Gemischtes

Inhalator ermöglicht Cannabis-Therapie ohne Rausch

Lesezeit: 2 min
13.11.2014 10:05
Ein israelisches Startup hat einen medizinischen THC-Inhalator entwickelt. Das Gerät kann die Konzentration der Wirkstoffe so steuern, dass die rauschhafte Wirkung ausbleibt, die schmerz-therapeutische Wirkung jedoch bleibt. Damit wird eine Marihuana-Behandlung beispielsweise auch für Kinder denkbar.
Inhalator ermöglicht Cannabis-Therapie  ohne Rausch

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das israelische Startup Syqe hat einen Inhalator vorgestellt, mit dem die Konzentration der Wirkstoffe von Cannabis präzise gesteuert werden kann. Das Gerät funktioniert ähnlich wie eine E-Zigarette: Konzentriertes THC-Granulat in Kapselform wird in Mikrogramm-Portionen verdunstet. Der psychoaktive Effekt bleibt dabei weitgehend aus, wie Bloomberg berichtet. Die schmerztherapeutische Wirkung jedoch bleibt.

Dadurch will der Hersteller neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnen, beispielsweise für die Behandlung krebskranker Kinder. Der Gründer Perry Davidson erklärt in einem Interview mit dem Wall Street Journal, er hoffe die Akzeptanz von Marihunana als Medizin in der breiten Öffentlichkeit zu erhöhen. Dem Magazin Israel21c sagte er: „Bereits in den 90ern wurde gezeigt, dass Cannabis die Nebenwirkungen einer Krebstherapie bei Kindern mildern kann. Aber das wurde nicht weiter verfolgt, aufgrund der negativen Assoziationen, die daraus entstanden. Dies ist ein Misstand, den ich geradebiegen wollte.“ Er entwickelte eine Strategie, wie er den schlechten Ruf von Cannabis als illegale Droge entgegenwirken könnte und so besser vermarktbar machen.

Den Schlüssel dazu sah Davidson in der Dosierung. Dazu hat Syqe die Einnahme „technologisiert“: Das jetzt vorgestellte Gerät wird im 3-D-Drucker hergestellt und ermöglicht eine exakte Dosierung des Wirkstoffs, die von dem behandelnden Arzt und dem Patienten via Smartphone-App kontrolliert und in Mikrogramm-Schritten eingestellt werden kann. Das steht im kompletten Gegensatz zum traditionellen Joint als Naturprodukt: THC-Kapseln mit immer der gleichen Wirkstoff-Menge von 100 Mikrogramm machen die Wirkung berechenbar. Durch die exakte Dosierung werde der Grad der psychoaktiven und schmerztherapeutischen Wirkung kontrolliert und in ein optimales Gleichgewicht gebracht.

In Israel hat der Unternehmer Davidson dem Gesundheitsministerium geholfen, das staatliche Medical Cannabis Programm mit aufzubauen. Rund 20.000 Israelis haben eine Verschreibung für medizinisches Marihuana, darunter auch Kinder die beispielsweise an Epilepsie leiden Die israelische Regierung hat die Entwicklung des Syqe Inhalers mit einer Million US-Dollar unterstützt und den Gebrauch des Geräts in Krankenhäusern genehmigt. Nicht zuletzt die staatliche Unterstützung hat Israel zu einer weltweiten Vorreiterrolle in Sachen medizinischer Cannabis-Forschung verholfen.

Ein Aufwand, der sich auch finanziell zu lohnen scheint: Cannabis hat sich in Israel zu einer Industrie entwickelt, die großen Herstellerfirmen sind zum Teil bereits an der Börse gelistet. Davidsons Unternehmen will jetzt den US-Markt erobern. Laut Bloomberg hat der dortige Markt für medizinisches Cannabis ein Volumen von 1,4 Milliarden Dollar und wird in den kommenden drei Jahren voraussichtlich auf 10 Milliarden Dollar anwachsen. Eine Genehmigung der US-Regulierungsbehörde könnte für das israelische Startup allerdings schwierig zu bekommen sein. Denn offiziell ist Cannabis in den USA wie auch in Israel illegal. Immer mehr US-Bundesstaaten erlauben jedoch den medizinischen Gebrauch, die Anwender werden auf ca 1 Million US-Bürger geschätzt.

Auch in Deutschland ist der Zugang zu medizinischem Cannabis bisher streng limitiert: Es muss über ein Betäubungsmittel-Rezept verordnet werden, die Krankenkassen übernehmen die Kosten nur in seltenen Fällen. Die neue Möglichkeit, die Medizin ohne Rausch zu verschreiben, könnte auch hierzulande die Diskussion um eine Legalisierung vorantreiben.

[

" href="https://www.youtube.com/watch?v=miUYb_V2GMU
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
" target=_blank>www.youtube.com]


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Technologie
Technologie Ein großer Fortschritt bei der betrieblichen Effizienz

Wie können Sie ganz einfach neue Maßstäbe für die Produktivität in Ihrem Unternehmen setzen?

DWN
Politik
Politik Handel als Waffe: EU erlässt neues Gesetz zum Schutz vor wirtschaftlicher Erpressung
03.10.2023

„Letztes Mittel“: EU setzt mit neuem Handelsinstrument vor allem auf eine abschreckende Wirkung und betont Dialogbereitschaft. Wie...

DWN
Politik
Politik Kiew: EU-Mitgliedschaft „nur Frage der Zeit“
03.10.2023

Das Treffen der EU-Außenminister in der Ukraine macht Kiew Hoffnung auf einen baldigen Beginn der Beitrittsverhandlungen. Bei dem Treffen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massiver Einbruch in der deutschen Startup-Szene
03.10.2023

Im ersten Halbjahr dieses Jahres ist sowohl die Zahl als auch besonders der Umfang der Finanzierungen für deutsche Start-up-Unternehmen...

DWN
Politik
Politik In Ungnade gefallen? Ministerschwund in China häuft sich
03.10.2023

Mittlerweile ist es kein Einzelfall mehr. Immer mehr Verbündete der Parteispitze Chinas und hochrangige Funktionäre fehlen in letzter...

DWN
Politik
Politik Tunesien lehnt EU-Finanzhilfe wegen Einwanderungsabkommen ab
03.10.2023

Tunesien zeigt sich enttäuscht von Brüssel: Nachdem die EU dem Land Milliarden-Unterstützung zugesagt hat, wurde diese nun radikal...

DWN
Finanzen
Finanzen Vizechefin der Deutschen Bundesbank wird oberste EU-Bankenaufseherin
03.10.2023

Die neue Chefin der EZB-Bankenaufsicht will die Bankenunion vorantreiben und eng mit dem EU-Parlament zusammenarbeiten. Die Postenbesetzung...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Versorgt Indonesien den Westen mit Seltenen Erden?
03.10.2023

Indonesien weist große Vorkommen Seltener Erden und weiterer wichtiger Rohstoffe auf. Insbesondere Nickel, das für die Produktion von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen So will Deutschland seine Bürokratie abbauen
02.10.2023

In einem 17-seitigen Papier, das den Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) exklusiv vorliegt, hat eine Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern...