Finanzen

Bank-Runs: EU rettet mit Milliarden-Kredit Banken in Europa

Wegen der Bankenkrise in Bulgarien hat die Zentralbank das heimische Bankensystem mit 1,7 Milliarden Euro an Liquidität geflutet. Jedoch sind die bulgarischen Banken zu Teilen im Besitz von ausländischen Instituten, darunter der italienischen UniCredit, der französischen Société Générale, der österreichischen Raiffeisenbank und auch der griechischen Banken.
02.07.2014 01:39
Lesezeit: 2 min

Die EU-Kommission erlaubte Bulgarien am Montag, seinem Bankensystem mit einer Finanzspritze von 3,3 Milliarden Lew (etwa 1,7 Milliarden Euro) unter die Arme zu greifen. Demnach darf das Land seine Banken mit einer milliardenschweren Liquiditätsspritze stützen (mehr hier).

Bereits am Sonntag hatte Bulgariens Präsident Rossen Plewneliew eine Garantie für die Sparguthaben abgegeben – ähnlich wie Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige Finanzminister Peer Steinbrück hierzulande nach dem Zusammenbruch der Hypo Real Estate im Herbst 2008 eine „Garantie“ ausgesprochen hatten.

Die bulgarische Nationalbank (BNB) warnte am Freitag vom „Versuch einer Destabilisierung des Staates durch den organisierten Angriffs auf bulgarischen Banken“, nachdem die Bulgaren 800 Millionen Lev (ca. 400 Millionen Euro) innerhalb weniger Stunden vom drittgrößten Institut des Landes, der First Investment Bank (Fibank) in Sofia, abgezogen hatten.

Eine der von den Bank-Runs betroffenen Banken, die Corporate Commercial Bank (Corpbank) hatte erst vor kurzem die Zustimmung der nationalen Zentralbank erhalten, die lokale Tochter der französischen Crédit Agricole, zu übernehmen. Demnach stand in Frage, ob auch der französische Bankensektor betroffen sein könnte, sollte sich die Corpbank nicht aus ihrer Schieflage befreien können (hier).

Noch am Montagmorgen bildeten sich lange Schlangen vor den Geldautomaten in Bulgarien.

„Einige Firmen wechseln ihre Bankeinlagen von Lew in Euro und andere transferieren ihre Einlagen an in Sofia ansässige ausländische Banken“, sagte ein Banker aus Sofia laut der Financial Times.

Andere Banken-Insider bestätigt, dass die Bulgaren ihre Einlagen von inländischen Institutionen an Banken in ausländischen Besitz überweisen. Ausländische Banken bestreiten inzwischen mit rund 70 Prozent das gesamte bulgarische Bankensystem.

Die größte bulgarische Bank mit beträchtlichen Vermögenswerten ist im Besitz der italienischen UniCredit. UniCredit expandierte in Bulgarien durch die Übernahme der Bulbank im Jahr 2000 und hat derzeit einen Marktanteil im bulgarischen Bankgeschäft von 15 Prozent.

Nach Angaben der Financial Times besitzt die UniCredit Bulbank rund sechs Milliarden Euro an Vermögenswerten. Anderen Quellen zufolge verfügt die UniCredit Bulbank über 12 Milliarden Euro Vermögen. UniCredit Bulbank unterhält in Bulgarien 230 Filialen und beschäftigt 4.000 Mitarbeiter.

Bulgariens zweitgrößte Bank, die DSK-Bank, befindet sich ebenfalls in ausländischem Besitz. Sie wurde von der ungarischen OTP-Bank erworben, nachdem die DSK-Bank im Jahr 2003 privatisiert wurde.

Österreichs Raiffeisen Bank ist die sechste-größte Bank mit rund drei Milliarden Euro Vermögenswerten und 168 Filialen. Andere ausländischen Banken mit bulgarischen Bankgeschäften gehören Frankreichs Société Générale sowie der griechischen Alpha Bank und der Eurobank.

Trotz starker Finanzverwaltung und einem stabilen Wechselkurs, unterstützt durch die Anbindung des bulgarischen Lew an den Euro, steht Bulgarien im Kreuzfeuer der Kritik wegen einer miserablen Regierungspolitik und Seilschaften zwischen Wirtschaft, Politik und Justiz. Bulgarien ist eines der ärmsten EU-Länder ist hat enorme Probleme mit Korruption und Vetternwirtschaft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....