Leichte Erholung beim Goldpreis – aber ohne klare Richtung
Der Goldpreis hat am Freitagvormittag leicht zugelegt. Eine Feinunze, was rund 31,1 Gramm entspricht, wurde zeitweise mit 3.343 US-Dollar gehandelt – ein Anstieg von 20 Dollar im Vergleich zum Vortag. Damit bewegt sich der Goldkurs zwar über dem Durchschnitt der vergangenen Tage, zeigt jedoch noch keine eindeutige Aufwärtstendenz. Selbst die erneuten handelspolitischen Eskalationen durch US-Präsident Donald Trump vermochten dem Goldkurs keine nachhaltige Richtung zu geben.
Bereits Ende April erreichte der Goldpreis mit 3.500 US-Dollar ein neues Allzeithoch. Seitdem bewegt sich die Gold-Kursentwicklung in einer relativ engen Bandbreite. Die vorherigen Preisimpulse waren unter anderem auf Trumps erratische Zollpolitik zurückzuführen. Doch während früher Zollankündigungen für deutliche Ausschläge sorgten, bleiben die aktuellen Maßnahmen ohne nennenswerte Wirkung auf den Goldpreis.
Trump verschärft den Handelskonflikt – Goldpreis reagiert verhalten
Die jüngsten protektionistischen Schritte der US-Regierung scheinen den Markt kaum noch zu beeindrucken. Trump kündigte am Donnerstag Zölle von 35 Prozent auf kanadische Importe an. Darüber hinaus sprach er von pauschalen Abgaben in Höhe von 15 bis 20 Prozent für zahlreiche weitere Handelspartner. Diese Maßnahmen folgen auf einen bereits eingeführten Zoll von 50 Prozent auf Kupferimporte und ähnliche Abgaben gegenüber Brasilien sowie auf versendete Zollbenachrichtigungen an Länder wie Japan und Südkorea.
Alle neuen Zölle sollen ab dem 1. August in Kraft treten. Trotzdem blieb ein deutlicher Anstieg im Goldpreis bislang aus. Der robuste Dollarindex bremste mögliche Kurssprünge. Damit scheint der Status des Goldes als klassische Krisenwährung derzeit nur eingeschränkt Wirkung zu entfalten.
Zinspolitik als entscheidender Faktor für den Goldpreis
Auch aus geldpolitischer Sicht bleiben starke Impulse für den Goldpreis bislang aus. Commerzbank-Expertin Barbara Lambrecht rechnet damit, dass sich der Goldkurs zunächst weiter in der Spanne zwischen 3.200 und 3.400 US-Dollar bewegen wird. "Denn nachdem die jüngsten Zollankündigungen von US-Präsident Trump kaum für Marktbewegung gesorgt haben, dürften es die nächsten wohl auch nicht tun", heißt es im aktuellen Wochenausblick der Bank.
Die Marktteilnehmer blicken derweil gespannt auf die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise für Juni, die am kommenden Dienstag erwartet wird. Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank Fed könnten tendenziell den Goldpreis stützen. Doch derzeit zeigt sich insbesondere der US-Arbeitsmarkt stark: Die jüngsten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe lagen mit 227.000 Anträgen unter den Erwartungen. Dies dämpft die Hoffnungen auf eine expansive Geldpolitik. US-Präsident Trump erhöht unterdessen weiter den Druck auf die Fed und fordert öffentlich wiederholt Leitzinssenkungen sowie den Rücktritt von Notenbankchef Jerome Powell.
Goldpreis im Fokus der Charttechnik: Richtungsentscheidung steht bevor
Neben den fundamentalen Faktoren richtet sich der Blick auch auf die technische Analyse. Der Goldpreis befindet sich aktuell in einer spannenden charttechnischen Phase. Die jüngste Konsolidierung – ausgelöst durch eine Korrekturphase ab dem Widerstand bei 3.438 US-Dollar – könnte bald einem erneuten Aufwärtsimpuls weichen.
Ende Juni wurde die Unterstützung bei 3.254 US-Dollar erfolgreich verteidigt. In der Folge kletterte der Goldpreis bis in den Bereich um 3.360 US-Dollar, kam dort jedoch zum Stillstand. Seitdem tendiert der Kurs seitwärts entlang einer kurzfristigen Abwärtstrendlinie. Am Freitag zeichnete sich ein möglicher Ausbruch ab: Der Goldkurs versuchte, die Trendlinie zu durchbrechen – ein potenzieller Startpunkt für die nächste Aufwärtsbewegung. Ein Anstieg über die Marke von 3.365 US-Dollar könnte eine Erholung bis 3.405 US-Dollar einleiten. In weiterer Folge wären sogar Kursziele von 3.438 US-Dollar, 3.451 US-Dollar und letztlich das Allzeithoch bei 3.499 US-Dollar realistisch.
Risiken bleiben – Rückschläge nicht ausgeschlossen
Doch es gibt auch Risiken: Sollte der Goldpreis unter die Marke von 3.290 US-Dollar fallen, wäre die aktuelle Erholung zunächst beendet. In diesem Fall müsste die Unterstützung bei 3.254 US-Dollar erneut verteidigt werden, um einen weiteren Rückgang bis auf 3.161 US-Dollar oder gar 3.116 US-Dollar zu verhindern.
Die Anleger befinden sich damit in einer entscheidenden Phase der Gold-Kursentwicklung. Zwar zeigt sich der Goldpreis aktuell stabil, doch sowohl geopolitische Spannungen als auch geldpolitische Entwicklungen könnten kurzfristig für Bewegung sorgen. Nicht zu vergessen ist die Gefahr eines Goldpreis-Squeeze. Ein Goldpreis-Squeeze ist ein markttechnisches Phänomen, bei dem der Goldpreis plötzlich und oft heftig ansteigt, weil Marktteilnehmer – meist Leerverkäufer – gezwungen sind, ihre Positionen schnell zu schließen. Dies geschieht typischerweise unter hohem Kaufdruck bei gleichzeitig begrenztem Angebot.
Ein zusätzlicher Faktor, der die aktuelle Goldpreis-Entwicklung beeinflusst, ist die anhaltende Nachfrage der Zentralbanken nach dem Edelmetall. Laut einem Bericht von Reuters haben Zentralbanken weltweit ihre Goldreserven in den letzten Jahren kontinuierlich aufgestockt, um sich gegen wirtschaftliche Unsicherheiten abzusichern. Besonders hervorzuheben ist die Rolle Chinas, das seine Goldreserven seit 2022 erheblich erhöht hat. Diese verstärkte Nachfrage trägt dazu bei, den Goldpreis auf einem hohen Niveau zu halten und bietet Anlegern zusätzliche Sicherheit in einem volatilen Marktumfeld. Die Kombination aus geopolitischen Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheit und der strategischen Positionierung der Zentralbanken macht Gold weiterhin zu einer attraktiven Anlageoption.
Goldpreis bleibt in Wartestellung – Entscheidung naht
Der Goldpreis verharrt aktuell in einer abwartenden Haltung. Trotz wachsender geopolitischer Unsicherheit und zunehmender Risikoaversion zeigen sich die Märkte zurückhaltend. Die Kombination aus einem festen US-Arbeitsmarkt und einer bislang zögerlichen Reaktion der Fed verhindert eine klare Richtung. Sowohl die politische Unsicherheit rund um die US-Zollpolitik als auch charttechnische Konstellationen legen jedoch nahe, dass eine neue Bewegung bevorstehen könnte. Anleger sollten daher den Goldkurs und die Gold-Kursentwicklung in den kommenden Tagen genau im Blick behalten.