Unternehmen

Goldman Sachs erwartet noch mehr billiges Geld in Europa

Goldman Sachs rechnet mit einer weiteren Geldschwemme in der Euro-Zone. Die bisherigen Maßnahmen von Mario Draghi reichen nach Einschätzung der US-Investmentbank nicht aus, um die Krise der Euro-Zone zu beenden.
10.06.2014 17:11
Lesezeit: 2 min

Die außergewöhnlichen Maßnahmen der EZB sind der Investmentbank Goldman Sachs nicht weitreichend genug. Die Investmentbank geht davon aus, dass die Geldschwemme nur der Anfang einer Reihe von Rettungsmaßnahmen des europäischen Finanzmarktes ist.

„In jedem Fall wird die EZB zunächst beobachten wollen, welche Auswirkungen die neuen Maßnahmen haben, bevor sie ein QE-Programm ernsthaft in Betracht ziehen kann. Wir gehen weiter davon aus, dass eine 15 prozentige Wahrscheinlichkeit besteht, dass ein LSAP-Programm zum Aufkauf von Wertpapieren und Staatsschulden bis zum Jahresende eintritt“, zitiert Zero Hedge Dirk Schuhmacher, Chefvolkswirt bei Goldman Sachs.

In einem solchen Fall kauft die Zentralbank private oder staatliche Anleihen auf, um die Wirtschaft weiterhin mit Geld zu versorgen und gleichzeitig die Schuldenlast des jeweiligen Staates zu senken. Allerdings entsteht dadurch die Gefahr steigender Inflation sowie die Bildung von Spekulationsblasen im Finanzmarkt.

Noch nie waren die Verschuldung der Staaten höher und die Zinsen der Notenbanken niedriger. Von der Zinssenkung profitieren vorallem der Staat und die Banken, während die Sparer die Leittragenden sind (mehr hier). So senkte die EZB den Leitzins auf 0,15 Prozent und den Einlagesatz auf minus 0,1 Prozent. Damit versucht die Zentralbank offensichtlich Zeit zu gewinnen, bevor sie sich auf weitere notwendige Maßnahmen einlässt (hier). Der nächste Schritt könnte der Ankauf von transparenten ABS-Wertpapieren, den sogenannten „Asset-Backed Securities“ sein, so der Goldman-Analyst.

Auf die Frage hin, ob weitere Zinssenkungen wahrscheinlich sind, antwortete EZB-Präsident, Mario Draghi, dass die Untergrenze hier erreicht worden ist. Jedoch hat Draghi nicht ausschließen wollen, dass weitere Einschnitte in Zukunft möglich werden könnten. Insgesamt ist die Senkung der Leitzinsen etwas geringer als erwartet ausgefallen. Im Gegensatz dazu waren die Kreditlockerungsmaßnahmen eindrucksvoll, so Schuhmacher.

Weiterhin hat die EZB vor, gezielte langfristige Refinanzierungsgeschäfte im September und Dezember durchzuführen.  Bei den sogenannten TLTRO (Targeted longer-term refinancing operations) stellt die EZB den Banken günstige Kredite in Aussicht. Allerdings knüpft sie diese - im Gegensatz zur ersten „Dicken Bertha“ - an Bedingungen. Die Banken dürfen sich nur Geld in Höhe von 7 Prozent der vergebenen Kredite an den nichtfinanziellen privaten Sektor leihen. Der EZB zufolge sind das 400 Milliarden Euro.

Darüber hinaus dürfen sich die Banken jedes Quartal das Dreifache ihrer gewährten Netto-Kredite bei der EZB leihen, berichtet DailyFX. Der Zinssatz orientiert sich an der Höhe des aktuellen Leitzinses. Außerdem soll es zwischen März 2015 und Juni 2016 vier weitere TLTROs geben. Alle Kredite laufen 2018 aus.

Sollten Banken, die in Anspruch genommenen Kredite nicht in die Realwirtschaft investieren, so werden sie zu einer vorzeitigen Rückzahlung bis September 2016 verpflichtet. Grundsätzlich müssen die TLTROs jedoch frühestens nach 24 Monaten zurückgezahlt werden.

Dabei ist der wichtigste Unterschied zu der vorhergehenden Methode des LTRO, dass die Banken nun ihre Kreditvergabe zielgerichtet an den privaten Sektor erhöhen müssen, um in den vollen Nutzen der 4-jährigen Laufzeit zu kommen. Für jene Banken, die nicht in der Lage sind, dies zu tun, bietet die EZB einen 2-Jahres-Tender an. Wie sich die neuen Maßnahmen auf die Finanzmärkte auswirken, ist noch nicht abzusehen (hier).

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