Die US-Regierung stoppt vorerst zugesagte Waffenlieferungen an die Ukraine. Die Entscheidung trifft Kiew in einer Phase massiver russischer Angriffe – und zeigt die neuen geopolitischen Schwerpunkte der USA.
Kritische Munitions- und Raketensysteme betroffen
Das Weiße Haus bestätigte am Dienstag, dass einige militärische Hilfslieferungen für die Ukraine ausgesetzt werden. Betroffen sind unter anderem Munition, Luftabwehrsysteme und weitere militärische Ausrüstung, die ursprünglich zur Unterstützung Kiews im Abwehrkampf gegen die russische Invasion vorgesehen waren.
„Diese Entscheidung wurde getroffen, um die Interessen der Vereinigten Staaten in den Vordergrund zu stellen“, erklärte die stellvertretende Sprecherin des Weißen Hauses, Anna Kelly, gegenüber AFP. Die Maßnahme folgt einer Überprüfung globaler militärischer Hilfen durch das US-Verteidigungsministerium.
Die Kürzung der Unterstützung deutet darauf hin, dass US-Präsident Donald Trump seine sicherheitspolitischen Prioritäten neu gewichtet. Trump hat sowohl Russland als auch die Ukraine aufgefordert, die ins Stocken geratenen Verhandlungen über einen Waffenstillstand zu beschleunigen.
US-Fokus verlagert sich – Israel und Iran rücken in den Mittelpunkt
Stattdessen plant Trump, eine stärkere Rolle bei der Befriedung anderer globaler Konfliktherde zu übernehmen, etwa im Gaza-Streifen und bei den Spannungen zwischen Iran und Israel. Beide Konfliktparteien lieferten sich zuletzt zwölf Tage lang offene militärische Auseinandersetzungen.
Ein hochrangiger US-Beamter bestätigte gegenüber Politico, dass die US-Munitionsvorräte teils stark dezimiert seien. Die geplanten Lieferungen an die Ukraine würden daher vorerst nicht ausgeführt.
Die US-Streitkräfte verfügten weiterhin über „überragende Fähigkeiten“, betonte Kelly – mit Blick auf die jüngsten Bombardierungen iranischer Atomanlagen durch amerikanische Kampfeinheiten.
Nach Angaben von US-Medien gehören zu den eingefrorenen Waffenlieferungen Raketen für Patriot-Luftabwehrsysteme, Präzisionsartillerie sowie Hellfire-Raketen.
Trump lässt Selenskyj abblitzen – Kiew droht militärische Schwächung
Beim NATO-Gipfel in den Niederlanden traf sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit Donald Trump. Die Antwort des US-Präsidenten auf die ukrainische Bitte um weitere Patriot-Systeme fiel jedoch vage aus: „Wir werden sehen, ob wir einige davon schicken können“, so Trump. Patriot-Raketen seien „äußerst schwer zu bekommen“, erklärte er.
Eine offizielle Stellungnahme des Pentagon zu den Lieferstopps blieb bislang aus. Pentagon-Sprecher Sean Parnell verwies stattdessen auf die hohe Einsatzbereitschaft des US-Militärs unter Trump.
Deutsche Bedeutung: Sicherheitsrisiken für Europa nehmen zu
Für Deutschland und die EU könnte der amerikanische Kurswechsel sicherheitspolitische Folgen haben. Eine Schwächung der ukrainischen Verteidigungskapazitäten erhöht das Risiko einer weiteren Eskalation an Europas Ostgrenze. Gleichzeitig wächst der Druck auf europäische Staaten, eigene Rüstungsinitiativen zu verstärken, um nicht vollständig von US-Unterstützung abhängig zu bleiben.