Politik

China und USA kämpfen um den Rohstoffmarkt Brasiliens

Lesezeit: 2 min
02.06.2016 00:10
Zwischen China und den USA tobt seit mehreren Jahren ein Kampf um den brasilianischen Öl-Markt. Hinzu kommt, dass die beiden Länder auch den brasilianischen Markt für das Metall Niobium kontrollieren wollen. Niobium wird vor allem in der Stahl-, Waffen- und Öl-Industrie eingesetzt.
China und USA kämpfen um den Rohstoffmarkt Brasiliens

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der globale Rohstoffkampf um das Metall Niobium ist in vollem Gange. Niobium gilt als eines der kostbarsten und wichtigsten Metalle der Welt und wird beim Bau von Ölpipelines sowie bei der Herstellung von nuklearen Kernbrennstäben und in der Rüstungsindustrie benutzt. Der Metall-Förderer Cradle Resources berichtet, dass 90 Prozent des Metalls aus Brasilien kommt. Der weltweite Hauptförderer ist der brasilianische Konzern Brasileira de Metalurgia & Mineracao (CBMM). Die chinesische Firma China Molybdenum hatte Ende April den britischen Niobium-Förderer Anglo American, der in Brasilien operiert, übernommen, berichtet die Financial Times.

Ein weiterer Bieter für Anglo American war der US-Konzern Apollo, meldet Reuters. Doch die Briten entschieden gegen die Amerikaner. Bereits im Jahr 2011 hatte eine chinesisches Konsortium 15 Prozent an CBMM erworben, um in den Niobiummarkt einzusteigen. US-Konzernen hat die brasilianische Regierung bisher keine Genehmigung erteilt, sich in den Niobiummarkt einzukaufen. Dabei fanden die Amerikaner bereits in den 1960er Jahren heraus, dass das Metall sehr wichtig für die Öl- und Waffenindustrie ist .

„Im Jahr 1965 überzeugte der US-amerikanische Admiral Arthur W. Radford den brasilianischen Banker und Ex-Botschafter in Washington, ein Projekt zu unterstützen, dass die Förderung von Niobium nach sich ziehen sollte“ berichtet Bloomberg. Um das Jahr 1970 wurde das Metall dann im Technologie- und Industriesektor eingesetzt.

„Ab 2010 war China der größte Niobium-Konsument der Welt, gefolgt von den USA und Europa. China ist der stärkste Wachstumsmarkt für den Niobium-Konsum. 25 Prozent des weltweiten Niobium-Konsums entfallen auf China, was die Größe und Bedeutung der chinesischen Stahlindustrie widerspiegelt (…). Die hohe Wachstumsrate der BRICS-Staaten hat zu einer direkten Erhöhung der Stahlproduktion geführt. Während das weltweite BIP im Jahr 2010 um 5,1 Prozent stieg, verzeichneten die BRICS-Staaten im selben Zeitraum einen Anstieg von 8,8 Prozent. Diversen Prognosen für das Jahr 2020 zufolge sollen die BRICS-Staaten einen 49-prozentigen Anteil für das weltweite BIP-Wachstum aufweisen. Dies geht einher mit einer erhöhten Stahlproduktion und damit einer hohen Nachfrage nach Niobium“, berichtet die Methodistische Universität von Piracicaba und das Zentrum für Bildung und Technologie von Minas Gerais in einer gemeinsamen wissenschaftlichen Studie.

Da China und die USA die größten Hauptkonkurrenten bei der Nachfrage nach Niobium sind, dürften sich beide Staaten aktiv in die Innenpolitik Brasiliens einmischen, um sich den Niobium-Rohstoffmarkt zu sichern.

In der derzeitigen Phase haben die USA den Vorteil, dass die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff, die mittlerweile abgesetzt wurde und den Amerikanern keinen Zugang zu den brasilianischen Rohstoffen geben wollte, durch den pro-amerikanischen Michel Temer ersetzt wurde. Temer hat bereits eine großangelegte Privatisierung der staatlichen Rohstoffförderer angekündigt, wovon auch der Niobium-Sektor betroffen ist. Seine erste Amtshandlung bestand darin, den ehemaligen Mitarbeiter des IWF und Investmentbanker, Ilan Goldfajn, zum Notenbank-Chef Brasiliens zu ernennen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ein neuer China-Schock? Wie neue Exportwellen aus China die deutsche Industrie treffen könnten
17.09.2024

Chinas Wirtschaft scheint dieser Tage unberechenbar. Nun könnte ein neuer China-Schock die Kernindustrie Europas bedrohen. Wie groß ist...

DWN
Finanzen
Finanzen DSV ist ein Börsenwunder: Gewinn von rund 76.100 Prozent
17.09.2024

Keine andere dänische Aktie kann es mit der DSV-Aktie aufnehmen, wenn es um die Rendite geht. Eine Übernehme von DB Schenker baut diese...

DWN
Politik
Politik Merz wird Kanzlerkandidat der Union
17.09.2024

CDU-Chef Merz und CSU-Chef Söder haben sich in der Kanzlerkandidatur für Merz entschieden. Für den Mittag haben sie zu einer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Intel stoppt Megaprojekt: Zweifel an Staatshilfen wachsen
17.09.2024

Der US-Chiphersteller Intel stoppt den Bau seiner Fabrik in Magdeburg, trotz zugesagter Staatshilfen im Umfang von 9,9 Milliarden Euro....

DWN
Politik
Politik Netzentgelte: Bundesnetzagentur plant vorzeitig steigende Gaspreise – bis zu 40 Prozent Erhöhung möglich
17.09.2024

Preistreiber Energiewende: Erdgasnetze werden überflüssig und sollen schrittweise bis 2045 abgebaut werden, doch die Endnutzer müssen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel: Weg frei für Fachkräfte aus Kenia – eine „Win-win-Situation“?
17.09.2024

Mit der Begründung, dass Deutschland Fachkräfte am Arbeitsmarkt fehlen, hat die Bundesregierung ein Anwerbungsabkommen mit Kenia...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Intel verschiebt Baustart von Chipfabrik in Magdeburg
17.09.2024

Der US-Konzern Intel pausiert seine Pläne für die Chipfabrik in Magdeburg wegen Verluste und Sparprogramme. In der Regierung ging sofort...

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen in Brandenburg: Alles, was man wissen sollte
17.09.2024

Das politische Deutschland blickt gespannt auf die anstehende Landtagswahl in Brandenburg. Wofür stehen die Spitzenkandidaten von SPD,...