Politik

Umweltministerin Hendricks: Fracking-Gesetz stoppt Fracking

Lesezeit: 1 min
04.07.2014 16:33
In Deutschland soll die umstrittene Schiefergas-Förderung Fracking laut Umweltministerin Hendricks nicht erlaubt werden. Die Regierung stellte am Freitag die Eckpunkte des Fracking-Gesetzes vor. Die Opposition bemängelte Schlupflöcher „so groß wie Scheunentore“.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In Deutschland soll die umstrittene Schiefergas-Förderung ("Fracking") wie in den USA oder Kanada auf längere Zeit keine Chance haben. "Das unkonventionelle Fracking wird nicht erlaubt", sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks am Freitag in Berlin bei der Vorlage von Eckpunkten für ein Gesetz. Die mit Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (beide SPD) abgestimmten Regelungen würden die schärfsten sein, die es in diesem Bereich je gegeben habe. So soll es auch strengere Bestimmungen für die konventionelle Erdgas-Förderung geben, die ebenfalls unter dem Begriff Fracking seit Jahrzehnten in Deutschland eingesetzt wird. Das Bundeskabinett soll das Vorhaben nach der Sommerpause beschließen. Die Opposition sprach von einem Fracking-Ermöglichungs-Gesetz. Die Regelungen hätten Schlupflöcher groß wie Scheunentore.

Bohrungen in Schiefer- und Kohleflözgestein in weniger als 3000 Metern Tiefe würden verboten, heißt es in den Eckpunkten. Dies könne durch eine Verschärfung des Wasserhaushaltsgesetzes erreicht werden, da Grundwasser in diesen Tiefen betroffen sein kann. Wissenschaftliche Probebohrungen zur Erforschung von Umweltrisiken sollen aber erlaubt sein. Nach 2012 sollen diese Regelungen überprüft werden.

Erlaubt bleiben soll auch das seit Jahrzehnten in Deutschland, vor allem in Niedersachsen, eingesetzte konventionelle Fracking in sehr tiefen Schichten wie Sandgestein. Hiefür wird aber künftig eine Umweltverträglichkeitsprüfung wie beim unkonventionellen Fracking vorgeschrieben. In Wasserschutz- und Wassereinzugsgebieten bleibt es verboten. Den Ländern soll zudem ermöglicht werden, weitere Regelungen in Eigenregie zu erlassen.

Deutschland fördert rund zehn Prozent seines Erdgas-Vebrauchs selbst, teils mittels des schon lange angewandten konventionellen Frackings. Aufgrund der Verunsicherung und der hitzigen Debatte über Fracking-Methoden wie in den USA haben die Behörden jedoch in vergangenen Jahren kaum noch neue Bohrungen erlaubt. Vor allem Niedersachsen hatte so auf ein Gesetz gedrängt, um die konventionelle Förderung nicht zum Erliegen zu bringen. Derzeit ist Fracking in Deutschland gar nicht gesondert geregelt, ein Gesetzesvorstoß in der vergangenen Wahlperiode war gescheitert.

Die Opposition warf der Regierung vor, entgegen den Behauptungen auch unkonventionelles Fracking letztlich in Deutschland doch möglich zu machen. Das Konzept sei daher kurz vor dem Wochenende und am Tag des WM-Viertelfinales vorgestellt worden, um möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Unter dem Deckmantel eines angeblichen Verbots mache man Fracking dennoch zu großen Teilen möglich. Die erheblichen Risiken seien zudem mit den vorgeschlagen Auflagen nicht auszuschließen, sagte Linken-Experte Hubertus Zdebel. "Fracking muss ohne jegliche Ausnahmen verboten werden." Auch Grünen-Vize-Fraktionschef Oliver Krischer verlangte ein klares Verbot ohne jegliche Schlupflöcher.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft CO₂-Entnahme: Revolution oder Greenwashing? Der Weg zu einer emissionsneutralen Zukunft
25.12.2024

Die Europäische Union hat sich verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, und es gibt deutliche Anzeichen...

DWN
Politik
Politik Grundsicherung im Alter: Zu wenig gearbeitet und trotzdem Rente?
25.12.2024

Das Thema Rente ist ein heißumkämpftes Wahlkampfthema in der „Rentnerrepublik“ Deutschland – und die Zahl der Rentner und der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brain Drain in Deutschland? 20 Prozent der Studenten wollen nach Abschluss auswandern
25.12.2024

Laut einer Umfrage sehen viele Studenten bessere berufliche Chancen im Ausland. Auch die Zahl der deutschen Auswanderer war zuletzt hoch....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: „Null-Bock-Tage“ im Job? Auszeiten im Arbeitsalltag – ein Arbeitsmodell für Deutschland?
24.12.2024

Der Krankenstand in Deutschland bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau. Und das nicht ohne Grund: „Einfach mal durchatmen“ ist für...

DWN
Politik
Politik Wahlen in Deutschland: Anteil von Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund steigt
24.12.2024

Viele Menschen mit Migrationshintergrund sind wahlberechtigt. Diese Zahl steigt stetig und wird das Land in Zukunft entscheidend...

DWN
Technologie
Technologie Kirche und Künstliche Intelligenz: KI-Jesus im Beichtstuhl verblüfft Kirchenobere
24.12.2024

Avatar direkt in der Kirche: Eine Schweizer Kirche hat in diesem Jahr mit künstlicher Intelligenz einen sprechenden Jesus kreiert, der in...

DWN
Panorama
Panorama Inklusion im Fußball: Wie Manchester United mit Pflegeprodukten für Männer vorangeht
24.12.2024

Manchester United setzt mit der Einführung von Pflegeprodukten für Männer mit Blasenschwäche ein wichtiges Signal für Inklusion im...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionen für deutschen Mittelstand: Hidden Champions kämpfen um Aufmerksamkeit am Kapitalmarkt
24.12.2024

Investitionen für deutschen Mittelstand sind der Schlüssel, um die Innovationskraft der Hidden Champions zu stärken. Diese weltweit...