Finanzen

Griechenland: Wütende Bürger nehmen Steuerprüfer als Geiseln

Nachdem die Steuerprüfer auf einer griechischen Insel einen Tavernen-Besitzer wegen Betrugs auf eine Polizeistation mitgenommen hatten, reagierten die Bürger der Insel drastisch. Sie bewarfen die Polizeistation mit Steinen und Fackeln und schnitten die Wasser- und Stromversorgung ab. Die staatliche Polizei musste anrücken, um die Steuerprüfer aus der Polizeistation zu befreien.
20.08.2012 16:02
Lesezeit: 1 min

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Am vergangenen Freitagabend nahmen die Steuerprüfer auf der Insel Hydra nahe Athen einen Besitzer einer Fisch-Taverne fest und brachten ihn zur ansässigen Polizeistation. Ihm wurde vorgeworfen, keine Rechnungen an seine Kunden ausgegeben zu haben, um die Mehrwertsteuer von 23 Prozent nicht abführen zu müssen. Der Besitzer der Taverne behauptete keeptalkinggreece.com zufolge, die Rechnungen erst später auszustellen.

Etliche Bürger der Insel Hydra waren nach dieser Nachricht extrem verärgert und belagerten die Polizeistation. Sie warfen zudem Steine, Feuerwerkskörper und auch Fackeln auf die Polizeistation und schnitten die Polizeiwache von der Wasser- und Stromversorgung ab. Lokale Medien berichteten, dass die Bürger ihr Verhalten damit rechtfertigten, dass die Steuerprüfer sie trotz der kaum vorhandenen Arbeit in den Ruin treiben, indem sie die Ausstellung von Rechnungen und die Zahlung der Mehrwertsteuer verlangten. „Wir haben kaum Arbeit und doch werden wir verhaftet“, sagte ein Bar-Besitzer.

Am Samstag erreichte die staatliche Polizei mit einem Militärschiff die Insel Hydra, um die Steuerprüfer aus ihrer „Geiselhaft“ zu befreien – sie musste sogar Tränengas einsetzen. Die wütenden Bürger versuchten immer wieder, zu verhindern, dass die Polizei den verhafteten Tavernen-Besitzer mit nach Athen nahm, um ihn der Staatsanwaltschaft vorzuführen. Am Ende gelang es der Polizei dennoch.

Auf der Insel Hydra ist der Fall des Tavernen-Besitzers kein Einzelfall. Auf der 2.700 Einwohner zählenden Insel stellten die Steuerprüfer bei durchgeführten Inspektionen allein vom 6. bis 23. Juli 22.435 Verstöße gegen das Steuergesetz fest. 805 Einwohner wurden beschuldigt. In den ersten beiden Wochen des Augusts wurden 2.010 steuerliche Unregelmäßigkeiten festgestellt. In der Mehrzahl der Fälle wurden keine Rechnungen ausgestellt.

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