten, Jordanien und Syrien anzulehnen.

Waffenruhe wäre ein Erfolg für Trump

Falls die Waffenruhe wie von Trump beschrieben funktionieren sollte, wäre dies auch ein klarer Erfolg für den US-Präsidenten. Trump wollte verhindern, dass der Iran Atomwaffen entwickeln kann. Dabei setzte er zunächst auf Verhandlungen mit Teheran. Für den Fall eines Scheiterns drohte er mehrfach mit Angriffen auf den Iran - doch war klar, dass Trump eigentlich keinen Krieg wollte. Der Republikaner wollte die USA nicht erneut in einen Konflikt im Nahen Osten verwickeln und sich lieber auf seinen innenpolitische und wirtschaftliche Agenda konzentrieren.

Das scheint ihm nun gelungen zu sein - wenn auch wohl von Israels Gnaden: Während die USA noch auf Verhandlungen mit Teheran setzten, entschied Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, den Iran anzugreifen. Die USA beteiligten sich zunächst nicht an dem Krieg, griffen dann am Wochenende aber auf Trumps Befehl mit gezielten Angriffen gegen drei Atomanlagen ein, darunter zwei unterirdische Ziele in Natans und Fordo. Trump zufolge sollen die für Irans Atomprogramm wichtigen Anlagen komplett zerstört worden sein. Laut Experten ist das genaue Ausmaß der Schäden derzeit noch nicht überprüfbar.

Israels Angriffe auf das iranische Atomprogramm

Israel hatte den Krieg gegen seinen Erzfeind Iran vor gut zehn Tagen begonnen und fliegt seither massive Luftangriffe gegen Ziele im ganzen Land. Israels erklärtes Ziel war es, Teherans Atomprogramm zu stoppen und die von Irans Waffenprogrammen ausgehende Gefahr zu neutralisieren. Teheran hat stets betont, dass sein Atomprogramm nur zivilen Zwecke diene, nicht der Entwicklung von Atomwaffen.

Machterhalt für iranische Führung

Die von Israels Angriffen massiv geschwächte Islamische Republik wollte vermutlich keine weitere Eskalation des Konflikts. Experten zufolge hätte ein großer Krieg das Fortdauern der iranischen Führung um Ajatollah Ali Chamenei selbst bedrohen können. Israel scheint seine Kriegsziele mit Blick auf das Atomprogramm als erfüllt anzusehen - und die Führung in Teheran kann sich mit der Waffenruhe an der Macht halten.

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