Nach dem harten Vorgehen gegen die unabängige Ratingagentur Egan Jones (mehr hier) schiessen sich die Banken nun auf Moody's ein - zumindest im Land der EU-Ratspräsidentschaft Dänemark. „Sie haben die Linie für Fairness überschritten“, sagt Stehen Nygaard von der dänischen Jyske Bank Bloomberg mit Blick auf den Moody’s Investor Service. „Es ist nicht nur, dass wir eine bestimmte Meinung hätten und wütend wären und weglaufen, wenn sie gegen uns agieren.“ Es ginge um die Grundlagen, „wo wir Moody’s Argumenten nicht folgen können“. Die Jyske Bank ist gerade dabei, der Ratingagentur Moody’s zu kündigen – und sie ist nicht die einzige dänische Bank. Nykredit beendete den Vertrag mit der Ratingagentur bereits am 13. April und die Danske Bank verabschiedete sich im Juni von Moody’s.
Sowohl die dänischen Banken als auch die landesweiten Investoren sind der Ansicht, dass die Ratings von Unternehmen nur einen begrenzten Wert haben. „Was Moody’s tut, übt Druck auf das System aus, und das ist nicht unbedingt eine schlechte Sache“, sagte Peter Lindegaard von Danica Pension, einer Einheit der Danske Bank. Danica hält 20 Milliarden Kronen in Hypothekenschulden. „Wir denken, wir wissen so viel wie Moody’s darüber, wie das System funktioniert“, fügt er hinzu. „Wir erachten sie (die Nykredit Anleihen, Anm. d. Red.) immer noch als eine sehr sichere Investition.“
So kritisierte die Ratingagentur etwa Dänemarks Industrie der Hypotheken-Anleihen, die weltweit nach den USA und Deutschland zu den größten zählt. Diese habe versagt, die Refinanzierungsrisiken hinsichtlich des Missverhältnisses der Laufzeiten von Finanzierung und Kreditvergabe zu senken. Seitdem ist der Leit-Index von Nykredit um 6,3 Prozent auf einen Rekordwert gestiegen. Die Investoren scheinen also die Warnung nicht zu berücksichtigen. „Moodys findet mehr oder weniger jeden zweiten Monat etwas Neues, über das nachgedacht werden soll", kritisierte Sören Holm von der Nykredit in einer Telefonkonferenz mit Investoren.
Moody’s erwirtschaftete im vergangenen Jahr 31 Prozent seines 2,3 Milliarden Umsatzes durch diesen Service in Europa, im Mittleren Osten und in Asien. Wie viel beispielsweise Nykredit und Jyske für diese Ratings zahlen bzw. gezahlt haben, wollten sie jedoch nicht sagen. Zudem bewertet Moody’s die dänischen Hypothekenbanken härter als es andere große Ratingagenturen tun. Es sei zwar nicht so, dass Ratings überhaupt nichts mehr bedeuten, so Inger Huus Pedersen von Dänemarks größten Pensionsfonds PKA. Aber man vertraue dem System der Hypothekenanleihen in Dänemark und auch die Ratingagenturen hätten vor der Finanzkrise 2008 bewiesen, dass sie Fehler machen.
Doch die Kritik Moody’s an den Hypothekenanleihen ist nicht ganz unbegründet. Die Immobilienblase und ihre Folgen drängten im vergangenen Jahr drei dänische Banken in die Pleite. Und während die Staatsverschuldung Dänemarks mit 44,6 Prozent des BIP nur die Hälfte des europäischen Durchschnitts ausmacht, ist die private Verschuldung weltweit fast am höchsten. Die Schulden der privaten Haushalte machten 2010 310 Prozent des verfügbaren Einkommens aus, so BNP Paribas.
Die Ersparnisse der Dänen sind zwar ebenfalls hoch, aber sie sind in schwer zugängliche Renten- und Immobilienvermögen investiert und die variabel verzinslichen Darlehen und Kredite machen mittlerweile mehr als die Hälfte der ausstehenden Schulden der Immobilienbesitzer aus. Dies untergrabe die wirtschaftliche Stabilität, warnt auch der Gouverneur der dänischen Zentralbank Nils Bernstein. Die Zwangsvollstreckungen sprangen im vergangenen Monat auf 32 Prozent – so hoch wie zuletzt vor 17 Jahren – nachdem Dänemarks Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession fiel und die Immobilienpreise im vierten Quartal 2011 acht Prozent niedriger ausfielen als im Vorjahresquartal.