Politik

Venezuela fürchtet US-Putsch und mobilisiert die Armee

Venezuelas Präsident fürchtet einen von den USA angestifteten Putsch gegen seine Regierung und hat das Militär mobilisiert. Die US-Regierung arbeitet eng mit der rechten Opposition zusammen. Venezuela spielt, ähnlich wie Brasilien, eine Schlüsselrolle im internationalen Rohstoff-Geschäft.
21.05.2016 01:08
Lesezeit: 1 min

Inmitten zunehmender Spannungen in Venezuela hat der sozialistische Staatschef Nicolás Maduro am Freitag die Armee mobilisiert. Zu den bis Samstag vorgesehenen Übungen wurden mehr als eine halbe Million Soldaten und Milizionäre erwartet. Das Oberste Gericht des Landes erklärte unterdessen den vom Präsidenten ausgerufenen Ausnahmezustand für "verfassungskonform".

Die zweitägigen Übungen dienen Maduro zufolge der "Bedrohung von innen und von außen". Sie richten sich vor allem gegen Washington, das Venezuela im vergangenen Jahr als Gefahr für die innere Sicherheit in den USA bezeichnete, und das Maduro für das meiste Ungemach in seinem Land verantwortlich macht.

Der Ausnahmezustand bedeutet unter anderem, dass Soldaten die öffentliche Ordnung durchsetzen können und befugt sind, Lebensmittel zu verteilen oder zu verkaufen. Das entsprechende Dekret ermöglicht zudem auch die Enteignung von Betrieben.

Die Entscheidung des Obersten Gerichts zum Ausnahmezustand bedeutet einen Etappensieg für Maduro im Machtkampf mit der Opposition. Der Beschluss sei einstimmig gefallen, erklärte das Gericht. Die Opposition beschuldigt es allerdings seit geraumer Zeit, nicht objektiv zu urteilen, sondern Maduro-nah zu sein.

Maduro hatte den Ausnahmezustand Anfang der Woche verhängt. Die konservative Mehrheit im Parlament wies die Maßnahme als nicht verfassungsgemäß zurück, nun entschied das Oberste Gericht für Maduro.

Das rechte Oppositionsbündnis MUD (Mesa de Unidad Democrática, Tisch der demokratischen Einheit) versucht seit Monaten, Maduro mit einem Volksentscheid abzusetzen. Die Gegner des Präsidenten sammelten dafür nach eigenen Angaben schon 1,8 Millionen Unterschriften, zudem gibt es immer wieder Massenproteste gegen Maduro. Die Regierung will das Referendum verhindern. Der Präsident beschuldigt die USA, hinter den Bestrebungen der Opposition zu seiner Ablösung zu stehen.

Der Oppositionsführer Henrique Capriles, der Maduro bei der Präsidentschaftswahl 2013 knapp unterlag, sagte dem britischen Sender BBC, sollten die Mannschaften in der Armee Maduro die Gefolgschaft verweigern, könne es zu einem "Militäraufstand" kommen. Er wolle aber "nicht sagen, ob die Chancen gut oder schlecht stehen".

Eine Vermittlungsdelegation dreier ehemaliger Regierungschefs aus Spanien, Panama und der Dominikanischen Republik versuchte unterdessen auf Einladung der Union Südamerikanischer Staaten (Unasur), in Caracas einen "nationalen Dialog" zwischen Regierung und Opposition zustande zu bringen. Ihr Leiter, der einstige spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero, sagte, der Weg werde "lang, kompliziert und schwierig".

Die Außenminister Argentiniens, Chiles und Uruguays riefen in einer gemeinsamen Erklärung im Namen ihrer Regierungen zu einem "dringenden politischen Dialog" in Venezuela auf.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...