Die BMW-Erbin und Unternehmerin Johanna Quandt ist tot. Sie starb im Alter von 89 Jahren bereits am Montagabend in ihrem Haus im hessischen Bad Homburg, wie ein Sprecher der Familie am Mittwoch mitteilte.
Zusammen mit ihren Kindern Stefan Quandt und Susanne Klatten hielt Johanna Quandt knapp die Hälfte der BMW-Stammaktien. Die Geschwister sitzen auch im Aufsichtsrat des Autobauers. Die starke Stellung der Familie hatte in den vergangenen Jahren für große Kontinuität bei dem Münchner Konzern gesorgt. Johanna Quandt war stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der BMW AG von 1986 bis 1997 und Mitglied des Aufsichtsrats von 1982 bis 1997.
Die Großaktionärin habe dem Unternehmen «Begeisterung und Leidenschaft» entgegengebracht sowie Rückhalt und Sicherheit gegeben», sagte der neue BMW-Vorstandsvorsitzende Harald Krüger der «Süddeutschen Zeitung» (Online). Gesamtbetriebsratschef Manfred Schoch lobte, Johanna Quandt habe «auch bei unterschiedlichen Interessenlagen nie die Bodenhaftung verloren - und in schwierigen Zeiten die Anliegen der einfachen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Auge behalten».
Auch die früheren BMW-Vorstandsvorsitzenden Norber Reithofer und Joachim Milberg würdigten die Verstorbene. Dabei hob Reithofer ihre «Herzlichkeit und ihre warme, unkomplizierte Art» hervor. Milberg sagte, es für ihn «eine Ehre, dass ich Johanna Quandt kennenlernen und mit ihr viele Jahre zusammenarbeiten durfte.»
BMW ist einer der erfolgreichsten Autokonzerne der Welt. Auch in diesem Jahr steuern die Münchner auf neue Bestmarken bei Verkäufen, Umsatz und Gewinn zu. Nach Schätzung des US-Wirtschaftsmagazins «Forbes» war Johanna Quandt mit umgerechnet mehr als zehn Milliarden Euro Vermögen eine der reichsten Deutschen, dazu zählen demnach auch ihre beiden Kinder.
Johanna Maria Quandt, so ihr vollständiger Name, arbeitete in den 1950er Jahren für den Unternehmer Herbert Quandt, den sie 1960 heiratete. Nach seinem Tod 1982 übernahm Johanna Quandt die Mandate in den Aufsichtsräten von BMW, Altana und anderen Gesellschaften. Ende der 1990er Jahre übergab sie die unternehmerische Verantwortung an ihre beiden Kinder.
Die Tochter eines Kunsthistorikers machte sich auch einen Namen durch ihr gemeinnütziges Engagement. Unter anderem förderte sie junge Journalisten. Darüber hinaus engagierte sie sich für die Medizin und die medizinisch-wissenschaftliche Forschung. Johanna Quandt erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter das Große Bundesverdienstkreuz. «Ein Vermögen zu besitzen, das bedeutet auch, gesellschaftliche Verantwortung zu tragen», sagte sie bei der Verleihung 2009.
Auf öffentliche Auftritte legte sie keinen großen Wert. Ihr Sohn Stefan merkte dazu in einer Rede zu ihrem 80. Geburtstag an, so groß das Interesse seiner Mutter an anderen Menschen sei, so wenig leuchte ihr ein, dass sich jemand für sie interessieren könnte. So laute ihre Lieblingsantwort auf die Frage, ob sie «die» Frau Quandt sei: «Ach ja, schön wär's».
Als Unternehmerin habe seine Mutter die Aufgaben, die ihr nach dem Tod Herbert Quandts zugefallen waren, auf eine unspektakuläre und fast preußisch pflichtbewusste Weise erfüllt, berichtete ihr Sohn.