Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Die EZB hat eine spektakuläre Crash-Warnung herausgegeben. Fühlen Sie sich bestätigt?
Matthias Weik und Marc Friedrich: Ja, selbstverständlich. Für uns ist es logisch, dass jede Blase früher oder später platzen wird.
Seit 2008 spielen Politik und Finanzbranche lediglich auf Zeit. Es wurden keine Probleme gelöst sondern nur mit Milliarden und Billionen an Steuerngeldern in die Zukunft verschoben, um Zeit zu gewinnen. Dadurch haben Politik und Finanzbranche insbesondere volkswirtschaftliche Schadensmaximierung auf Kosten der Menschen betrieben mit nicht absehbaren Kollateralschäden – monetär und menschlich. Da wir ja bald die WM in Brasilien haben, möchten wir es plastisch so ausdrücken: Die offiziellen 90 Minuten der Partie sind bereits vorbei und die Verlängerung nähert sich mit Siebenmeilenstiefeln ebenfalls dem Ende. Jetzt stehen wir kurz vor dem dramatischen Elfmeterschießen.
Die Notenbanken haben seit 2008 global die Märkte mit billigem Geld geflutet. Dieses Geld sucht nun krampfhaft nach lukrativen Anlagemöglichkeiten. Seit Jahren wird durch die astronomische Liquiditätsflut eine Blase durch immer neue und gigantischere Blasen ersetzt um das ganze Karussell am Laufen zu halten. Dadurch türmen sich die Risiken und die Schuldenberge global immer weiter auf und erreichen mittlerweile absurde Dimensionen.
Die Aktienmärkte erklimmen durch die Niedrigzinsphase und Geldflut der Notenbanken einen Rekordstand nach dem anderen. Jeder rational denkender Mensch stellt sich die Frage: Wo soll uns dieser Irrsinn noch hinführen? In unserem neuen Buch „Der Crash ist die Lösung“ decken wir auf, dass seit 2008 an 85 Prozent aller Handelstage die FED in die Aktienmärkte interveniert hat und somit Dow und Co dadurch „peu au peu“ mit Billionen an Dollar nach oben gehievt hat – das hat mit Kapitalismus und freier Marktwirtschaft nichts mehr zu tun.
Auf dem folgenden Chart ist deutlich zu erkennen, wie die US-Notenbank mit der Krise 2008 die Stützungsmaßnahmen extrem nach oben gefahren hat um den kompletten Finanzsektor vor dem Kollaps zu bewahren:
Dadurch hat die FED ihre eigene Bilanz auf unglaubliche 4,3 Billionen aufgebläht. Das ist ökonomischer Wahnsinn und wird zum Scheitern führen!
Auf Grund dieser Markteingriffe sind die Märkte um über 70 Prozent überbewertet. Es wird sozusagen ein Potemkinsches Dorf aufrechterhalten um uns zu suggerieren: „Hey, es geht doch aufwärts, uns geht es allen prächtig, und wir sind alle reich.“ Dass dies jedoch alles auf Pump und damit auf Treibsand gebaut ist, wird uns nicht verraten.
Die Immobilienpreise in vielen unserer Großstädte erreichen mittlerweile absurde Höhen.Der Traum von den eigenen vier Wänden ist selbst für den Mittelstand oftmals utopisch. Äußerst bedenklich ist: Die Krise 2008 wurde durch eine Immobilienblase in den USA, Spanien, Irland… ausgelöst – in was investiert der Deutsche gegenwärtig um sein Vermögen zu sichern? In Immobilien! Das Leben schreibt nach wie vor die absonderlichsten Geschichten.
Die Mutter aller Blasen ist jedoch die Staatsanleihenblase. Jeder ist sich dessen bewusst, dass viele Staaten ihre Schulden niemals bezahlen können und werden – trotzdem wird weiter munter in Staatsanleihen investiert. In Portugal, Italien, Griechenland, Spanien herrschen Rekordarbeitslosigkeit und Rekordstaatsverschuldung. Die Industrieproduktion hat Tiefststände erreicht, nichtsdestotrotz können sich die Länder gegenwärtig so billig verschulden wie noch nie. Wir sollten uns alle die Frage stellen: Wie kann das sein? Könnte es vielleicht sein, weil wir dafür haften?
Momentan spielt sich ein ökonomischer Horrorfilm ab, dessen Ausgang kein Happy End verspricht. Unserer Ansicht nach findet gegenwärtig die größte Insolvenzverschleppung sowie das gefährlichste Notenbankexperiment aller Zeiten statt. In Anbetracht dessen überrascht uns die Crashwarnung nicht und sollte alle alarmieren, wenn selbst in den Elfenbeintürmen der Welt nun die Realität Einzug erhält.
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Halten Sie es für denkbar, dass Politik und Zentralbanken nun nach der EU-Wahl mit der Wahrheit herausrücken?
Matthias Weik und Marc Friedrich: Dies könnte durchaus sein. Es ist schon bemerkenswert, dass wenige Tage nach der EU Wahl der Garantiezins für die Lebensversicherungen auf 1,25 Prozent gesenkt wird und die Überschüsse nicht mehr an die Bestandskunden gerecht ausgeschüttet werden, dass bei Siemens 11.600 Menschen entlassen werden sollen, die Geschäfte mit China nicht mehr so rund laufen und dass die EZB eine Crash-Warnung herausgibt.
Vor den EU-Wahlen war es ausgesprochen ruhig und die Meldungen waren zumeist sehr positiv. Die Jubel-Meldungen aus Portugal und Griechenland widerlegen wir im Buch anhand volkswirtschaftlicher Eckdaten als pures Wunschdenken und statistische Tricks. Selbstverständlich sinkt die Arbeitslosigkeit. Jedoch sollte man sich auch die wahren Gründe dafür genauer anschauen. Allein in Portugal haben in den vergangenen Jahren 176.000 Jugendliche unter 25 Jahren das Land in Richtung Angola und Brasilien verlassen – den auch dort wird portugiesisch gesprochen. Dies stellt ein enormes Problem für ein Land dar, wenn die Jungen und Intelligenten das Land verlassen, denn ein Land ohne Jugend ist ein Land ohne Zukunft. Andere Arbeitslose sind aus der Arbeitslosenstatistik rausgefallen, weil sie nach einer bestimmten Anzahl von Monaten als nicht vermittelbar oder nicht mehr suchend gelten.
Spannend wird bestimmt die EZB-Sitzung Anfang Juni werden. Wir haben in unserem aktuellen Buch aufgezeigt, dass die Enteignung der Bürger weiter massiv vorangetrieben wird um die Kosten der Krisen auf uns überzuwälzen – direkt und indirekt. Der Raubzug geht zweifellos weiter und wird im Endeffekt zum größten Systemkollaps der neueren Zeit führen - mit verheerenden Folgen.
Es könnte sein, dass nun die Notenpressen in den „Superturbogang“ hochgeschaltet werden und die EZB damit versucht, die Krise in Europa wegzudrucken. Dies wird jedoch nicht funktionieren, denn mehr Geld bedeutet leider nicht automatisch mehr Produktivität.
Sollten sich die südlichen Staaten mit der Forderung durchsetzen, den Euro abzuwerten, wird sich dies als Bumerang für sie erweisen. Oder denken Sie, dass, wenn der Euro schwächer wird und somit die europäischen Produkte in beispielsweise den USA und China billiger werden, sich die Amerikaner anstatt eines Audi, BMW oder Mercedes lieber einen Peugeot, Citroen oder Renault kaufen?
Wir haben in unserem Buch – Der Crash ist die Lösung – anschaulich aufgezeigt, dass seit 2008 der Output der Industrieproduktion von Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland lediglich einen Weg kennt – den Richtung Süden.
Sollten wir wirklich den Euro, wie von der desperaten französischen Politik erwünscht, entwerten, werden wir die Welt noch gravierender mit unseren Waren überfluten und zukünftig nicht nur Exportweltmeister - sondern Exportuniversumsmeister sein.
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Sie sagen in ihrem Buch, der Crash sei die Lösung. Wie muss man sich den Crash konkret vorstellen?
Matthias Weik und Marc Friedrich: Wir haben keine Glaskugel und können somit auch nicht in die Zukunft blicken. Wir fügen lediglich die Fakten zusammen und können die möglichen Szenarien einschätzen. Damit sind wir bisher immer sehr gut gefahren.
Wie der Crash verläuft, hängt davon ab wo der Crash ausgelöst wird. Ist es in Japan mit seiner vollkommenen absurden Verschuldung und seiner wirtschaftliche Kamikazepolitik, ist es das chinesische Schattenbankensystem mit den dazugehörigen Kreditblasen, ist es Frankreich oder Italien oder vielleicht die Ukraine? Vielleicht begehren aber auch die über 50 Prozent Arbeitslosen Jugendlichen in Griechenland oder Spanien auf und fordern ihr legitimes Recht auf Zukunft ein, und lösen damit einen bürgerkriegsähnlichen Zustand aus. Oder was geschieht, wenn Russland Europa den Gashahn abdreht und stattdessen lieber an die momentan wesentlich zahlungskräftigeren Chinesen sein Gas und Öl verkauft? Es sind so unendlich viele Variablen aktuell im System die jede für sich das Potential hat ein „Black Swan Ereignis“ zu werden und den Megacrash auslösen kann.
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wer würde im Crash-Fall am meisten leiden?
Matthias Weik und Marc Friedrich: Wir alle - verlieren werden wir alle. In der Vergangenheit haben immer die Besitzer von Papierwerten den größten Anteil der Zeche bezahlt. Sollte es tatsächlich zu einer Währungsreform kommen, werden die Besitzer von Staatsanleihen (hierzu gehören insbesondere Besitzer von Lebens- und Rentenversicherungen) gnadenlos verlieren. Aber auch das Geld auf dem Sparbuch wird drastisch entwertet. Im Falle eines Crashs werden Besitzer von Sachwerten wie Immobilien, Land, Wald, Edelmetalle wesentlich weniger verlieren als Besitzer von Papierwerten.
Nie zuvor war es wichtiger zu diversifizieren und sich monetär aber auch mental auf den absoluten finanziellen Super-GAU vorzubereiten. Noch ist das Zeitfenster geöffnet und Vorsorge ist immer besser als Nachsorge.
Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Sie schreiben in gewisser Weise, dass ein Crash eine Art reinigendes Gewitter wäre. Ist das nicht zu positiv? Am Ende ist doch zu erwarten, dass die Super-Reichen ihr Geld längst in Sicherheit gebracht haben, und die kleinen Leute müssen zahlen… Welche politischen Folgen hätte ein Crash? Sind unsere Demokratien stabil genug?
Matthias Weik und Marc Friedrich: Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte die Möglichkeit uns auf einen Systemcrash vorzubereiten, etwa durch die neuen Medien, DWN, die Vernetzung, unser Buch und anderes mehr.
Ob die Demokratien stabil genug sein werden, ist eine vollkommen berechtigte Frage, die wir Ihnen leider nicht beantworten können. Die Stabilität wird definitiv geprüft werden.
Wichtig ist jedoch, dass wir wenn der Tag X kommt, einen Alternativplan zu Hand haben ansonsten werden uns die Protagonisten in der Politik, Finanzindustrie und Medien das momentane System mit einem neuen Namen und neuen Anstrich als das Optimum verkaufen und das müssen wir unbedingt verhindern!
Wir sind sicher, dass wir massive Umwälzungen sehen werden durch die Implikationen des Kollapses, die sich die meisten Menschen momentan nicht einmal annährend vorstellen können. Es wird ein epochaler Wandel stattfinden.
Matthias Weik und Marc Friedrich sind Ökonomen, Querdenker, Finanzexperten, gefragte Redner, Honorarberater und Bestsellerautoren.
Am 16. Mai 2014 ist ihr neues Buch „Der Crash ist die Lösung – Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten“erschienen (Es kann hier bestellt werden). Das Buch hat es auf Anhieb auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft und sorgt für Aufsehen. So haben die beiden z.B. den Ausgang der EU-Wahlen in ihrem neuen Buch richtig prophezeit.
Ihr Erstlingswerk „Der größte Raubzug der Geschichte: Warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden“ ist seit 2 Jahren auf allen wichtigen Bestsellerlisten vertreten (Spiegel, Manager Magazin…). Im Manager Magazin war es sechsmal auf Rang 1 und auf der Spiegel Sachbuch-Bestsellerliste (Paperback) elfmal auf Rang 2. In Ihrem ersten Buch haben Marc Friedrich und Matthias Weik vorhergesagt: dass die “dot.com 2.0″ Aktien (Zynga, Groupon etc.) massiv korrigieren werden sowie das die nächste Bankenrettung unter Einbeziehung der Sparer (bail in) über die Bühne gehen wird. Sie haben somit die Entwicklungen z.B. in Zypern und der EU in Ihrem Buch folgerichtig vorhergesagt.
Im April 2014 erschien die aktualisierte Version als Taschenbuch bei Bastei Lübbe. Das Buch etablierte sich auf Anhieb in der Spiegelbestsellerliste und ist dort mittlerweile seit 6 Wochen vertreten.
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