Die Umsätze und Aufträge der Handwerks- und Gewerbebranche sind im ersten Halbjahr 2015 um weitere 2,9 Prozent gesunken. Betroffen ist davon vor allem der Bausektor. Aber auch Gärtner und Konditoren befinden sich in einer auffallend schlechten wirtschaftlichen Situation. Das Stimmungsbarometer der Handwerk- und Gewerbebranchen zeigt, dass die Unternehmen kaum optimistischer in die Zukunft blicken als noch vor einem Jahr: Das Stimmungsbarometer hat sich von minus 10 auf minus 8 Prozentpunkte verbessert.
Deshalb fordern der Direktor KMU Forschung Austria, Walter Bornett, und die Vorsitzende der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, Renate Scheichelbauer-Schuster, Konjunkturimpulse für Gewerbe und Handwerk. Der Handwerkerbonus habe sich als wichtige Stütze erwiesen. Er habe den Schwarzmarkt reduziert und die Unternehmen wirkungsvoll unterstützt. 23 Prozent der Unternehmen, die den Handwerkerbonus erhalten haben, gaben an, dass sie durch den Bonus Mitarbeiter weiter beschäftigen konnten, die sie sonst hätten entlassen müssen. Zehn Prozent der Betriebe konnten durch den Bonus sogar weiterer Mitarbeiter einstellen.
Neben der positiven Auswirkung auf die Beschäftigungslage habe sich der Bonus auch auf den Umsatz positiv ausgewirkt. Umfragen zufolge hat ein Fünftel der Unternehmen hohe oder eher hohe Auswirkungen des Bonus gespürt, 55 Prozent der Betriebe haben geringe Umsatzsteigerungen wahrgenommen. Die Branchen, die die meisten Förderanträge eingereicht haben, befinden sich nun im Vergleich zum Vorjahresquartal in einer besseren wirtschaftlichen Situation. Daraus schließt die Wirtschaftskammer Österreich, dass der Handwerkerbonus ein voller Erfolg gewesen sei.
Der Handwerkerbonus hat Privatpersonen mit bis zu 600 Euro gefördert, wenn diese die Leistung eines Handwerkes in Anspruch genommen haben. Die Maßnahme wurde im August dieses Jahres beendet, weil durch die große Nachfrage die für 2015 zur Verfügung stehenden Förderungsmittel bereits ausgeschöpft wurden.
Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) prognostiziert für 2016 ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent. Dieses wird weder die problematische Jobsituation lösen können noch dazu führen, dass die Unternehmen Gewinne machen. Die Wirtschaftskammer Österreich ist überzeugt, dass Investitionsanreize und Konjunkturimpulse geschaffen werden müssen.
Die Gewerbe und Handwerk Sparte ist der größte heimische Lehrlingsausbilder. In den kommenden Wochen und Monaten werden 50 Lehrplätze der Sparte an unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vergeben. Die Vorsitzende der Bundessparte Gewerbe und Handwerk hebt die Bedeutung bildungsbezogener Maßnahmen in der aktuellen Flüchtlingssituation hervor. Diese erfordere eine enge Zusammenarbeit innerhalb der Wirtschaft und Unterstützung durch die Unternehmen.
Der Personalbedarf in der Sparte Gewerbe und Handwerk ist gewachsen. Mit 0,3 Prozent liegt der Bedarf leicht über dem des Vorjahresquartals. Die Ursache für die anhaltende Nachfrage liegt im Fachkräftemangel einiger Branchen, zum Beispiel bei Installateuren und im chemischen Gewerbe.
Das chemische Gewerbe und das Nahrungsmittelgewerbe sind die einzigen der Sparte, die einen positiven Trend verzeichnen.